[gehört] Die Falle von Melanie Raabe

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Die Falle

Autorin: Melanie Raabe
Sprecher: Birgit Minichmayr, Devid Striesow
erschienen Juni 2020
ungekürzte Lesung, 628 Minuten
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Randomhouse
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ein paar Längen, aber auch spannend

Linda Conrads ist Bestseller-Autorin. Die Fans lieben ihre Bücher doch über die Autorin selbst ist nur wenig bekannt. Sie lebt sehr zurückgezogen, gibt kaum Interviews und lässt andere Menschen nur in ihr Haus, wenn es nicht anders geht. Linda selbst verlässt ihr Reich seit Jahren nicht mehr. Eine düstere Erinnerung quält sie und egal wie viele Jahre vergehen, der Schmerz über den Verlust ihrer Schwester nimmt einfach nicht ab. Und ihr Mörder lauert immer noch irgendwo da draußen, vielleicht sogar ganz in der Nähe…

Zu Beginn des Hörbuchs musste ich mich ein wenig an die Sprechweise und die Stimme gewöhnen. Die Tonlage ist eher tief und rau, aber umso mehr man von Linda erfährt und umso intensiver man die Handlung eintaucht, umso passender empfand ich die Sprecherin. Aufkeimende Gefühle, vor allem die Panikwellen, die über Linda hinweg schwappen, sind gut dargestellt und werden auch durch die Veränderungen in der Stimme und dem Sprechtempo unterstützt.
Neben den aktuellen Entwicklungen rund um Autorin Linda Conrads gibt es noch Auszüge aus ihrem Buch, an dem sie schreibt. Das erste Mal schreibt sie einen Thriller/Krimi. Das kommt zwar für alle anderen unerwartet, aber nach dem, was sie erlebt hat, ist es gar nicht so unlogisch. Denn in dem Buch verarbeitet Linda den Mord an ihrer Schwester. Die Ermittlungen dazu konnten nie erfolgreich abgeschlossen werden, der Täter ist noch immer nicht gefasst und Linda bekommt den kurzen Blick auf den möglichen Mörder einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ihr neustes Werk gibt daher auch Einblicke in die Ereignisse vor über elf Jahren und bringt einem die Geschichte der Schwestern etwas näher. Mir haben diese Wechsel zwischen aktuellem und vergangenem Geschehen gut gefallen. Auch wenn in „Blutsschwestern“, dem Buch, das Linda Conrads schreibt, nicht alle Abschnitte rein autobiografisch sind, so erlebt man dort doch eine Facette der Protagonistin, die sie jetzt in ihrer Isolation natürlich nicht mehr so zeigt. Die Szenen aus „Blutsschwestern“ werden vom männlichen Sprecher übernommen, so dass man gut auseinanderhalten kann, was in der Gegenwart passiert und welche Abschnitte einen in die Vergangenheit mitnehmen. Seine Stimmfarbe hat mir gut gefallen und es hat auch gut zu der Thematik gepasst.

Nach und nach baut sich also das Bild zusammen und man kann erahnen, wer Linda ist, was damals geschehen ist und wieso sie das so in die Einsamkeit getrieben hat. Eingesperrt in ihrem Haus kam sie mir manchmal etwas seltsam vor. Ich konnte sie nicht immer richtig greifen und schon gar nicht einschätzen. Außerdem gab es auch ein paar Passagen, die ich als etwas langatmig empfand, in denen nicht so viel passiert ist und die für meinen Geschmack ein wenig kürzer hätten ausfallen können.
Als dann der potenzielle Täter mit ins Spiel kommt, nimmt die Handlung mehr an Fahrt auf. Manchmal wusste ich selbst schon gar nicht mehr, was ich glauben und denken soll. Die wirren Gedanken haben sich praktisch auf mich übertragen und ich habe angefangen alles in Frage zu stellen. Daher war es aus meiner Sicht gut gemacht und es ist mir schwer gefallen, zu durchschauen, was da gespielt wurde bzw. wer der Spielleiter war. Missverständnisse, falsch geknüpfte Zusammenhänge, Täuschungsmanöver, Zweifel und eine nicht so leicht einzuschätzende Protagonistin haben verschiedene Lösungen möglich gemacht. Die Auflösung selbst hat mir dann wieder gut gefallen, auch wenn es vorher ein paar Längen im Buch gab.

Fazit

Ein Buch in dem ein Buch geschrieben und aus dem immer wieder, teilweise auch recht umfangreiche, Auszüge gezeigt werden, hatte ich in der Form noch nicht. Da die Geschichte, die Autorin Linda Conrads schreibt, größtenteils autobiografisch ist, gibt es die Erlebnisse der Vergangenheit also nicht als einfache Nacherzählungen, sondern verpackt in die Romanhandlung. Auch wenn es einige Passagen gab, die mir zu ruhig waren, hat mir das Buch insgesamt gut gefallen. Autorin Melanie Raabe hat es geschafft mich zu verwirren und zweifeln zu lassen, an dem was man so erfährt und wie es zusammenhängen könnte.


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