[gelesen] Das Lied der Sonne von Jennifer Wolf

Rezensionsexemplar

© Carlsen
Das Lied der Sonne

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Autorin: Jennifer Wolf
erschienen im März 2020
400 Seiten
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Carlsen
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interessante Welt, aber irgendwas fehlte

Lanea führt ein zufriedenes Leben, umgeben von den Menschen, die sie liebt, dem Meer und erfüllt vom Sonnenschein. Doch auch wenn es in ihrer Heimat so ruhig und beschaulich zugeht, können sie sich nicht komplett den Pflichten im Großkönigreich unterziehen. Als es einen Machtwechsel gibt, werden alle Prinzessinnen der einzelnen Reiche aufgerufen zur Brautschau zu erscheinen. Obwohl Lanea nicht die Prinzessin ist, legt sie eine beschwerliche Reise über eine Weite Strecke zurück, um den zukünftigen Großkönig zu treffen, mit dem Wissen, dass sie niemals seine Braut werden dürfte und in dem Glauben, dass sich wohl ohnehin niemand für sie interessieren würde.
Und dann kommt alles ganz anders, als die junge Frau es sich gedacht und ausgemalt hatte. Die Hochzeit des Großkönigs wird bei all den Unruhen und Intrigen beinahe in den Hintergrund gedrängt und bald ist das Leben aller am Königshof in großer Gefahr.

Ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen ausgelesen und dann ruhen lassen. Und trotzdem fällt es mir irgendwie schwer ganz zu sagen, was mir gefehlt hat. Die Geschichte war schön, aber restlos begeistert war ich dennoch nicht, vielleicht fehlte etwas an Tiefe, vielleicht war einiges nicht ausführlich oder problematisch genug… so ganz auf den Punkt bringen kann ich es nicht.

Die Welt:
Die Welt an sich hat mir gut gefallen. Es gibt unterschiedliche Reiche, die zu einem Verbund zusammen geschlossen sind und von einem Großkönig regiert werden. Jedes Land hat dabei so seine Eigenheiten, besondere landschaftliche Merkmale oder durch die Handelsbeziehungen einfach bessere oder schlechtere Ausgangssituationen. Die Beschreibungen sind anschaulich genug, um sich ein großes Bild von den Orten zu machen und sich in etwa vorstellen zu können, wie die Lebensverhältnisse dort sind. Bei Laneas Reise sieht sie viele Regionen, in denen Elend und Armut das Leben prägen, was sie erschüttert und traurig macht. Ihre Heimat Palilan scheint ein traumhafter Ort zu sein: ruhig, beschaulich, abgeschieden, bescheiden, aber trotzdem haben die Menschen alles, was sie brauchen oder besorgen es sich über die Handelsroute mit ihren Schiffen. Palilan hat mir insgesamt am besten gefallen. Die Art, wie die Leute dort miteinander umgehen, die Schauplätze an sich und auch die Einfachheit, die sie trotz allem zu schätzen wissen, war schön zu erleben.
Der Königshof ist recht prunkvoll, doch schon die Umgebung ist nicht mehr unbedingt vom Reichtum bestimmt. Die Menschen leben zwar besser, als in den Randgebieten, jedoch auch nicht alle sehr wohlhabend. Die Verbündeten und Nutznießer der Gesetze und Regelungen des ehemaligen Großkönigs gibt es aber natürlich und genau die sind es, die dagegen sind, dass der neue König daran etwas ändert. Es würde sie selbst entmachten, ihnen ihre Privilegien nehmen und dem Volk deutlich mehr Rechte geben. Diese unterschiedlichen Ansichten provozieren Streit, Intrigen und Attentate, die dann auch nicht lange auf sich warten lassen.

Die Charaktere:
Am meisten erfährt man über Lanea und die Menschen in ihrer direkten Umgebung, was schon allein der Erzählperspektive geschuldet ist. Die junge Frau erlebt allerhand neue Dinge am Hof und obwohl sie es manchmal besser weiß, lässt sie sich nicht jedes Mal in die Schranken weisen oder erkundet auf eigene Faust ihre neue Umgebung. Sie ist neugierig, mutig, manchmal aber schon fast etwas leichtsinnig, was aber auch fehlender Erfahrung geschuldet sein könnte oder ihrem großen Herzen. Sie möchte die Menschen schützen, die ihr wichtig sind und auch den Armen möchte sie gern etwas mehr Gehör verschaffen.
Von den anderen Figuren erfährt man mal mehr, mal weniger. In Gesprächen lernt man den einen oder anderen schon etwas besser kennen, andere bleiben die gesamte Zeit sehr blass. Durch das teilweise recht furchtlose und forsche Auftreten von Lanea kitzelt sie aus ihrem Gegenüber Reaktionen heraus, die viel über sie verraten. Obwohl sie meistens bemüht ist die Etikette zu wahren und sich auch gut überlegt, in wessen Anwesenheit sie welche Dinge ausspricht, könnte das manchmal jedoch auch sehr gefährlich werden.
Über den neuen Großkönig erfährt man auch Einiges, auch wenn ich mir manchmal noch etwas mehr gewünscht hätte. Besonders interessant fand ich seine Herkunft und die daraus resultierenden Einstellungen. Mit seinem Aussehen und seinem Wesen eckt er jedoch ziemlich an und es wird ihm von Beginn an schwer gemacht. Er handelt nicht immer überlegt, scheint jedoch auch ein gutes Herz zu haben und offen zu sein für Veränderungen und Vorschläge. Seine Vergangenheit trübt jedoch auch immer wieder seine Gedanken.
Das Zusammenspiel von Lanea und dem neuen Großkönig hat mir größtenteils ganz gut gefallen, auch wenn sie nicht oft wirklich Zeit und Ruhe hatten, um sich auszutauschen und etwas besser kennen zu lernen. Was den jeweils anderen betrifft, sind sie aber teilweise auch ganz schöne Hitzköpfe und vergessen ihre eigene Sicherheit schnell.
Einige Charaktere haben mir ganz gut gefallen, andere blieben mir einfach zu blass. Manche Intriganten hat man sehr früh erkannt, andere haben sich zwar angedeutet, dann aber erst später ihr wahres Gesicht gezeigt. Massive Überraschungen im Verhalten der Leute gab es eher nicht.

Schreibstil/Handlung:
Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Man erlebt die Handlung aus der Ich-Perspektive von Lanea, die einen zuerst mit in ihre Heimat nimmt. Ich finde ihr morgendliches Ritual sehr schön und es gibt dem Titel des Buches auch gleich noch mal mehr Bedeutung. Das Buch lies sich gut und zügig lesen, der Schreibstil war angenehm. Es gab gefühlvolle Momente, turbulente Szenen, Passagen geprägt von Frust und Enttäuschung, aber auch voller Hoffnung und neuen Zielen. Nicht jede dieser Emotionen ist komplett bis zu mir vorgedrungen, die Figuren selbst haben sie aber sehr wohl gespürt. Es gab einige dramatische und bedrückende Aspekte und obwohl es die Charaktere immer wieder erschüttert hat und auch ich beim Lesen manchmal traurig war, lief die Handlung insgesamt gefühlt doch sehr glatt durch. Es ist irgendwie schwer das zu beschreiben und so richtig in Worte zu fassen, aber irgendwas hat mir einfach gefehlt. Einige Handlungspassagen waren etwas handlungsarm, in anderen war sehr viel los, manches hätte ich gern etwas genauer gewusst, da teilweise doch schnell weggeblendet wurde oder es nur am Rande erwähnt wird. Einige Charaktere waren mir zu blass, manche Intrigen konnte man ahnen, andere Verluste waren dann doch überraschend.

Fazit

Auch nach einigen Tagen des Ruhenlassens fällt es mir schwer komplett zu greifen, was mir gefehlt hat. Die Welt an sich hat mir gut gefallen, es gibt einiges zu entdecken und bestimmt auch noch mehr, als bisher präsentiert wurde. Die Charaktere waren teilweise gut ausgearbeitet, andere blieben etwas zu blass. Gefühlvoll war es, auch wenn nicht jede Emotion komplett bei mir angekommen ist. Es war nicht uninteressant und größtenteils war auch viel los… aber tja irgendwas hat eben einfach gefehlt. Das Ende des Buches ist so gewählt, dass eine Fortsetzung möglich wäre, ob es sie wohl geben wird?

 

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

8 Gedanken zu „[gelesen] Das Lied der Sonne von Jennifer Wolf“

  1. Huhu Dana 🙂

    Das Buch hab ich auch noch auf der Leseliste stehen, weil … naja es ist Jennifer Wolf^^ auch wenn ich nicht mehr so die großen Erwartungen an sie habe, wie noch vor ein paar Büchern. Bei diesem hört man auch alles – von Super-Highlight bis Flop hab ich zumindest schon alles gelesen. Deine Rezi passt da irgendwie dazwischen – ich kanns verstehen, wenn man nicht so richtig greifen kann, wenn etwas fehlt. Ist nicht schön und fühlt sich seltsam an.
    Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird. Ezlyn fand ich ja auch okay, hat mich aber auch nicht vom Hocker gehauen. Von daher bin ich gespannt, wie es bei dem Buch sein wird.

    Ich glaube übrigens nicht, dass es noch eine Fortsetzung geben wird. Zumindest hatte ich bisher nicht das Gefühl, dass die Bücher aus dem Romantasy-Monat darauf ausgelegt sind. Bei Ezlyn könnte man auch einen machen, aber notwendig ist es nicht. Ich schätze, man hätte auch was davon gehört, wenn welche kämen.

    Lieben Gruß
    Andrea

    1. Hallo Andrea,
      oh da bin ich aber auch gespannt, wie es dir gefallen wird und was du dann sagst. Ich habe nach dem Lesen auch mal ein bisschen in die Rezensionen geschaut und war überrascht, wie extrem es auseinander geht. Einige der Kritikpunkte kann ich zwar nachempfinden, aber nicht jeder stört jeden eben gleichermaßen. Für mich war auch klar, dass ich das Buch lesen will: es klang gut und es ist von Jennifer Wolf, was braucht es mehr 😀 Umso mehr zermürbt es einen, wenn man nicht so recht weiß, wie es einem gefallen bzw. was gefehlt hat.
      Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Entscheidung über eine Fortsetzung anhand von Rückmeldungen/Rezensionen oder Verkaufszahlen fallen… erst mal mehr oder weniger offen lassen, ohne alle völlig im Regen stehen zu lassen und dann mal abwarten, was passiert?! Wir werden es ja irgendwann erfahren 😀
      Liebe Grüße
      Dana

      1. Ich möchte es auf jeden Fall auch lesen – auch wenn die Meinungen auseinander gehen. Wie du schon sagst, vieles empfindet ja jeder anders 🙂
        Bezüglich der Fortsetzung: ja, das könnte auch sein. Aber irgendwie finde ich das dann auch wieder schade. Für mich sind die Bücher dann abgeschlossen und als solche bewerte ich sie auch. Man beurteilt ein Ende ja anders, wenn man weiß, dass da noch eine Fortsetzung kommt.

        Lieben Gruß
        Andrea

        1. Lass dich davon auch nicht abhalten! Ich finde es auch richtig, selbst zu entscheiden, besonders wenn man eigentlich Lust auf ein Buch hat. Wenn man zweifelt und es nur negative Rückmeldungen gibt, besonders vielleicht von denen, mit denen man einen ähnlichen Geschmack hat, dann ist es was anderes. Ich werde auf jeden Fall Ausschau halten nach deiner Rezension 😉
          Bei Anja und mir gehen die Meinungen ja auch öfter etwas auseinander, bei diesem waren wir uns in einigen Punkten sehr einig… aber es gab auch schon Bücher, bei denen wir völlig anders empfunden haben 😀

          Stimmt schon, wenn man weiß, dass eine Fortsetzung kommt, dann kann man mit den Dingen, die offen bleiben, ganz anders umgehen, weil man ja weiß, dass es noch gefüllt wird oder werden könnte. 🙂

  2. Hallo Dana!

    Das Buch durfte diesen Monat auch bei mir einziehen (gemeinsam mit den zwei anderen neuen Carlsen Romantasy-Büchern – ich konnte einfach nicht widerstehen :D) und ich bin sehr gespannt darauf 🙂 Deine Rezension macht mich definitiv neugierg, auch wenn das gewissen Etwas beim Lesen wohl leider gefehlt hat. Der Ansatz klingt auf jeden Fall ganz gut!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      vielleicht geht es dir beim Lesen ja auch anders und dich kann die Geschichte komplett überzeugen 🙂
      Ich bin auf jeden Fall gespannt zu erfahren, was du dann nach dem Lesen so sagen wirst 🙂 Die Rezensionen gehen ja von „geht gar nicht“ bis „super gut“, es ist also scheinbar alles möglich 🙂
      Und die Idee der Geschichte an sich mochte ich auch wirklich gern 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Hallo liebe Dana,
    wie du ja weißt, habe ich mit diesem Buch auch geliebäugelt. Ich kenne das, wenn man vielleicht schon während des Lesens eines Buches irgendwie nicht so richtig an die Seiten gefesselt wird, aber nicht benennen kann, warum.Auch im Nachhinein hatte ich es schon gelegentlich, dass ich dachte … wo lag eigentlich das Problem?Objektiv betrachtet, stimmte doch alles. Vermutlich waren es Kleinigkeiten, die dann aber doch dazu geführt haben, dass die Geschichte eben nicht völlig rund war. Schade.
    Ich bin nun auch sehr gespannt, ob es eine Fortsetzung geben wird.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      ja in manchen Büchern ist es einfach besser greifbar, was einem gefehlt bzw. was gestört hat. Manchmal ist es einfach der Gesamteindruck, bei dem nicht alles passt oder es sind so Kleinigkeiten, die zusammen kommen.
      Geschmack ist am Ende eben auch verschieden, besonders bei diesem Buch scheinen die Meinungen ja auch sehr auseinander zu gehen. Daher kann ich auch verstehen, dass man eher skeptisch bleibt, wenn die Meinungen dazu weiterhin irgendwie auseinander gehen. Der Lesestapel ist ja ohnehin schon groß…
      Mal sehen wie lange wir warten müssen, bis das mit der Fortsetzung dann klar ist 😀 Es dauert ja auch gern mal über ein Jahr, bis es da Infos bzw. einen weiteren Band gibt…
      Liebe Grüße
      Dana

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