[gelesen] Karin Slaughter – Pretty Girls

© HarperCollins
Pretty Girls
Autor: Karin Slaughter
erschienen Dezember 2015
Verlag: HarperCollins
ISBN: 9783959670074


grausam, brutal, spannend – gelungener Thriller

Wenn Menschen spurlos verschwinden, ist es für alle
Angehörigen eine furchtbare Situation. Man malt sich die schlimmsten Szenarien
aus und trotzdem bleibt die leise Hoffnung, dass der Verschwundene wieder
auftauchen könnte. Auch die 19 Jährige Julia ist vor über zwanzig Jahren nach
einer Party nicht mehr nach Hause gekommen. Was mit ihr wirklich passiert ist,
konnte niemals aufgeklärt werden. So viele Jahre später hätte wohl mehr niemand
damit gerechnet, dass der Fall noch einmal aktuell werden könnte. Doch eine
brutale Mordserie erschüttert die Menschen und wirft unzählige Rätsel und
Fragen auf. Auch Claires Welt steht Kopf, sie stößt auf immer mehr düstere,
erschreckende Geheimnisse und weiß bald nicht mehr, wem sie noch glauben darf.

Es gibt Menschen, den möchte man nicht im Dunkeln
begegnen und dann gibt es noch Menschen, den möchte man nicht mal am helllichten
Tag über den Weg laufen. Dieses Buch vereint unzählige schreckliche
Situationen, Ängste und Gefahren, man kommt aus dem Gruseln, Staunen, Erschrecken
und Erschüttert sein gar nicht wieder raus. Der Autorin gelingt es den Leser so
tief in die Handlung zu ziehen, dass die Atmosphäre richtig überspringt.
Durch die detaillierten Beschreibungen werden die
Schauplätze und Inhalte bildhaft dargestellt. Man taucht immer tiefer in das
Konstrukt ein, verfängt sich in dem gespannten Netz und erlebt all die
brutalen, teilweise ekligen Momente hautnah mit. Ich habe mich beim Lesen einige
Male in die Irre führen lassen, bin auf die ausgelegten Köder hereingefallen
und habe irgendwann selbst angefangen an allem und jedem zu zweifeln. Wem kann
man glauben, wem darf man trauen, gibt es noch einen Weg zurück ins Licht?
Die Handlungsstränge scheinen zunächst unabhängig
voneinander zu existieren. Man lernt unterschiedliche Personen kennen, erhält
einen Einblick in ihr Leben und auch in die düsteren Seiten ihrer
Vergangenheit. Nach und nach kristallisieren sich Verbindungen und Zusammenhänge
zwischen den Figuren raus. Die Handlung verschmilzt immer mehr miteinander, bis
es irgendwann nur noch einen Strang gibt, der alles miteinander vereint. Die
Perspektivwechsel erzeugen einen spannenden und dynamischen Wechsel zwischen
den Szenen und ermöglichen es gleichzeitig verschiedene Personen zu begleiten
und Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten zu erhalten.
Besonders berührend waren für mich die Passagen, in denen
ein Vater an seine vermisste Tochter schreibt und ihr berichtet, was sie alles
verpasst. All die Wut, der Frust und die Trauer sind in jedem Wort deutlich
spürbar und doch findet er schöne Worte, die ebenso zeigen, wie sehr er sein
Kind liebt. Diese Kapitel sind über das Buch gestreut und haben mehr mit der
restlichen Handlung zu tun, als man zunächst vielleicht annimmt.
Die Briefform hebt sich deutlich vom den anderen Abschnitten
ab. Und obwohl es sonst einen personalen Erzähler gibt, wird mit Emotionen
nicht gespart. Besonders präsent sind die düsteren und schlimmen Empfindungen,
die durch verschiedensten Situationen ausgelöst werden. Es ist ein Spiel mit
der Angst, bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus.
Immer wieder gibt es überraschende Momente und Wendungen,
die alles durcheinander wirbeln. Hat man geglaubt, man hat die Lösung und
schlimmer geht es kaum noch, setzt Karin Slaughter noch einen oben drauf. Man
erlebt anschaulich, wie unendlich tief die Abgründe der menschlichen Seele sein
können. Dabei verliert die Geschichte nie an Spannung, ganz im Gegenteil. Zum
Ende des Buches wird es immer rasanter, die Ereignisse überschlagen sich, es
muss schnell und präzise gehandelt werden, obwohl die Charaktere keinen rechten
Ausweg wissen.
Diese Geschichte ist nichts für Zartbesaitete, denn es
geht ordentlich zur Sache. Es wird blutig, grausam und wirklich furchteinflößend.
Ein tolles, mitreißendes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite
gefesselt hat.

3 Gedanken zu „[gelesen] Karin Slaughter – Pretty Girls“

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