[gelesen] Lips don’t lie von Ginger Scott

Rezensionsexemplar

© Ravensburger
Lips don’t lie
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Ginger Scott
erschienen im Mai 2020
416 Seiten
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Ravensburger

leider etwas zäh

Riley ist neu in der Gegend. Ihr größter Wunsch ist es, Baskettball zu spielen, doch auf dem örtlichen Platz zeigen ihr die Jungs die kalte Schulter, bis sie zu drastischen Maßnahmen greift.
Tristan ist Mitglied einer berühmt berüchtigten Gang. Dealen und Gewalt stehen an der Tagesordnung und auch mit dem Tod wird er häufig konfrontiert. Dass er Riley mag, darf er nicht zeigen und versucht sie deshalb zu vertreiben. Sonst könnte es für sie beide gefährlich werden…

Riley ist eine sympathische Protagonistin. Nach dem Verschwinden ihrer Mutter hat sich ihr Leben stark verändert. Sie sorgt sich liebevoll um ihren Vater, kämpft verbissen für ihre Ziele und geht freundlich auf ihre Mitmenschen zu. Dass Tristan etwas in ihr berührt, bringt sie aus dem Konzept, besonders weil er sich oft wie ein Mistkerl verhält.

Der 17-jährige Tristan wurde sozusagen in die Gang hineingeboren. Er kennt kein anderes Leben und hat sich ein Stück weit damit abgefunden – zumal ein Ausstieg nahezu unmöglich ist. Obwohl er oft gezwungen ist, schlimme Dinge zu tun und manches durchaus auch cool findet, zieht er für sich dennoch Grenzen. Er versucht, seine Familie und Freunde zu schützen – und hält dafür oft den eigenen Kopf hin. So versucht er auch, Riley durch seine Unfreundlichkeit auf Abstand zu halten, um die Aufmerksamkeit des Gangführers nicht auf sie zu lenken.
Auch Tristan fand ich im Verlauf sympathisch, da sein ätzendes Verhalten gutgemeinte Gründe hat. Die beginnende Freundschaft mit Riley setzt ein Umdenken in ihm in Gang, doch die Gefahren, die ihn umgeben, kann er nicht einfach hinter sich lassen.

Abwechselnd schildern die beiden das Geschehen in der Ich-Perspektive und geben dabei Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt.

Ich bin ein wenig enttäuscht von der Geschichte, da in meinen Augen mehr Potential vorhanden war, die Story mich letztlich aber einfach nicht so richtig fesseln konnte. Zwar ist das Buch zu keinem Zeitpunk uninteressant, die latent vorhandene Gefährlichkeit der Gang bleibt aber oft so weit im Hintergrund, dass Spannungsmomente ausbleiben. Hier hätte ich mir wohl einfach mehr Ganggeschehen und insgesamt ein höheres Tempo erhofft. Stattdessen werden die Passagen, wie Tristan Aufträge erledigt, oft ausgespart. Nur in wenigen Szenen wird es wirklich aufregend und dramatisch – diese Passagen haben mir unglaublich gut gefallen. Die restliche Zeit plätschert das Geschehen aber leider oft vor sich hin. Dennoch schildert die Handlung eindringlich, wie Perspektivlosigkeit und Verzweiflung das Handeln bestimmen können. Die Stimmung ist entsprechend oft betrübt, hoffnungslos und düster. Auf dieser Ebene hat mir das Buch durchaus gefallen. Riley ist ein Lichtblick in einem von Gewalt und Angst geprägten Viertel. Zwar wird auch sie oft von den Umständen und der Sorge ihrer Mitmenschen eingeschüchtert und beginnt an der Umsetzbarkeit ihrer Träume zu zweifeln, dennoch arbeitet sie beharrlich weiter und verliert auch nicht den Glauben an das Gute um sie herum.

Zwar gibt es durchaus eine Lovestory, aber nicht so dominant, wie ich aufgrund des Klappentextes gehofft und erwartet hätte, und so hinterlässt die Geschichte auch auf emotionaler Ebene nur wenig Spuren, obwohl die Gefühle der Figuren durchaus eine große Rolle spielen. Zwar sind die Gedankengänge der Jugendlichen, ihre Hoffnungen, Zweifel und Ängste nachvollziehbar, wriklich berühren konnte mich das Geschehen aber nur selten.

Fazit

Auf einen interessanten Start folgt leider eine eher ereignislose Story, bis die Spannung und Dramatik kurz vor Schluss explosionsartig zuschlagen. Leider werden diese Ereignisse aber dann auch sehr schnell aufgelöst.
Der Klappentext weckte bei mir bezüglich Liebesgeschichte und Ganggeschehen falsche Erwartungen – beides bleibt eher im Hintergrund, während es viele Einblicke in die beiden Teenager gibt, die sich zahlreiche Gedanken über ihre (ausweglose?) Zukunft oder über einander machen. Intensiv wird aufgezeigt, wie Wohnort und soziales Milieu das Leben bestimmen und verändern können. Wirklich fesseln, berühren oder überraschen konnte mich die Geschichte aber leider nur in wenigen Momenten.

Ich danke dem Verlag sowie Vorablesen für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

4 Gedanken zu „[gelesen] Lips don’t lie von Ginger Scott“

  1. Hallo liebe Anja,
    ich habe deine Rezension schon in der letzten Woche gelesen. Ich war so traurig, dass dich die Geschichte nicht richtig zu packen wusste. Mir gefiel der Aufbau des Buches, die „Beziehung“ der beiden Protagonistinnen zu einander, ja einfach die ganze Story so unheimlich gut. Ich habe das Buch sogar schon als Halbjahreshighlight mit Tendenz zum Jahreshighlight ausgerufen. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass du ebenso fesselnde Lesestunden mit dem Buch gehabt hättest. Dennoch, es war sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Story auf uns beide gewirkt hat.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      ich bin gerade etwas verwirrt. Ich habe das Buch doch erst vorgestern beendet und die Rezension gestern frisch getippt und eingestellt.

      Ich war beim Lesen und auch beim Schreiben der Rezension auch hin und her gerissen. Es gab durchaus Aspekte, die ich an der Story mochte, wie diese zwei Jugendlichen ein Stück weit auch gefangen in den Umständen sind, fand ich schon sehr berührend. Aber… irgendwie konnte es mich insgesamt einfach nicht fesseln und musste mein teilweise zum weiterlesen zwingen.

      Viele Grüße
      Anja

      1. Huhu Anja,
        jetzt musste ich lachen. Jetzt bin ich auch verwirrt! Was habe ich denn da bei wem gelesen und meinte ich vielleicht gestern anstatt letzte Woche?! Herrje, keine Ahnung XD

        Die Geschmäcker sind ja auch unterschiedlich. Und ich finde es immer spannend zu beobachten, wie unterschiedlich das Gelesene doch auf jeden einzelnen wirkt.

        Kennst du eigentlich Morgen lieb ich dich für immer von Jennifer L.Armentrout? Das Buch habe ich damals geliebt. Ich fand es gab Parallelen, gerade was das Setting und die Art der Schilderung des Umfelds anbelangt.

        Ganz liebe Grüße
        Tanja

        1. Hallo Tanja,

          die Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten 😉 Allerdings habe ich auch schon eine sehr unterschiedliche Bewertungen gelesen.

          „Morgen lieb ich dich für immer“ kenne ich noch nicht, wollte ich aber schon immer gelesen haben. Vielleicht sollte ich das endlich mal tun 🙂

          LG anja

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