[gelesen] Elya 1. Der weiße Drache von Dana Müller-Braun

Rezensionsexemplar

©Impress
Der weiße Drache
Elya 1
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Autorin: Dana Müller-Braun
erschienen November 2018
427 Seiten, eBook
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hier geht’s zum Verlag
Impress(Carlsen)
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facettenreiche Welt, spannende Entwicklungen

Nach einem schlimmen Erlebnis wird Elya noch mehr zur Einzelgängerin, als sie es ohnehin schon war. Ihre Mutter hofft, dass ihr ein Umzug gut tun würde. Elya soll neue Hoffnung und neuen Lebensmut bekommen, endlich wieder Freunde finden und ihr Schneckenhaus verlassen. Doch statt neuem Schwung bringt der Ortswechsel für Elya nur neues Chaos. Obwohl sie sofort auf die ortsansässige Clique trifft und mitgenommen wird, stellt sich schnell heraus, dass mit June Lake oder den Leuten dort irgendwas nicht stimmt. Umgeben von endlos vielen Geheimnissen, Lügen und undheimlichen Vorkommnissen, weiß Elya bald nicht mehr, ob sie verrückt wird oder ob in ihr doch mehr schlummert, als sie sich bisher eingestehen will.

Elya, die von den meisten nur Lya genannt wird, ist sehr in sich zurückgezogen und lässt andere nur schwer an sich heran. Wenn man erlebt hat, was sie durchmachen musste, kann man aber irgendwie auch verstehen, dass sie nicht schnell Vertrauen fassen kann. Die verhängnisvolle Nacht im Wald hat Elya einen Teil ihres Lebens genommen. Niemand schenkt ihr glauben und nach und nach beginnt sie selbst zu zweifeln, ob die Dinge, an die sie sich zu erinnern glaubt, wirklich so geschehen sein können. Trotzdem hat Lya keine große Lust umzuziehen, auch wenn eine neue Umgebung neue Chancen bringen könnte. In June Lake wird sie dann sofort in das sommerliche Geschehen geworfen und bekommt dadurch gar keine Möglichkeit, sich raus zu halten. Elya bemüht sich, sich zu integrieren, doch immer wieder stößt sie an ihre Grenzen und muss sich überlegen, ob sie sich selbst treu bleiben oder sich anpassen will. Noch dazu bringen die männlichen Mitgleider der Clique sie ziemlich durcheinander, manchmal erkennt Lya sich selbst kaum wieder.
Neuen Schwung bringt der Ortswechsel in jedem Fall in ihr Leben, doch ganz anders, als gedacht, denn die Ereignisse und Menschen um sie herum werden zunehmend seltsamer, mysteriöser und rätselhafter. In lya kämpfen verschiedene Gedanken und Mächte und bald weiß sie selbst nicht mehr, woran sie glauben soll, da auch niemand bereit ist, sie in Dinge einzuweihen, bis sie nicht selbst versteht.
Besonders zu Beginn der Geschichte ist Elya sehr launisch, sprunghaft, aufbrausend, teilweise ungerecht, immer wieder verwirrt und verstört. Auch als sie dann Zugang zu der ihr bisher verborgenen Welt bekommt, reagiert sie oft schroff, ablehnend oder empfindlich. Wenn man ihre Situation bedenkt, kann man sicherlich einige ihre Reaktionen nachvollziehen, manchmal hätte ich sie mir aber doch etwas offener und verständnisvoller gewünscht. Durch die Ich-Perspektive erhält man einen sehr intensiven Einblick in ihre Gedanken und die aufgewühlte Gefühlswelt. Dem Leser legt sie damit offen, wie verletzt und enttäuscht sie ist und dass sie irgendwann einfach nur zeigen möchte, dass sie doch mehr taugt, was nicht immer zu klugen Entscheidungen führt. Sie macht es den anderen nicht unbedingt leicht, durch ihre Unwissenheit sind einige naive und überstürzte Reaktionen aber auch nachvollziehbar und erklärbar. Im Verlauf des Buches muss Elya viel lernen, einiges gelingt ihr sehr gut, andere Dinge bereiten ihr nach wie vor Probleme, eine Entwicklung ist aber deutlich zu sehen.

Die Welt der Drachen ist sehr vielseitig und die Drachenwesen anders als die, die ich bisher so in Büchern kennen gelernt habe. Stück für Stück taucht man in die Strukturen und Machtgefüge ein, erhält einen ersten Einblick in die Fähigkeiten und Möglichkeiten der verschiedenen Rassen und hat trotzdem das Gefühl, einem bleibt noch viel verborgen, was im Laufe der nächsten Bände entdeckt werden will.
Umso weiter man in der Handlung voranschreitet, umso komplexer, spannender und turbulenter wird die Geschichte. Von verschiedenen Seiten droht Gefahr, Intrigen und Manipulationen liegen in der Luft und machen es allen Beteiligten schwer.
Die Kombination aus Figuren ist sehr facettenreich, jeder bringt seine ganz eigenen Wünsche, Hoffnungen, Macken und Stärken mit. Dadurch wird die Handlung noch bunter und abwechslungsreicher, da man nie so genau weiß, was die Charaktere als nächstes aushecken werden.
Besonders Levyn ist ein faszinierender Charakter. Er hat eine besondere Stellung unter den Drachen und zu Lya eine spezielle Verbindung. Trotzdem sind ihre Begegnungen erfüllt von den unterschiedlichsten, gegensätzlichen Empfindungen: Anziehung und Hass, Verlangen und Verrat, Vertrauen und Enttäuschung, Sehnsucht und Abneigung. Die Szenen der beiden sind immer wieder explosiv, geben aber auch einen tiefen Einblick hinter die Mauern.

Am Ende des ersten Buches bleiben viele Fragen offen und ich bin sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird. Die Konstellation der Figuren, die bisherigen Ereignisse und die Dinge, die angedeutet werden, versprechen auf jeden Fall Spannung.

Fazit

Ein schöner Auftakt der Trilogie, der einem einen guten Einblick in die Welt der Drachen gibt. Das Setting und die verschiedenen Rassen fand ich besonders interessant und faszinierend. Viele Dinge bleiben noch offen und ich hoffe darauf, mit den nächsten Bänden noch tiefer in die Strukturen, Geheimnisse und Verstrickungen eintauchen und sie durchschauen zu können. Elya war mir manchmal etwas zu sprunghaft und impulsiv, insgesamt sind ihre Reaktionen aber schon nachvollziehbar, für sie steht schließlich das gesamte Leben plötzlich Kopf. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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