[gelesen] All of me von K. L. Kreig

Rezensionsexemplar

©LYX (Bastei)
All of me
Finding me- Duett 1
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Autorin: K. L. Kreig
erschienen März 2020
439 Seiten
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LYX (Bastei Lübbe)
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intensiv, leidenschaftlich, erotisch, gefühlvoll

Shaw und Willow begegnen sich auf nicht ganz gewöhnliche Art und Weise, doch was ihre Begegnung mit ihnen macht, verwirrt sie beide gleichermaßen. Um seinen Vater zu unterstützen und seine Weste ein wenig reiner wirken zu lassen, ist Shaw wild entschlossen seine Eskapaden rund um die Frauenwelt für die nächsten Monate einzustellen und sich ganz auf eine Frau zu konzentrieren. Dass sie nicht wirklich zusammen sind, muss dabei ja niemand wissen. Mit den richtigen Voraussetzungen und Bedingungen ist es schließlich nicht so schwer, jemanden zu finden, der sich an der Seite des Reichen Geschäftsmannes zeigt. Doch Shaw hätte niemals gedacht, was Willow in ihm auszulösen vermag. Ihr Feuer überträgt sich glühend heiß auf ihn und könnte den Vertrag, den sie geschlossen haben, in Gefahr bringen.

Willow wollte mit ihrer Ausbildung zwar eigentlich Schauspielerin sein, spricht nun aber Hörbücher ein. Eigentlich nicht das, was sie sich erträumt hatte und leider auch nicht das, womit sie problemlos ihren Lebensunterhalt bestreiten kann, zumindest nicht wenn man die Zusatzkosten betrachtet, die auf die junge Frau zukommen. Um sich und die Familie über Wasser zu halten, hat sie daher einen eher unkonventionellen Job und begleitet Männer bei Geschäftsterminen oder ähnlichem. Doch ihre Dienste enden niemals im Bett, denn das ist nicht, was Willow will und auch nicht was sie zu geben bereit ist. Die 26-Jährige ist eine sympathische Protagonistin, die es nicht leicht in ihrem Leben hatte. Sie hat Ängste, Sorgen, Zweifel und Dämonen, die ihr einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft schwer machen. Sie ist aber auch sehr liebenswürdig, schlagfertig, offen und herzlich. Wenn man sie nicht gerade dazu drängt, etwas von sich preis zu geben, was sie nicht verraten will, würde ich sie auch nicht als zickig oder hitzig bezeichnen. Kommt man ihr jedoch auf unerlaubte Weise zu nah, zieht sie ihre Mauern hoch.
Shaw ist von Kindesbeinen an darauf vorbereitet worden, das Familienunternehmen weiter zu führen. Aber anders als bei vielen anderen, wollte er auch unbedingt in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten und hat Freude an dem, was er tut. Der 36-Jährige kann jede Frau haben, allerdings will er nicht jede und eigentlich möchte er im Moment sowieso niemandem, der ihm emotional zu nah kommt. Seine Karriere steht nicht an erster Stelle, weil es so sein muss, sondern weil er es so will. Shaw ist attraktiv, temperamentvoll, leidenschaftlich, eifersüchtig, besitzergreifend, dominant, aber auch ein absoluter Familienmensch, hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und sorgt sich um die Menschen, die ihm wichtig sind. Damit vereint der Protagonist ein paar sehr reizvolle, aber auch ein paar eher abschreckende Eigenschaften in sich. Was mir aber besonders gut an ihm gefallen hat: er ist konstant in sich. Was nicht heißt, dass er absolut und felsenfest an allem festhält, was er jemals gesagt hat, sondern er wirkt in sich echt und authentisch. Es gibt wiederkehrende Handlungsmuster und selbst wenn man vielleicht nicht jede seiner Reaktionen komplett mag, so ist es doch irgendwie eben er. In einigen Passagen war er wirklich extrem dominant und auch wenn man mit Geld viel erreichen kann und viel Macht hat, sollte das eigentlich nicht der richtige Weg sein. Seine Drohungen sind erschreckend und auch wenn man es im Zusammenhang mit den Ereignissen verstehen kann, so möchte ich auf keinen Fall sein Gegner sein.

Der Schreibstil ist sehr intensiv und mitnehmend. Ich war sofort in der Handlung drin und konnte mich sehr gut auf die Charaktere und ihre Entwicklungen einlassen. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive beider Protagonisten erzählt, wodurch man sie sehr intensiv kennenlernt und einen guten Blick in ihre Gedanken werfen kann. Beide sind nicht gleich bereit, sich ihrem Gegenüber so zu öffnen, was ich verständlich fand. Jeder hat seine Ziele in diesem Vertrag und auch wenn sofort spürbar ist, wie sehr die Leidenschaft unter der Oberfläche brodelt, so gibt es eben doch Grenzen, zumindest zu Beginn. Die Begegnungen mit dem jeweils anderen verwirren beide gleichermaßen und doch sind ihre Situationen sehr unterschiedlich und auch irgendwie ähnlich. Shaw kitzelt in Willow unbekannte Seiten hervor und auch Willow lässt in Shaw etwas erwachen, wovon er niemals geglaubt hat, dass es da sein könnte. Es gibt aufgewühlte Gespräche, Streit, Provokation, Machtspielchen und sehr, sehr, sehr viel Leidenschaft.
Ein sehr zu viel? Nun aber es trifft den Kern des Ganze eben: es gibt sehr viel Erotik in diesem Buch! Die Leidenschaft zwischen den beiden sprudelt immer wieder über und reißt sie mit, entflammt sie, lässt sie schweben. Und normalerweise würde man wohl sagen, sie sollten über das eine oder andere lieber reden, als sich so bedingungslos zu begehren und gleichzeitig zu wissen, dass es sie ins Verderben stürzt, sich dieser Lust hinzugeben, ABER es ist einfach so mitreißend und fesselnd geschrieben, es wirkte auf mich in jeder Sekunde authentisch und nicht künstlich erzwungen, daher konnte ich es den Protagonisten auch verzeihen, dass die körperlichen Dinge immer wieder über allem anderen standen. Durch diese Nähe und Verbundenheit spüren die beiden nach und nach auch immer mehr, was das wirklich alles mit ihnen macht. Wie wenig sie sich dagegen wehren können, mehr zu wollen als das, was sie eigentlich ausgehandelt haben. Und das ist ja irgendwie auch nicht schlecht? 😉 Man muss das sicherlich mögen und ich kann jeden verstehen, der sagt, es ist ihm zu viel Sex, zu häufig, zu intensiv und dabei geht der Rest der Handlung etwas unter. In gewisser Weise bzw. in einigen Passagen war es so, mich hat es aber nicht gestört, da diese Momente sehr leidenschaftlich und sinnlich beschrieben waren und sich einfach nahtlos in alles eingefügt haben. Und es ist auch nicht so, dass man nichts über die Figuren erfährt. Für einiges brauchen sie etwas mehr Zeit, aber am Ende des ersten Bandes sind viele Mauern niedergerissen worden. Sie haben sich ein Stück weit Vertrauen geschenkt, haben gespürt, wo der andere verletzlich ist, was ihm bzw. ihr viel bedeutet, wo Schwachpunkte und Stärken liegen. Es wurden auch einige Dinge aus der Vergangenheit aufgearbeitet und es wird nicht mehr so viel vehement verschwiegen. Wenn man bedenkt, auf welchem Weg sie zusammen gefunden haben, empfand ich es aber auch als verständlich, dass sie nicht gleich alles offenlegen. Sich nicht angreifbarer zu machen, als nötig, kann ich nachvollziehen, besonders mit den schmerzhaften Erfahrungen, die da in der Vergangenheit schlummern. Einige Geheimnisse bleiben gewahrt und kurz vor dem Abschluss des Buches wird ein Aspekt aufgeworfen, der noch ein weiteres Mal alles verändern könnte. Eine fiese Stelle, um das Buch dort enden zu lassen. Zum Glück kommt die Fortsetzung schon bald.

Fazit

Mich hat dieses Buch von Beginn an mitgenommen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Was zum einen an dem tollen, flüssigen und sehr intensiven Schreibstil lag, zum anderen an den authentisch wirkenden Protagonisten, die gemeinsam eine geniale, explosive und extrem lustvolle Mischung ergeben, an der übersprudelnden Leidenschaft und den Entwicklungen lag. Ich kann verstehen, wenn es jemandem zu viele Sexszenen im Buch sind. Manchmal Dinge sollte man vielleicht einfach besprechend und diskutieren und sich nicht einfach einander hingeben, aber irgendwie passte es zu den Charakteren und in die Handlung an sich und mich hat das Buch so gut mitgenommen, dass es einfach rund und stimmig wirkte. Das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung und ich bin sehr froh, dass ich nicht mehr so lange darauf warten muss.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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