[gelesen] Das Mal der Götter 1: Berufen von Francesca Peluso

Rezensionsexemplar

©Impress (Carlsen)
Berufen

Das Mal der Götter 1
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Autorin: Francesca Peluso
erschienen Januar 2020
276 Seiten
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Impress (Carlsen)
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interessante Welt, noch zu wenig Handlung/Informationen

Celeste ist eine Priesterin – von einer Göttin ausgewählt, um über eine Region des Landes zu wachen und für das Volk da zu sein. Sie steht hinter dem System, das ihrem Land schon seit vielen Jahren den Frieden schenkt und übt ihre Aufgabe gern aus. Allerdings missfällt ihr der Gedanke eine der drei möglichen Bräute des neuen Königs zu sein, denn sie möchte keinen fremden Mann heiraten, egal ob künftiger König oder nicht. Und doch kann sie sich diesem Prozess nicht entziehen und muss mit dem neuen Auserwählten und den anderen Priesterinnen auf eine Reise quer durch das Land gehen. Denn gerade jetzt, in Zeiten der drohenden Unruhe, müssen die Auserwählten zusammen halten und einen Weg finden, für ihr Land Sicherheit zu erlangen.

Die Konstruktion der Welt mit den verschiedenen Regionen, den Priesterinnen und dem König hat mir ganz gut gefallen. Um den Frieden zu wahren, halten sich die Menschen an diese Auswahl und können in relativer Ruhe ihr Leben genießen. Hier und da gibt es natürlich trotzdem Probleme und Schwierigkeiten, nicht jeder hat gleich viel, nicht jeder hält sich an die Gesetze, nicht jeder setzt das gleiche Vertrauen und die Götter und die von ihnen Auserwählten. Zu Beginn bekommt man einen ganz guten Einblick in das System und erfährt kurz etwas zu den Hintergründen und Zusammenhängen, wieso es die Priesterinnen gibt und den König. Danach hätte ich mir ab und an auch gern noch ein paar intensivere Einblicke in die Welt, die Vergangenheit allgemein und im speziellen die Vergangenheit der Figuren gewünscht, die jedoch nicht so richtig bereit sind, ihre Wissen preis zu geben. Dadurch haben es die „neuen“ Priesterinnen und der Königsanwärter nicht unbedingt leicht die aktuelle Lage einzuschätzen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Auch für den Leser bleiben all diese Fragen noch offen. Ich bin zwar gespannt, was man dazu dann noch erfahren wird, hätte mir hier aber ab und an etwas weniger Geheimniskrämerei gewünscht. Man kann doch keinen neuen König „anlernen“ und ihm irgendwie fast alles verschweigen, was hilfreich ein könnte.

In der Geschichte gibt es drei Personen, die man durch die Handlung begleitet. Obwohl alle Perspektiven von einem personalen Erzähler geschildert werden, erfährt man so von den Figuren auch ein wenig mehr zu ihren Gedanken und Gefühlen. Die Wechsel zwischen den Strängen ermöglichen es, an verschiedenen Orten gleichzeitig zu sein und die unterschiedlichen Handlungen zu verfolgen. Auch ermöglicht es einen Blick aus verschiedenen Perspektiven auf die gleiche Situation, wenn Nathaniel und Celeste gemeinsam unterwegs sind.
Celeste und Nathaniel wirken zu Beginn grundverschieden, nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass sie doch einige Gemeinsamkeiten haben. Celeste mag ihre Funktion als Priesterin, sie ist jedoch nicht bereit einen Fremden zu heiraten und bemüht sich daher auch nicht extra um Nathaniel. Ihre erste Begegnung steckt ihr darüber hinaus auch noch in den Knochen und lässt sie nicht besonders neutral entscheiden, was sie von ihm halten soll. Da haben die anderen Priesterinnen es ein wenig leichter, da sie ihn erst später kennenlernen. Celeste ist stur  und schlagfertig, hat aber auch eine ruhigere, liebevolle Seite, die sie nur nicht jedem sofort zeigt. Nathaniel, der sich gern Nate nennen lässt, hält von den Göttern und seiner Auswahl als künftigen König überhaupt nichts. Er fühlt sich dafür nicht geeignet und kann sich auch nicht erklären, wie es zu der Auswahl kam. Dementsprechend abwehrend reagiert er auch auf manche Dinge, die nun auf ihn zukommen. Da er jedoch den Frieden des Landes nicht gefährden will, begibt er sich widerwillig auf die Reise, auf der er mehr über das Reich und seine Pflichten lernen soll.
Es war ganz nett zu begleiten wie Nate nach und nach lernt sich zu integrieren, die Etikette zu wahren und wie er beginnt sich für das zu interessieren, was nun vor ihm liegt. Sobald er auf Celeste trifft, fallen reichlich ehrliche Worte, denn die Priesterin verschont Nate keinesfalls und auch Nate findet oft direkte Worte. Ich fand die Gespräche zwischen den beiden sehr angenehm, gerade weil sie nicht so gestelzt und geschönt sind, wie manch andere. Insgesamt bleiben mir die beiden Protagonisten aber noch etwas zu blass. Man erfährt zwar einiges von ihnen und bekommt hin und wieder auch Einblicke in ihre Gedankenwelt, so ganz greifbare wurden sie für mich jedoch nicht.
Die dritte Perspektive begleitet einen Soldaten, der von den Unruhen im Land an vorderster Front erfährt. Dieser Strang scheint sich bisher überhaupt nicht mit dem Rest zu mischen, was ich schade finde, da es auch einen Zeitsprung gab. Was er erlebt, empfand ich als deutlich spannender und aufwühlender, als die Erlebnisse von Celeste und Nate. Möglicherweise werden die Ereignisse vor ihnen auch einfach nur wieder geheim gehalten, dafür gab es kleine Hinweise. Schade ist es trotzdem, da ich gern mehr aus diesem Bereich erfahren hätte.

Der Schreibstil an sich ist angenehm und recht flüssig zu lesen. Es war zwar schön die Charaktere zu begleiten, doch leider war die Handlung nicht durchweg spannend. Ich hätte gern mehr von Marco, dem Soldaten, erfahren und wie es durch die Ereignisse, die er miterlebt nun weitergeht. Zeitweise bleibt da Geschehen recht oberflächlich und die Handlung plätschert vor sich hin. In der Zeit lernt man zwar die Protagonisten etwas besser kennen, da ihnen aber viel vorenthalten wird, wird es nicht so richtig tiefgründig, viele Zusammenhänge und Hintergründe bleiben verborgen, sehr viele Fragen bleiben offen. Es gibt immer wieder Andeutungen, die zwar neugierig machen, aber man wird dann ziemlich in der Luft hängen gelassen und erfährt nichts Genaueres. Ich bin zwar gespannt auf die Fortsetzung, allerdings hatte ich auch das Gefühl in diesem ersten Band ist einfach zu wenig passiert, obwohl so viel Potenzial da war.

Fazit

Eine interessante Welt, von der ich gern noch mehr erfahren möchte. Es gibt noch viele offene Fragen, Andeutungen, Möglichkeiten, Chancen und Gefahren. Insgesamt war mir der erste Band etwas zu oberflächlich und man hat zu wenig erfahren. Man lernt zwar die Figuren kennen, aber auch sie bleiben teilweise noch recht blass. Der für mich spannendste und auch turbulenteste Strang kam sehr kurz. Für die Fortsetzung wünsche ich mir mehr Hintergründe und Zusammenhänge, nicht nur Andeutungen, sondern auch mal ein paar Erklärungen und die Vernetzung der Stränge, die bisher nur getrennt voneinander betrachtet wurden.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Das Mal der Götter 1: Berufen von Francesca Peluso“

  1. Hallo liebe Dana,
    ich hoffe sehr, dass die Fortsetzung mit deinen Kritikpunkten aufräumt. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass man über Marco im zweiten Band noch mehr erfahren wird.
    Das, was du über das Zusammenspiel der Charaktere schreibst klingt schon richtig gut. Natürlich macht die Geheimniskrämerei und die Tatsache, dass der König sich in seiner Rolle sehr unwohl fühlt, es auch sehr spannend.
    Der Reihenauftakt klingt sehr interessant. Wirst du Band 2 lesen?
    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      im Moment würde ich sagen: ja ich lese den zweiten Band. Ich fand den Auftakt zwar nicht perfekt, aber ich bin schon trotzdem neugierig zu erfahren, wie es da weitergeht und ob die Stränge dann ein wenig besser miteinander verbunden werden können. Ich werde dir berichten, ob er mich überzeugen kann, entweder per SN oder eben hier auf dem Blog it der Rezi dann 😉
      Lg Dana

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