[Dana] Rezension: Patricia Schröder – Fanatisch

 ©Coppenrath

 Fanatisch

Autorin: Patricia Schröder
erschienen Februar 2018
Verlag: Coppenrath
ISBN:  978-3-649-62454-7
grausame Idee, konnte mich aber nicht ganz packen
Bedroht, verschleppt, gequält, frei gelassen und zum Schweigen
verurteilt – so könnte man Naras Erlebnisse an einer Hand abzählen und doch
fassen diese Worte nur schwer zusammen, was sie wirklich erlebt hat. Endlose
Stunden des Hoffens und Bangens, der Ungewissheit und Ungläubigkeit und auch
als es für alle anderen so aussieht, als wäre das Martyrium vorbei, geht es
noch mal so richtig los.

Der Schreibstil von Patricia Schröder ist angenehm und abwechslungsreich
gestaltet. Die meiste Zeit begleitet man Nara in der Ich-Perspektive, wodurch
man sehr intensiv bei der jungen Protagonistin ist und all ihre Gedanken, ihr
Leid, ihre Verzweiflung, ihre Qual und ihre sinkende Hoffnung hautnah
mitbekommt. Zwischendurch gibt es jedoch auch immer wieder Passagen aus einer
anderen Sicht, die weitere Szenen der Gesamthandlung beleuchtet. Dadurch bekommt
man einen umfassenderen Blick und damit auch einen Einblick in die Welt und die
Gedankengänge der Täter und eines weiteren Opfers, das von den Mädchen getrennt,
gefangen gehalten wird. Die Wechsel sorgen für zusätzliche Dynamik und Spannung
und bringen neue Spekulationen über die Zusammenhänge, Hintergründe und die
Identität mit sich.
Insgesamt ist man sehr nah am Geschehen und begibt sich
mit Nara auf die Suche nach der Wahrheit, nach den Verknüpfungen und den
Motiven, die zunächst nicht sehr offensichtlich scheinen. Doch auch als sich
erste Rätsel lösen, bleibt die Motivation für die Taten noch verborgen. Erst Stück
für Stück werden diese Dinge offenbart und am Ende war ich doch überrascht, wie
sich alles auflöst und wer hinter all dem steckt.
Nara ist eine starke Protagonistin, die trotz der
ausweglosen Situation nicht aufgibt, sich selbst antreibt und mit ihren
Gedankengesprächen genau das zum Ausdruck bringt, was ihr eine gute Freundin in
der Situation wohl auch geraten hätte.
Ein wenig schade fand ich, dass der Klappentext bereits
so viel verrät und auch der Zeitungsartikel ganz zu Beginn des Buches schon ein
Stück in der Handlung vorgreift. Zwar weiß man nicht, was genau passiert und
wie es dazu kommt, aber man weiß an dieser Stelle eben schon, was mit den
Mädchen in Gefangenschaft auf jeden Fall nicht passiert. Das nimmt ein Stück
der Spannung, da man vorbereitet ist, dass noch irgendwas danach kommt und das
eben definitiv nicht das Ende sein wird. Die danach eingebunden Zeitungsartikel
fand ich hingegen gut, da sie quasi in Echtzeit berichten, was in der Stadt,
außerhalb vom Einzugsbereich der Protagonistin, seltsames passiert.
In die Thrillerhandlung eingebunden sind verschiedene,
gesellschaftlich relevante Themen. Die Bearbeitung von Krisenthemen gibt dem
Buch eine gewisse Aktualität und sensibilisiert für die Dinge, die in der Welt
und in Deutschland passieren. Auch wenn ich es wichtig finde, dass wir davor
nicht die Augen verschließen, habe ich selbst mit dem Religionsthema, das ja
auch eine relevante Rolle im Buch spielt, selbst nicht so viele
Berührungspunkte und kann die Glaubensbekenntnisse daher auch nur schwer
nachvollziehen. Das Konfliktpotenzial wird aber in jedem Fall anschaulich
integriert.
Am Ende bin ich etwas zwiegespalten, was das Buch in mir
hinterlässt. Auf der einen Seite war es wirklich interessant Nara und die
anderen auf ihrem Weg zu begleiten, der voll von Angst und Unverständnis ist. Auf
der anderen Seite fehlte mir der letzte Funke, um mich komplett fesseln, packen
und nicht wieder loslassen zu können, da, wie bereits angesprochen, so viel
schon im Vorfeld klar war.
Ein Thriller, der sich gut lesen und flüssig lesen lässt,
mit grausamen Momenten, in denen man mit den Charakteren leidet und der großen
Frage nach der Identität. Das gewisse Etwas hat für mich am Schluss dann aber
einfach gefehlt.Vielleicht empfinden das jugendliche Leser anders, denn ausgeschrieben ist es ja als Jugendthriller.

Vielen Dank an den Verlag und vorablesen für das bereitgestellte
Rezensionsexemplar!

6 Gedanken zu „[Dana] Rezension: Patricia Schröder – Fanatisch“

  1. Hallöchen Dana,

    der Zeitungsrtikel bzw. der Klappentext nehmen tatsächlich schon einiges voraus. Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb ich die Story auf den ersten Seiten etwas lahm fand. Man weiß einfach schon, was auf einen zukommt und ich persönlich konnte es dann einfach nicht abwarten.
    Ich fand das Ende genial gemacht, wobei ich nicht mal genau weiß, ob ich es richtig verstanden/ interpretiert habe. Darüber zu diskutieren, würde an dieser Stelle leider zu sehr spoilern. Ich finde es so clever gemacht, dass ich mir sogar eine Fortsetzung denken könnte. Allerdings ist hier laut Verlag nichts geplant.

    LG
    Anja

    1. Hallo Anja,
      ich habe mich am Anfang auch etwas schwer getan. Obwohl man natürlich nicht weiß, was genau die Mädchen erleben werden, weiß man ja auf jeden Fall, wie die Etappe ausgeht. Mir hat das einfach etwas von der Spannung genommen. Dieses Mitfiebern, ob alle überleben, wem was angetan wird usw.
      Beim Ende habe ich auch überlegt, ob ich es alles richtig zuordne 😀 Die Wendung fand ich auf jeden Fall auch gut gemacht, mit den Zusammenhängen hätte ich nicht gerechnet. 🙂
      Lg Dana

  2. Hallo Dana,
    mich konnte das uch tatsächlich von der ersten Seite an fesseln und hat mich nicht wieder losgelassen. Ich fand das Ende ehrlich gesagt nicht so gut, da es mir ein wenig unlogisch erschien. Aber, alles in allem ein sehr spannender Jugendthriller, der mich überzeugt hat.
    LG
    Yvonne

    1. Hallo Yvonne,
      ich habe grad deine Rezi gelesen und kann die Kritik am Ende auf jeden Fall verstehen. Den Punkt, den du da aufgreift, habe ich auch nicht recht verstanden… Das Eingreifen hätte da ja das gesamte Blatt noch mal wenden können.
      Lg Dana

    1. Hallo Nadine,
      vielleicht würde dich das Buch ja auch mehr überzeugen, als es mich packen konnte 😉 Aber ich kann es natürlich verstehen, mein SuB ist auch viel zu hoch 😀
      Lg Dana

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