[gelesen] Der Sommer, in dem die Zeit stehen blieb von Tanya Stewner

© Fischer, KJB
Der Sommer, in dem die Zeit stehen blieb
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Autorin: Tanya Stewner
erschienen Februar 2015
320 Seiten, Print
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Fischer Verlag/KJB.

gefühlvolle Geschichte mit Zukunftsvision

Eigentlich möchte Juli auf „ihrer“ Lichtung nur ein wenig abschalten, den Stress der Schule und des Alltags hinter sich lassen und ihren Kopf frei bekommen. Eine lange Zeit hat das auch gut funktioniert, bis zu dem Tag, an dem plötzlich ein fremder, aber äußerst attraktiver Junge dort auftaucht. Die beiden sind völlig fasziniert voneinander, obwohl so viele Geheimnisse zwischen ihnen stehen und sie aus unterschiedlichen Welten zu stammen scheinen. Das Kennenlernen verläuft nicht ganz komplikationslos und Juli ist es nicht mal möglich, jemanden um Rat zu fragen – wie soll das nur gut gehen?

Der Schreibstil von Tanya Stewner ist sehr angenehm, flüssig, gefühlvoll und nachdenklich stimmend. Besonders gut hat mir die Kombination aus ergreifender Liebesgeschichte und dem Einbau kritischer, gesellschafts- und umweltrelevanter Themen gefallen. Immer wieder wird darauf aufmerksam gemacht, dass es einige Dinge gibt, die falsch laufen, die in Zukunft noch schlimmer werden könnten, uns allen, der Natur, der Umgebung in der wir leben, schaden und man kaum abschätzen kann, wie es wirklich in der Zukunft kommen kann. Die mögliche Zukunftsversion von einem Leben in 450 Jahren wirkt auf den ersten Blick utopisch und vielleicht ist es das auch, aber wer weiß schon, wann es nicht doch einen Umschwung in die eine oder andere Richtung gibt und sich daraus entwickelt?! Manchmal meint man ja, mit dem Fortschritt der Technik, ist bald nichts mehr unmöglich, man darf also wohl gespannt sein. Aber selbst wenn einige Optionen eher Fiktion sind, machen sie doch darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, nicht alles als selbstverständlich hin zu nehmen, sondern vielleicht ab und an etwas bedachter und sensibler mit manchen Themen umzugehen. Die Handlung ist allerdings nicht durchgehend dystopisch, sondern spielt hauptsächlich in der Gegenwart. Die dystopischen Elemente ergeben sich aus der Mischung der Charaktere und der Dinge, die sie zu berichten haben.

Man wird zu Beginn sofort in Julis Leben geworfen und erfährt durch die Ich-Perspektive sehr viel von ihren Gedanken und Gefühlen. Die junge Protagonistin ist bemüht, es ihren Eltern recht zu machen, gute Noten mit nach Hause zu bringen und auch sonst nicht unbedingt negativ aufzufallen. Sie denkt viel, listet immer wieder mögliche Erklärungen und Ausgänge bestimmter Situationen auf und ist damit immer gut organisiert, aber selten spontan und gefühlsbetont. Doch eigentlich möchte sie mehr. Sie möchte ein wenig mehr ein „normaler“ Teeny sein und auch mal Dinge erleben, die über ihren momentanen Alltag und das triste Familienleben hinaus gehen. Mit ihrer Freundin Whoopi, die ich beim Lesen schnell ins Herz geschlossen habe, verbringt sie viel Zeit und hat eine wichtige Stütze an ihrer Seite. Umso schlimmer ist es, als sie ihr nicht von ihrem neuen, alles verändernden Erlebnis auf der Lichtung am See erzählen kann.
Der geheimnisvolle, fremdartige Junge bringt Julis Welt ganz schön durcheinander. Seine eigenartigen Ausdrücke haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht und lockern, die teilweise verzwickte Handlung ein wenig auf. Nicht nur an der Sprache merkt man, dass Anjano nicht aus Julis Umgebung stammt. Die beiden zusammen zu erleben, war wirklich schön. Es ist eine Mischung aus vorsichtigem Herantasten und doch sehr genau wissen, was sie wollen und fühlen, nur nicht ob sie es dürfen und ob es gut ausgehen kann. Die Entwicklungen sind ergreifend beschrieben und lassen einen mitfühlen. Zeitweise wird es auch ziemlich traurig.
Obwohl das Buch nur eine recht kurze Zeitspanne umfasst, kann man deutliche Veränderungen und Entwicklungen der Charaktere und ihrer Leben feststellen. Ein Grundstein für die prophezeite Zukunft könnte damit gelegt sein. Schade dass man Juli und Whoppi nicht noch eine Weile länger begleiten kann.

Fazit

Eine bezaubernde Jugendgeschichte, die ganz unterschiedlichen Protagonisten auf eine berührende Weise verbindet und gleichzeitig auf wichtige gesellschaftliche und umweltbezogene Themen hinweist. Trotz der bewegenden und nachdenklich stimmenden Momente wirkt die Handlung nicht erdrückend, eine gewisse Lockerheit und Leichtigkeit bleibt erhalten, so dass es Spaß macht, die Figuren zu begleiten und dabei über die angesprochenen Dinge nachzudenken.


2 Gedanken zu „[gelesen] Der Sommer, in dem die Zeit stehen blieb von Tanya Stewner“

  1. Liebe Dana,

    Das klingt nach einem sehr tollen Buch.
    Ich liebe es, wie Tanya Stewner in ihren Büchern umweltbezogene Themen anspricht.
    Das rüttelt einen wach, man schaut dann viel genauer hin und achtet deutlich mehr auf sowas, finde ich.

    Liebe Grüße,
    Katha

    1. Hallo Katha,
      mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen, auch wenn man sich durch den Zeitreisewust ein wenig konzentrieren muss, um da den Anschluss nciht zu verlieren 😉 dir würde die Story bestimmt auch gefallen, vom Schreibstil ist es genauso angenehm, wie Alea, nur eben etwas ältere Charaktere 🙂
      LG Dana

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