[gelesen] Cassardim. Jenseits der goldenen Brücke von Julia Dippel

Rezensionsexemplar

© Thienemann-Esslinger
Jenseits der goldenen Brücke
Cassardim 1
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Autorin: Julia Dippel
erschienen Oktober 2019
528 Seiten
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Planet!/ Thienemann-Esslinger

bildgewaltig und nach gemächlichem Beginn super spannend

Maia hat gerade zum achten Mal ihren sechszehnten Geburtstag hinter sich gebracht. Warum sie so langsam altert und die Gedanken anderer Menschen beeinflussen kann, sind für Maia Rätsel, welche sie gern lösen möchte. Doch von ihren Eltern erfährt sie nichts, sodass Maia die Chance nutzt, als ein geheimnisvoller Gefangener in ihrem Keller landet.
Noár scheint die Antworten auf Maias Fragen zu haben, doch bevor sie diese erhalten kann, gerät ihre ganze Welt völlig aus den Fugen. Noár führt sie in ein Reich, von dessen Existenz Maia bisher nichts geahnt hat…

Cassardim ist das Totenreich, das aus mehr als nur Himmel oder Hölle besteht. Es ist in verschiedene Reiche unterteilt, die jeweils landschaftliche Eigenarten haben. Und auch die Bewohner der verschiedenen Gebiete weisen Unterschiede auf. Intrigen und Machtgier haben die Ordnung Cassardims zerstört. Nun liegt es in der Hand von einer Gruppe „Teenagern“, diese Ordnung wieder herzustellen…

Wobei der Begriff „Teenanger“ eigentlich völlig fehl am Platz ist. Optisch ist Maia eine zarte 16-jährige, tatsächlich ist sie aber, wie auch ihre Geschwister, schon über 100 Jahre alt.
Die Ich-Erzählerin war mir schnell sympathisch. Amaia ist liebevoll und hilfsbereit, vor allem ihrem jüngsten Bruder gegenüber. Aber sie ist auch super neugierig und risikobereit, um die Rätsel zu lösen, die sie schon so lange beschäftigen. Denn Maia kann den Willen anderer Leute beeinflussen, selbst aber auch beeinflusst werden. Maia möchte wissen, was es mit diesen Fähigkeiten auf sich hat. Sie sehnt sich danach, zu erfahren, was sie eigentlich ist. Dafür ist sie auch bereit, Anordnungen ihrer Eltern zu missachten – schließlich bietet der mysteriöse Gefangene im Keller die besten Chancen, mehr über sich zu erfahren.

Gelegentlich hat mit diese Alterssache Schwierigkeiten bereitet. Denn trotz so langer Lebenserfahrung agiert und denkt Maia eben oft wie der Teenager, als den ich sie auch in erster Linie gesehen habe (und der sie vielleicht auch einfach ist, die Sache mit der geistigen und emotionalen Reife der Cassarden bleibt ein wenig schwammig). Dann wieder verhält sie sich deutlich erwachsener. In vielen Szenen handelt sie mutig und durchdacht, statt kopflos ins Verderben zu rennen.
Besonders mochte ich, wie sie dem rüden Noár frech und schlagfertig gegenübertritt.

Auch wenn ich die Geschichte zu keinen Zeitpunkt langweilig fand, konnte mich der Beginn noch nicht ganz so packen. Maia landet in der ihr unbekannten Welt und erfährt, dass ihr bisheriges Leben von Lügen geprägt war. Cassardim wird bildreich eingeführt. Dank des anschaulichen Schreibstils ist die wundersame Welt sehr gut vorstellbar, die Geschichte kommt aber nur langsam in Fahrt. Je weiter die Handlung aber voranschreitet, desto mehr offenbart sich die facettenreiche, intrigenreiche Story. Die Handlung konnte mich mehrfach überraschen, Tempo, Spannung und Dramatik nehmen immer weiter zu. Dabei fällt es nicht nur Maia schwer, einzuschätzen, wer Freund und wer Feind ist. Es prasseln die unterschiedlichsten Erwartungen und Ansprüche auf sie ein, sodass Maia und ihre Geschwister zu einem Spielball in einem Netz aus Lügen und Intrigen werden, dass sich erst spät entwirrt.
Die Liebesgeschichte ist gelungen in die Handlung eingebunden. Obwohl sie eine zentrale Rolle spielt, entwickelt sie sich nur langsam und hält sich zugunsten der spannenden Ereignisse oft im Hintergrund.

Am Ende sind einige Handlungsstränge abgeschlossen, es bleibt aber noch vieles offen und ich freue mich auf eine Rückkehr in diese facettenreich, detailliert ausgearbeitete Welt, in der es immer Neues zu entdecken gibt.

Fazit

Nach dramatischen Ereignissen direkt zu Beginn, wird Cassardim – welches total faszinierend und sehr bildgewaltig ausgearbeitet ist – zunächst recht gemächlich eingeführt, bevor sich dann Tempo und Spannung wieder steigern und mich die Geschichte völlig für sich einnehmen konnte. Intrigen, Verrat und Geheimnisse sorgen für viele Überraschungen. Maia ist eine sympathische Protagonistin, die hartnäckig und durchdacht für ihre Ziele kämpft. Ich mochte besonders die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte und freue mich schon auf den zweiten Teil der Reihe.

Ich danke dem Verlag sowie NetGalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Cassardim. Jenseits der goldenen Brücke von Julia Dippel“

  1. Ich habe das Buch auch gerade beendet und eben meine Rezension abgetippt. Ich muss zugeben, dass ich auch manchmal überlegt habe, wie sich das Alter auf den „Entwicklungsstand“ auswirkt, weil Amaia sich doch manchmal wie eine gewöhnliche 16-Jährige verhält. Dass sie in Wahrheit unglaublich alt ist, habe ich irgendwann einfach vergessen und ausgeblendet 😀
    Auch sonst kann ich mich deiner Meinung nur anschließen, das Buch war wirklich klasse!

    Liebst, Lara.

    1. Huhu Lara,
      irgendwo in einem Nebensatz stand auch, dass die emotionale Reife dem Menschenalter entspricht. Dennoch müssen sich ja auch 100 Jahre Lebenserfahrung irgendwie auswirken… Meistens habe ich sie aber auch einfach als Teenager gesehen.
      Ich freue mich schon auf Band 2.

      Viele Grüße
      Anja

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