[gelesen] Jayden V. Reeves – Der steinerne Garten

©Re Di Roma Verlag

Der steinerne Garten
Band 1

Autorin: Jayden V. Reeves
erschienen Februar 2017
ISBN:   978-3-96103-149-8

aufwühlend, düster, dramatisch

Riley hatte keine besonders leichte Vergangenheit. Er hat
einige Fehler begangen, sich verleiten lassen und Dinge probiert, die
nachhaltige Wirkungen zeigen. Er kämpft um sein Leben, seine Freiheit und seine
Zukunft, doch manchmal drohen ihn die Probleme zu erdrücken.
Als ihm auf einem Personentransport der verschlossene,
sehr seltsame Nathanyel begegnet, hätte er nie gedacht, welche Steine diese
Begegnung ins Rollen bringt. Ein verlockendes Angebot könnte einen Teil von
Rileys Schwierigkeiten begleichen, doch den Preis den er dafür zahlen muss, ist
nicht zu verachten. Auf engstem Raum mit einem Mann zu leben, der kaum zu
bändigen ist, ist kein Zuckerschlecken. Ein falsches Wort, eine falsche
Bewegung und die Situation könnte eskalieren.

Die Welten von Riley und Nathanyel könnten kaum
unterschiedlicher sein. Während Riley immer in finanzieller Not ist, manchmal
in den Tag hinein lebt und gern auch mal feiern geht mit seinen Freunden, lebt
Nathanyel sehr zurück gezogen, nahezu einsam und hat strikte Strukturen, von
denen er nur ungern abweicht. Geldsorgen sind ihm fremd, denn er ist in einer
sehr vermögenden Familie aufgewachsen.
Wer jetzt vermutet, da treffen zwei junge Männer
aufeinander, die fast nicht verschiedener sein können, sie verlieben sich und
es wird total romantisch, der irrt sich. Eine Romance-Story sollte man bei dem
Buch definitiv nicht erwarten. Es ist oft dramatisch, aufwühlend, bewegend,
nachdenklich stimmend, manchmal wirklich heftig und erschreckend und nur selten
von anhaltend positiven Gefühlen geprägt. Man sollte beim Lesen bereit sein,
sich auf die Charaktere einzulassen und mit ihnen ihre sehr komplizierte,
komplexe Geschichte zu erleben. Es wird häufig nicht wirklich schön, manchmal
kann man die Personen vielleicht auch nicht verstehen, aber ich habe das Buch
insgesamt als rund und stimmig empfunden.
Riley und Nathanyel sind beide sehr eigen, auf völlig
unterschiedliche Weisen. Man schließt sich nicht sofort ins Herz und wünscht
sie sich als besten Freund an der Seite, wie es in anderen Büchern vielleicht
vorkommt. Ich habe während des gesamten Buches eine gewisse Distanz zu den
beiden gewahrt, die mich aber nicht daran gehindert hat, mich in ihre Geschichte
einzufühlen.
Ihr Weg ist hart, sehr steinig, geprägt von verschiedenen
Leuten, die ihnen nicht unbedingt wohl gesonnen sind und noch dazu machen sie
sich gegenseitig das Leben mehr als schwer. Es gibt Gefühlsausbrüche, Streit,
erdrückende Stille und heftige Diskussionen. Trotz der ganzen
Auseinandersetzungen kann man aber auch beobachten, wie die beiden sich nach
und nach ein Stück weit öffnen, wie man intensivere Einblicke in ihre Leben und
ihre Gedankenwelt bekommt. Die Mauern werden ein Stück gesenkt, man darf einen
Blick hinüber werfen, aber nicht zu viel.
Würde die Handlung harmonischer verlaufen, ich glaube, so
hätte es, aus meiner Sicht, nicht mehr so gut zu den beiden komplizierten
Protagonisten gepasst. Beide haben ein schweres Päckchen zu tragen und manchmal
hat man den Wunsch, beide an einen Tisch zu fesseln, damit sie sich endlich mal
richtig unterhalten und den anderen so erkennen, wie er ist. Wenn man die
Geschichte liest, wird man aber verstehen, wieso es nicht unbedingt dazu kommt,
was sie abhält, was sie hindert und was ihnen stattdessen eben im Kopf rumgeistert.
Autor Jayden V. Reeves nimmt seine Leser mit in eine Welt
voller sorgen, Probleme, Ängste, Nöte und Zwänge. Drogen, Verrat, Betrug,
Geheimnisse, Schicksalsschläge und Outing spielen unter anderem eine Rolle.
Doch trotz der ernsten, oft aufwühlenden, bedrückenden Themen habe ich den
Schreibstil als angenehm empfunden. Häufig ist es sehr direkt und auf den Punkt
gebracht, aber blumige Umschreibungen wären bei der Handlung auch irgendwie
fehl am Platz. Anschauliche Beschreibungen lassen die Geschichte lebendig
werden, für den einen oder anderen vielleicht auch zu lebendig. Ich konnte mir
auf jeden Fall gut vorstellen, wie die Charaktere aussehen und an welchen Orten
sie sich aufhalten.
Ich musste mich ein wenig in die Geschichte einlesen,
einen Bezug zu den Figuren aufbauen und schauen, wie sie agieren, wie sie sind.
Als man sie ein bisschen kennen gelernt hatte, konnte ich mich gut auf die
turbulente Handlung einlassen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass man neben den düsteren
Passagen auch ab und an mal Momente hat, in denen man lachen oder schmunzeln
kann. Im Leben der Protagonisten gibt es nicht so viel Sonnenschein, da ist es
nicht verwunderlich, dass man nicht ständig Tränen vor Lachen in den Augen hat.
Aber diese kleinen Lichtblicke zeigen eben auch, dass nicht alles nur dunkel,
trist und aussichtslos ist.
Die sehr individuellen, etwas ungewöhnlichen Protagonisten
machen die Geschichte besonders. Es ist insgesamt eher düster, aufwühlend und
teilweise ziemlich erschreckend, aber mir hat der Einblick in das Leben der
beiden trotzdem gefallen. Wo Licht ist, da muss es auch Schatten geben und
manchmal schafft man es, sich in der Grauzone aufzuhalten. Das Buch ist
vermutlich eher nichts für Leser, die gern in romantische Entwicklungen
eintauchen, denn darum geht es nicht.

Vielen Dank an den Autoren und den Verlag für das
bereitgestellte Rezensionsexemplar!

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