[gelesen] A Hundred Chances. Aufbruch ins Ungewisse von Marit Warncke

Rezensionsexemplar

© Impress
A Hundred Chances. Aufbruch ins Ungewisse
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Marit Warncke
erschienen im August 2020
394 Seiten
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hier gehts zum Verlag
Impress/ Carlsen.

letztlich enttäuschend

Floras Leben ist alles andere als einfach. Seit sie und ihre Schwester Alice ihre Eltern verloren haben, müssen sie in der rauen Megacity allein für sich sorgen. Das bequeme Leben ist der Elite vorbehalten. Alles, was die Schwestern noch haben, ist einander. Doch plötzlich scheint sich eine Chance auf den direkten Weg nach oben zu bieten: als Freiwillige für ein Besiedlungsprogramm jenseits der ihnen bekannten Welt. Leider gibt es ein Problem. Je Familie ist nur eine Person zugelassen. Ohne zu zögern, überlässt Flora ihrer begabten Schwester den Platz und geht selbst unter falscher Identität an Bord. Nun muss sie vorgeben, ein Elite-Mitglied zu sein – und das auch noch vor dem faszinierenden Aaron. Doch selbst er scheint nur eine Rolle zu spielen …

Das Buch ist als in sich geschlossener Einzelband ausgeschrieben – auf dieser Grundlage bin ich nach dem Lesen ziemlich enttäuscht. Für mich hat das Buch kein Ende. Es bleibt alles offen. Vielleicht soll dieser Schluss Hoffnung vermitteln, in meinen Augen handelt es sich aber eigentlich um eine völlig aussichtslose Situation, sodass ich mit diesem Ende nichts anfangen kann.

Aber auch der Rest des Buches war ein ziemliches Auf und Ab. Irgendwie fehlte mir der rote Faden, ein klares Thema oder Ziel für die Handlung. Der Klappentext stützt sich komplett auf das Versteckspiel auf dem Raumschiff. Die Zeit im Weltraum macht aber nur einen Teil der Gesamthandlung aus. Und davon wurde mit einem Zeitsprung auch noch ein großes Stück ausgespart, obwohl gerade die Rolle von Flora in dieser Zeit (bis dahin) das eigentlich Konfliktthema war. Und so ist auch die Spannungskurve eher eine Wellenlinie, die mal ansteigt, aber auch viel zu lange wieder abnimmt und zu viel Zeit braucht, um nochmal zuzulegen. Ein Problem wird abgehandelt, dann plätschert die Geschichte vor sich hin, bevor es kurz vor Schluss nochmal einen neuen Konflikt gibt, der für neue Spannungsmomente sorgt, in meinen Augen durch das offene Ende aber nicht fertig aufgelöst wird.
Zudem gibt es einige wichtige und überraschende Aufdeckungen und Erkenntnisse, auf die letztlich gar nicht mehr eingegangen wird, obwohl sie eigentlich ein zentrales Thema und wegweisend für eine (un)mögliche Zukunft sein sollten.

Total gut gefallen hat mir die Ausgestaltung des fremden, erdähnlichen Planeten, der ungewöhnliche Tiere und Pflanzen beherbergt und die Siedler mit unerwarteten Lebensverhältnissen konfrontiert. Erschreckend ist die Entwicklung auf der zukünftigen Erde, wo die Städte in die Höhe wachsen uns die Lebensbedingungen für viele Menschen schwierig geworden sind. Auch die Bedingungen auf dem Raumschiff mit Essen aus Tüten oder der schwerkraftbedingten Fortbewegung fand ich sehr spannend.

Erzählt wird die Geschichte von Ich-Erzählerin Flora, die zu Beginn der Reise erst 14/15 Jahre alt ist und sich teilweise auch entsprechend naiv benimmt. Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich.

Fazit

Als Auftaktband einer Reihe hätte mir das Buch durchaus gefallen. Als Einzelband, in dessen Klappentext vor allem das Versteckspiel auf dem Raumschiff thematisiert wird, bin ich nach dem Lesen aber unzufrieden, da eine große Zeitspanne eben dieses Versteckens einfach ausgespart wird. Zudem bleibt das Ende völlig offen. Es gibt durchaus spannende Momente, aber auch zu viele Passagen, in denen die Handlung vor sich hin plätschert, bevor sich ein neues Thema auftut.

Ich danke dem Verlag sowie NetGalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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