[gelesen] Andreas Sturm (Hrsg.) – Weihnachtsmorde

©fhl Verlag
Weihnachtsmorde

Herausgeber: Andreas Sturm
erschienen November 2015
Verlag: fhl
ISBN: 978-3-95848-210-4
kurze Weihnachtskrimis – Achtung tödlich

Hohoho – Weihnachten steht vor der Tür, alle denken an
die letzten fehlenden Geschenke, das Weihnachtsessen, die dafür vermutlich noch
nicht ganz abgearbeitete Einkaufsliste und an all die Dinge, die noch schnell
erledigt und organisiert werden müssen. Steht der Baum gut, wann wird er
geschmückt, muss noch ein Kuchen gebacken werden, wann kam noch mal welcher
Besuch und wann um Himmels willen soll alles noch fertig werden?! Bei vielen
ist die Vorweihnachtszeit wenig ruhig und besinnlich. Doch den Stress nimmt man
gern in Kauf, wenn man dafür umso schönere und entspannte Weihnachtstage, am
besten im Kreise der Familie, hat.
 Andere sind sehr
einsam, fangen an zu Grübeln, ihnen kommen alte Rechnungen in den Sinn, die
noch beglichen werden müssen, damit das nächste Jahr sorgenfreier beginnen
kann. Manche Gedanken sind ziemlich tödlich, andere einfach nur gefährlich, in
jedem Fall wird es ungemütlich.
Wenn die Opfer im Buch geahnt hätten, was ihnen an
Weihnachten bevor steht, dann hätten sie ihre letzten Stunden wohl mit etwas
anderem verbracht, als den turbulenten Vorbereitungen. Vielleicht sollte man
auch einfach nicht jedem Weihnachtsmann die Tür öffnen…

Diese Anthologie kombiniert grausame Verbrechen mit dem
Fest der Liebe. Schon ein Widerspruch in sich und gerade deswegen rechnen wohl
auch viele der Figuren nicht mit der tödlichen Gefahr, die ihnen direkt
gegenüber steht. Doch Gier, Rachegedanken, Eifersucht und Geldsorgen machen
auch vor der besinnlichen Weihnachtszeit keinen Halt. Wenn sich all auf dem
Weihnachtsmarkt drängen oder man gemütlich und schon etwas angetrunken bei der Weihnachtsfeier
zusammen sitzt, bietet sich die eine oder andere Gelegenheit, seine dunklen
Pläne zu verwirklichen oder lange Finger zu machen.
Die Art und Ausführung der Vergehen ist vielfältig, die
Täter ganz verschiedene Personen mit sehr unterschiedlichen Motiven. So ist es jedes
Mal wieder eine Überraschung, was einen in der nächsten Kurzgeschichte erwarten
wird. Jeder Autor schafft seine ganz eigene, weihnachtliche Welt, in die er die
tückischen Verbrechen integriert. Während einige Geschichten grausame, blutige
Details enthalten, sind andere eher heiter, nicht so tödlich oder dienen als
Lehre für potenzielle  Täter.
Einige Handlungen sind sehr gradlinig, kurz und bündig
geschildert und auf das Ziel –meistens den Mord- bedacht, in anderen Fällen
gibt es Ausschmückungen, Überraschungen und Wendungen, die die Handlung noch
einmal durcheinander wirbeln.
So unterschiedlich wie die Inhalte sind auch die
Erzählperspektiven. Ein Teil der Kurzgeschichten ist aus der Ich-Perspektive
geschrieben, was einen Einblick in die Psyche der Täter ermöglicht. Ist alles
schon lange geplant, ist der Zeitpunkt eher ein Zufall? Wollten sie zum Mörder
werden oder hat es sich eben einfach so ergeben?
Bei der Eröffnungsgeschichte wird der Leser sogar direkt
angesprochen, was es noch mal persönlicher macht. Der Protagonist hat eine sehr
deutliche und direkte Art mit einem zu reden, obwohl manche seine Ausdrücke
enorm von seiner Vergangenheit geprägt sind.
Die anderen Geschichten nutzen den personalen Erzähler.
Dadurch bekommt man zwar häufig keinen so intensiven Einblick in die
Gefühlswelten, allerdings macht es Perspektivwechsel innerhalb der Handlung
möglich, wodurch mehrere Aspekte der Geschichte beleuchtet werden.
Die Kurzkrimis kann man nicht wirklich miteinander
vergleichen, jeder Autor hat seine ganz eigene Weise dem Leser die Taten zu
präsentieren. Manche ziehen einen sofort mit in die Handlung, bei anderen fällt
es einem leichter die Distanz zu wahren. Besonders schön finde ich die
Abwechslung im Buch. Es ist für jeden Geschmack etwas mit dabei. Von
blutig-brutal bis sarkastisch und humorvoll gibt es die komplette Bandbreite an
Erzählweisen und Stilen. Durch die klare Abtrennung fällt es auch leicht, die
Geschichten isoliert voneinander zu betrachten. Die Handlungen vermischen sich
nicht und haben klare Grenzen. Gut gefallen hat mir, dass es sich nicht immer
nur ums Morden dreht. Man bekommt es zum Beispiel auch mit verschiedenen Dieben
zu tun. Der eine versteht sein Handwerk besser, der nächste muss vielleicht
noch ein bisschen üben oder es einfach ganz bleiben lassen. Gut geplant ist eben
nur die halbe Miete, schief gehen kann natürlich trotzdem immer was.
Eine gute, abwechslungsreiche Kurzkrimi-Mischung, bei der
jeder Leser auf seine Kosten kommen sollte. Die Weihnachtszeit kann eben auch
alles andere als ruhig, beschaulich und besinnlich sein. Vielleicht sollte man
das nächste Mal, wenn der Weihnachtsmann vor der Tür steht, erst mal fragen, ob
er ein Messer in der Tasche hat.
In diesem Sinne hohoho und frohe Weihnachten!


Vielen Dank an Herausgeber Andreas Sturm für dieses
Rezensionsexemplar!

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