[gelesen] Aus schwarzem Wasser von Anne Freytag

Rezensionsexemplar

©dtv
Aus schwarzem Wasser

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Autorin: Anne Freytag
erschienen 21. August 2020
608 Seiten
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dtv
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spannender Thriller mit Fantasyelementen – nur das Ende…

Maja und ihre Mutter haben zwar nicht das beste Verhältnis zueinander, aber man würde doch nicht so weit gehen, dass sie einander mutwillig schaden wollen. Doch dann passiert ein schrecklicher Unfall und die Innenministerin stirbt. Die letzten Worte, die sie an ihre Tochter richtet, erschüttern die junge Frau und lassen sie durcheinander und ratlos zurück. Auch der Unfallverlauf bringt zahlreiche Fragen mit sich, denn eigentlich sollte auch Maja ihn nicht überlebt haben. Für sie beginnt nun die Suche nach der Wahrheit, die immer mehr Rätsel und Fragen aufwirft. Begleitet wird sie dabei stets von der Frage, wem sie trauen kann und wer sie nur für eigene Zwecke manipuliert.

Dieses Buch war vielseitiger, als ich es zu Beginn erwartet hatte. Es sind Elemente rund um die Umwelt, Politik und Wissenschaft enthalten, aber auch fantastische Bausteine, die die Handlung noch facettenreicher gemacht haben. Das Wasser Macht besitzt, ist jedem von uns klar, denn ohne Wasser kann niemand von uns leben. Aber was wenn sich im Wasser noch mehr befindet, als die meisten von uns wissen und glauben? Und was wenn sich diese Macht erhebt und angreift, weil sie bis dahin einfach zu wenig gehört und beachtet wurde? Die Chance auf eine friedliche Lösung war da, oder nicht? Und nun rollt eine Katastrophe nach der anderen auf die zum größten Teil ahnungslose Bevölkerung zu.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Auch wenn die Geschehnisse im und unter Wasser das Buch der Kategorie Fantasy bringen, so sind doch viele Dinge, die angesprochen werden, auch in die Realität übertragbar. Vielleicht wird das Wasser nicht so zurückschlagen, wie im Buch beschrieben, aber irgendwann wird die Menschheit vielleicht die Quittung dafür bekommen, was nicht so gut läuft. Die Umweltkritik, die immer wieder mitschwingt, hat mir gut gefallen. Ich hatte mit den Fantasy-Elementen nicht gerechnet, hatte mich aber schnell daran gewöhnt und konnte mich dann gut darauf einlassen.
Maja und ein weiterer Charaktere, der im Verlauf des Buches auftaucht, berichten aus der Ich-Perspektive, wodurch man besonders diese beiden Figuren sehr intensiv kennenlernt. Für Maja ist alles sehr verwirrend und bedrohlich. Umso mehr sie erfährt, umso mehr ist sie in Gefahr. Und auch die Menschen, denen sie bisher vertraut hat, kann sie nicht unbedingt weiterhin trauen. Stück für Stück taucht sie in die Wahrheit ein, die so viel komplexer ist, als sie es vermutet hätte.
Die anderen Passagen werden durch einen personalen Erzähler geschildert. Einige Abschnitte spielen in der Gegenwart, andere führen in die Vergangenheit, zu den Ursprüngen und Anfängen einiger Verbindungen und Entwicklungen. Durch die Wechsel in den Perspektiven erhält man einen sehr umfassenden Blick auf die Handlung, die sich aus verschiedenen Strängen zusammensetzt. Teilweise weiß man dadurch schon etwas mehr als Maja, es ist aber nie so, dass es dadurch langweilig wird. Einige der Erklärungen, die für die Protagonistin nötig wären, um die Verknüpfungen zu verstehen, erhält der Leser durch die Rückblicke, bei denen einige mehrere Jahre, andere nur einige Wochen zurück reichen, so dass diese Erläuterungen in Majas Kapiteln kürzer ausfallen oder teilweise auch wegfallen. Für sie sind damit zwar vielleicht nicht alle Details und Zusammenhänge der persönlichen Komponenten offensichtlich, der Leser kann die Charaktere durch die Einschübe besser kennenlernen und es wird deutlich, wer mit wem in welcher Verbindung gestanden hat, wo es Intrigen und Geheimnisse gab, wer für das Wohl aller handelt und wer nur auf sich bedacht ist und so weiter. Die Komplexität der Geschichte wird erst durch die zahlreichen Wechsel der Perspektiven deutlich.

Der Schreibstil von Anne Freytag ist angenehm und mitnehmend. Es ist nicht ganz so poetisch, wie zum Beispiel in „Mein bester letzter Sommer“, aber hier bewegt man sich ja auch in einem ganz anderen Genre. Dennoch war ihr Stil erkennbar, denn es gibt viele beschreibende Passagen und Ausdrücke, nur eben etwas düsterer, aufrüttelnder oder die Verwirrung von Maja noch verdeutlichend. Durch die intensiven Beschreibungen sind die Gefühle und Empfindungen der Charaktere lebendig und greifbar geworden. Besonders Majas Seelenleben wird sehr detailliert eingebunden. Aber auch bei den anderen Figuren wird deutlich, was in ihnen vorgeht, wie sich der Verrat für sie anfühlt oder wie kaltherzig sie teilweise sind.
Weite Teile der Handlung sind spannend und durch die schnellen Wechsel in den Kapiteln wird das Tempo und die Dynamik in der Geschichte noch verstärkt. Umso weiter man im Buch voranschreitet, umso turbulenter, weitreichender und tödlicher werden die Entwicklungen. Es wird allerdings nicht so blutig, auch wenn es viele Opfer gibt. Die Aufdeckung der Zusammenhänge, die Verknüpfungen zwischen den Personen und auch das Geheimnis der Meere hat mir gut gefallen. Es war interessant und spannend zu verfolgen, vor allem durch die zahlreichen, unterschiedlichen Elemente, die in die Handlung eingebaut wurden. Auf dem Weg zum Showdown steckt viel Wahrheit und Kritik, an Dingen, die nicht so optimal laufen.
Allerdings hat mich das Ende irgendwie unzufrieden zurück gelassen und ich kann gar nicht ganz sagen, was das genaue Problem ist. Irgendwie ist das Buch zwar fertig, aber irgendwie fühlt es sich nicht so richtig zu Ende an. Es ist viel passiert, der Konflikt ist ausgetragen und dann wird man mit den Resten und Trümmern irgendwie allein gelassen. Zeitweise war für mich auch nicht mehr ganz deutlich, wer nun auf welcher Seite steht und für was gekämpft wird. Intrigen in den Intrigen, Überläufer, Machthungrige, die für Dinge einstehen, für die sie eigentlich nicht sein sollten – es gibt immer mehr Chaos und immer mehr Opfer, bis es dann vorbei ist.
Ich persönlich hätte da einfach gern noch ein paar mehr Erläuterungen oder irgendwas gehabt, was es nicht so unfertig erscheinen lässt. Ich war zum Ende einfach noch etwas irritiert und verwirrt und auch wenn das Buch spannend war, fühlt sich der Abschluss irgendwie nicht optimal an. Allerdings habe ich auch eine unlektorierte Vorabversion gelesen und es ist daher möglich, dass es im Buch dann anders sein wird.

Fazit

Ein facettenreicher, komplexer und spannender Thriller, der mich mit den fantastischen Elementen überrascht, mit dem Ende aber wieder ein paar Pluspunkte eingebüßt hat. Der Schreibstil ist sehr intensiv, beschreibend, mitnehmend und durch die zahlreichen Perspektiv- und Ortswechsel temporeich und dynamisch.
Das Buch hat mir gefallen, aber das Ende hat mich einfach nicht so komplett überzeugt, leider.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

8 Gedanken zu „[gelesen] Aus schwarzem Wasser von Anne Freytag“

  1. Hallo liebe Dana,
    über dieses Buch haben wir ja schon ein wenig gesprochen. Anne Freytag gehört ja zu meinen Lieblingsautoren. Thriller sind nicht mein bevorzugtes Genre, aber ich wäre ihnen nun auch nicht gänzlich abgeneigt. Daher habe ich mit diesem Buch auch schon ein wenig geliebäugelt.
    Es freut mich, dass du Anne Freytags Schreibstil in diesem Buch wiedererkannt hast und dass er dabei aber auch dem Genre angepasst erschien. Ich habe mich auch sehr gefreut zu lesen, dass die Handlung hier stellenweise rasant daherkam. Oft schreibt die Autorin nämlich auch eher ruhig und entspannt (etwas, das ich sehr mag und was ganz besonders gut zu Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte gepasst hat. Aber in einem Thriller wünscht man sich natürlich auch Dynamik.

    Schade, dass das Ende nicht ganz rund war. Aber es klingt auch so, als hättest du zwischendrin auch einige unterhaltsame Stunden gehabt :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      es ist auf jeden Fall kein so brutal und blutiger Thriller, wie z.B. die Bücher von Chris Carter 😉 Auch wenn es nicht ganz ohne Blut auskommt und natürlich auch gewaltsame Handlungen vorkommen.
      Es war eine schöne und auch abwechslungsreiche Geschichte, auch wenn ich das Ende nicht rund fand, aber das ist eben vielleicht auch Geschmackssache… Der Weg dahin war zumindest interessant ^^
      Vielleicht bleibe ich aber in Zukunft doch erst mal bei ihren Jugendbüchern.
      Liebe Grüße
      Dana

        1. Sobald ich Zeit dafür finde, werde ich mir deinen Buchtipp zu Herzen nehmen. 🙂 Das hat bei „Mein bester letzter Sommer“ ja schon gut geklappt.

  2. Liebe Dana,

    eine sehr schöne Rezension. Ich habe schon lange keinen Thriller mehr gelesen und möchte so langsam wieder damit anfangen, um etwas Abwechslung in mein Leseverhalten zu bringen. Schade, dass dich das Ende nicht so sehr überzeugen konnte, denn die Geschichte klingt schon sehr gut und sehr komplex.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      ich habe zwischendurch auch einige Zeit kaum Thriller gelesen, bis ich wieder damit angefangen habe. Und auch wenn ich mich immer noch mehr in anderen Genre aufhalte, lese oder höre ich sie doch ganz gern. Ist eben auch immer die Frage, was für eine Art Thriller man dann sucht. Ob es sehr blutig und gruselig sein soll oder lieber eher nicht. Thriller ist ja auch nicht gleich Thriller 😉
      Liebe Grüße
      Dana

      1. Liebe Dana,

        jaa das stimmt. Ich beginne demnächst mit „Raum der Angst“ und bin schon sehr gespannt, wie er mir gefallen wird. Ich lese ja am liebsten Trhiller, die spannend und auch gruselig sind. Aber dabei sollten sie real bleiben. Also keine fantastischen Elemente enthalten, denn dann sind es irgendwie keine Thriller mehr für mich 🙂

        Liebe Grüße
        Jenny

        1. Hallo Jenny,
          oh da bin ich aber auch gespannt, wie dir Raum der Angst gefallen wird. Ich habe es gestern gerade fertig gelesen 😉
          Ich kann verstehen, dass du es lieber real magst, dabei kommen dann die gruseligen Szenen auch einfach etwas besser rüber, als wenn es zu fantastisch wird. Wenn ich mir vorstellen kann, dass das jederzeit so passieren könnte, schlägt es bei mir auch mehr an 😉
          Liebe Grüße
          Dana

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