[gelesen] Tatacoa. Gefangen unter der Wüste von Thomas Zeller

Rezensionsexemplar

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Tatacoa. Gefangen unter der Wüste

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Thomas Zeller
erschienen im April 2019
Selfpublishing
300 Seiten
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Tatacoa/ Thomas Zeller
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lesenswerte Abenteuer-Geschichte mit spannendem Handlungsort

Im Auftrag seines Onkels, der ein Planetarium in der Wüste besitzt, soll der 19-jährige Daniel eine Reisegruppe durch die Tatacoa-Wüste führen. Dabei verschwinden mehrere Menschen. Wie sich herausstellt, sind sie nicht die ersten, die vermisst werden. Daniel und der Rest der Gruppe begeben sich auf die Suche, bei der sie auf ein unterirdisches Bergwerk stoßen, in dem sie eine kriminelle Bande und etliche Gefahren erwarten…

Das Setting der kolumbianischen Tatacoa-Wüste finde ich sehr spannend. Bildhafte Beschreibungen der rauen Landschaft erleichtern es, sich die karge Gegend mit ihren Canyons und schroffen Felsen vorzustellen.
Die Kombination mit dem vergessenen unterirdischen Bergwerk, in dem Gauner ihr Unwesen trieben, und alten Mythen, die doch ein Körnchen (oder in diesem Fall eher einen Brocken) Wahrheit enthalten, sorgen für eine vielversprechende Ausgangssituation.

Der Start der Geschichte hat mir gut gefallen. Daniel soll für eine Gruppe die Führung in der Wüste übernehmen. Plötzlich verschwinden einige der Teilnehmer spurlos, mysteriöse Ereignisse häufen sich. Doch die Polizei zeigt wenig Interesse, die Gesuchten wiederzufinden, sodass Daniel und seine neuen Freunde sich selbst auf die Suche machen müssen.
Sie stoßen auf eine kriminelle Bande, die scheinbar Unmögliches von ihnen erwartet, und müssen sich den Gefahren der unterirdischen Anlage stellen.

Im Mittelteil zog sich die Handlung für mich etwas. Es gibt zwar einige Probleme zu bewältigen, teilweise sind den Charakteren aber auch einfach die Hände gebunden. Extrem detaillierte Beschreibungen der Tunnelanlage und spezieller technischer Gerätschaften, die sie dort vorfinden, bremsen die Spannung zusätzlich aus.

Im letzten Drittel konnte mich das Buch dann allerdings komplett fesseln. Die Figuren müssen sich im Wettlauf gegen die Zeit beweisen, denn verschiedene Gefahren und skrupellose Gegner sitzen ihnen im Nacken. Dabei kommt es zu einigen dramatischen Ereignissen in schier aussichtslosen Situationen, die an den Nerven der Charaktere zerren und auch manche die Nerven verlieren lassen – was in ihrer Lage nur allzu verständlich ist.

Allerdings fiel es mir hierbei auch manchmal nicht ganz leicht, mir das Geschehen wirklich vorzustellen: Daniel und seine Freunde bewegen sich in diesem verschachtelten Bergwerk. Zusätzlich zu den vorhandenen Gängen graben sie neue Verbindungen. Trotz diverser Beschreibungen verschiedener physikalischer Vorgänge und der technischen Gerätschaften fand ich die Begebenheiten teilweise unübersichtlich. Welche Gänge und Höhlen wie zueinander liegen, spielt ebenso wie die Beschaffenheit der Gesteinsschichten keine unerhebliche Rolle für den Fortgang der Ereignisse. Doch gerade bei manchen der unterirdischen Szenen, in denen die Figuren sich plötzlich in verborgenen Kammern und vergessenen Tunneln wiederfinden, fiel es mir schwer, mir den genauen Ablauf der Ereignisse vorzustellen.

Insgesamt empfand ich die Figuren für ihr junges Alter zwischen 16 und 19 Jahren etwas zu abgeklärt und kontrolliert. Sie meistern die Situationen unter extremen Bedingungen mit nur wenigen Panikattacken, obwohl sie diverse Verluste und Rückschläge erleiden müssen. Sie denken sehr strategisch und entwickeln komplexe Pläne.
Und nebenbei entwickeln sie teilweise auch noch Gefühle füreinander – wobei diese Gefühlsentwicklung für mich zu schnell und nicht ganz nachvollziehbar war. Dies ist wohl auch ein Stück weit dem Erzählstil geschuldet. Denn obwohl Daniel der Ich-Erzähler der Geschichte ist, habe ich seine Ausführungen als eher distanziert und auch oft emotionslos empfunden. So bekommt auch der Tod wichtiger Menschen nicht genug Raum, bevor die Figuren ihren Weg auch schon fortsetzen, sodass die Gefühle insgesamt etwas auf der Strecke bleiben.

Fazit

Alles in allem eine lesenswerte Abenteuer-Geschichte in einem spannenden Setting: Das unterirdische Bergwerk birgt jede Menge Geheimnisse und Gefahren – nicht nur in Form der Verbrecher, die Daniel und seine Freunde dort gefangen halten. Gleichzeitig hat der Handlungsort mich aber auch an die Grenzen meiner Vorstellungskraft gebracht, denn nicht immer konnte ich die Begebenheiten, wie welche Gänge aufeinandertreffen und welche Auswirkungen dies für Luft und Gestein so weit unter der Erde hat, komplett nachvollziehen. Teilweise gibt es zu ausschweifende technische Erklärungen, die das Tempo ausbremsen. So hatte die Story im Mittelteil für mich einige Längen, das Ende ist allerdings sehr spannend und dramatisch.

 

Ich danke dem Autoren Thomas Zeller für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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