[Anja] Rezension: Versehrt von Patricia McCormick

Versehrt

Autorin: Patricia McCormick
erschienen August 2011
ISBN: 978-3-10-401034-2 (eBook)
zum Verlag → Fischer
© Fischer
keine leichte Kost

Das Buch schildert eine kurze Episode aus dem Leben des
18-jährigen Matt, der als Soldat im Irak-Krieg dient. Bei einem Einsatz wird
Matt verletzt und kommt mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Lazarett. Er hat
Erinnerungslücken und so weiß er nicht mehr genau, was vorgefallen ist. Aber er
ist sich sicher, dass auch der irakische Junge Ali, mit dem er sich
angefreundet hatte, an der Unglücksstelle war…
Da Matt der Ich-Erzähler der Geschichte ist, bekommt der
Leser einen Einblick, wie es dem verwundeten Soldaten geht, der nach seinen
Erinnerungen sucht. Es wird ein Einzelschicksal des Kriegsalltags geschildert.
Matt erlebt die ständige Angst vor dem Tod. Sein Kopf weigert sich, sich an die
grausamen Erlebnisse zu erinnern. Die Briefe von Zuhause, in denen der Bammel
vor einem Biologie-Test geschildert wird, wirken dagegen wie eine Lappalie.
Diese Gegensätze sind ziemlich extrem – wie nichtig Alltagsprobleme wirken,
wenn man jeden Tag sein Leben aufs Spiel setzt.
Erschreckend ist auch, wie die Soldaten verheizt werden.
Während Matt sich erholt, bekommt er das Schicksal anderer Verwundeter mit.
Kaum genesen, werden die Soldaten zurück in die Einsätze geschickt. Bei der
Aufklärung von Fällen geht es weniger um das Finden von Wahrheit, als darum,
negative Aufmerksamkeit zu vermeiden.
Es fällt mir schwer, die Rezension zu diesem Buch zu
schreiben. Einerseits werden erschreckende Zustände dargestellt, die unter die
Haut gehen – aber mir ist die Schilderung etwas zu schwarz/weiß. Am Krieg gibt
es nichts Gutes, keine Frage, aber in Matts Szenario wird auch jeder Zivilist
zum Feind. Dem jungen Soldaten wird eingeimpft, dass jede Person, egal ob Kind
oder eine junge Mutter mit Säugling auf dem Arm, zum Feind gehören kann und
gegebenenfalls ausgeschaltet werden muss. Letztlich täuscht auch Matt sich in
einem Menschen, sodass genau dieses Bild bestätigt wird. Und auch wenn man am
Krieg nichts beschönigen kann, empfinde ich diese Darstellung insgesamt zu
einseitig-negativ. Unschuldige Zivilisten, die unter den Kämpfen leiden,
erlaubt die Geschichte im Grunde nicht – da alle unter Generalverdacht stehen.
Dadurch bleibt nach dem Lesen ein bitterer Beigeschmack, sodass ich das Buch
nicht uneingeschränkt für 14-jährige (wie vom Verlag ausgezeichnet) empfehlen
würde.

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