[gelesen] Der silberne Flügel von Tanja Bern

©feelings
Der silberne Flügel
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Autorin: Tanja Bern
erschienen Februar 2017 (Neuauflage)
258 Seiten, Taschenbuch
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feelings(Droemer Knaur)
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emotionale Geschichte, ganz anders als andere Bücher

Ungewöhnliche Vorkommnisse in den Skanden ziehen neugierigen Forscher an. Sie versuchen hinter die unerklärlichen Phänomene zu kommen, untersuchen alles, was ihnen vor die Füße fällt. Und doch bleiben viele Dinge unendlich rätselhaft und unlösbar. Als dann auch noch ein außergewöhnlicher Mann auftaucht, der von den hohen Felsen gestürzt zu sein scheint, erreichen die Rätsel ihren Höhepunkt. Der neue Arzt der Forschungsstation nimmt sich dem Verletzungen an, aber bald muss er feststellen, dass mit dem gefundenen Mann viel mehr nicht stimmt, als zunächst angenommen.

Der Schreibstil von Tanja Bern ist von Beginn an fesselnd, mitnehmend und gefühlvoll. Vor allem auf der emotionalen Ebene erreicht die Geschichte eine ganz besondere Tiefe. Es gab viele Augenblicke, in denen ich ergriffen, berührt oder nachdenklich gestimmt wurde.
Man bekommt zunächst einen Einblick in eine Welt, die den Menschen normalerweise verborgen bleibt. Die Aufgaben der Engel sind vielfältig, bedeutend und magisch. Und obwohl viele von ihnen sehr zufrieden sind mit dem, was sie machen und erreichen, genügt es einigen von ihnen am Ende nicht. Sie wollen nicht unbedingt mehr, aber sie wollen etwas anderes, sie möchten wieder richtig fühlen, sich unter die Menschen mischen und noch ein Mal leben. Dieser Wunsch bringt allerdings auch Entbehrungen und Verluste mit sich, die nicht jeder bereit ist zu tragen.
Dieser Einstieg ins Buch bringt schon mal viele Informationen mit sich, die man im Laufe der Handlung wieder findet, die vervollständigt werden und sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Auch zu den Charakteren, die nach dem engelhaften Start folgen, kann man so schon einige Vermutungen anstellen, bei denen sich nach und nach zeigen wird, welche davon sich bewahrheiten.
Angekommen in der Menschenwelt lernt man die Forschungsstation, die Mitarbeiter und die seltsamen Phänomene dort besser kennen. Man bekommt einen guten Eindruck von dem vorherrschenden Machtgefüge, den Aufträgen und den erwarteten Ergebnissen. Der Druck steigt, denn die Regierung will mehr als das, was die Forscher bisher geben können. Denn die Geheimnisse, die sich um diesen Ort ranken, sind viel tiefgehender, als alle Anwesenden ahnen. Auch die anderen Orte, an die man im Verlauf des Buches geführt wird, werden detailliert beschrieben. So bekommt man zum Beispiel einen bildhaften Eindruck von den winterlichen Skanden, kleinen idyllischen Seen und einsamen, fast vergessenen Hütten mitten in der Natur. Die Schauplätze der Geschichte sind toll gewählt. Es gibt der Handlung einen geheimnisvollen und sehr besonderen Rahmen, der durch die Figuren und ihre Entwicklungen weiter gefüllt wird.
Einige Dinge deuten sich schon recht früh in der Geschichte an, was ich aber nicht besonders schlimm fand, denn die Entwicklung, die daraus folgt, bleibt abwechslungsreich und ist nicht unbedingt vorhersehbar, auch wenn man sich einige Sachen wünscht und den Charakteren am liebsten helfen möchte. Durch die Perspektivwechsel erhält man einen Überblick über die parallel laufenden Handlungsstränge, die man in unterschiedlicher Intensität begleitet. Man ist sehr viel mit dem Protagonisten Elias, dem Arzt der Forschungsstation unterwegs, bekommt aber auch immer wieder Einblicke in die Entwicklungen bei den anderen Charakteren. Da die Stränge alle Berührungspunkte haben, ergeben sich die Entscheidungen meist als eine Folge der Ereignisse in den anderen Handlungssträngen.
Durch die enthaltenen Fluchtszenen gibt es einige turbulente Entwicklungen, besonders zum Ende des Buches geht es drunter und drüber. Die Figuren sind immer wieder gezwungen, sich neu zu orientieren, neue Hoffnung zu haben und nicht aufzugeben, obwohl sie manchmal hart an ihre körperlichen und emotionalen Grenzen kommen. Obwohl die Handlung immer wieder spannende Elemente aufweist, standen für mich besonders die gefühlvollen Aspekte der Handlung im Mittelpunkt. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber für die Charaktere gibt es viele sehr entscheidende, einschneidende und verändernde Momente, in denen sie sich lieber auf sich und ihre Zukunft konzentrieren würden, als darauf, irgendwie am Leben zu bleiben.

Fazit

Es fällt mir ein wenig schwer das Buch in Worte zu fassen, ohne zu viel vorweg zu nehmen. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, besonders auf der emotionalen Ebene hat es mich erreicht und das lässt mich auch über ein-zwei kleinere Schwächen hinwegsehen, die mir beim Lesen aufgefallen sind. Die Kombination aus den unterschiedlichen, sehr tiefgreifenden Gefühlen und den geheimnisvollen, spannenden Momenten macht die Handlung facettenreich. Die toll beschriebenen Schauplätze geben dem Ganzen zusätzlich einen beeindruckenden Rahmen. Ein ganz besonderes Buch, mit faszinierenden Charakteren, deren Geschichte mich erreicht und mitgenommen hat.


Im Januar wird es eine Blogtour zu den Büchern von Tanja Bern geben, bei der auch dieses Buch mit dabei sein wird.

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