[gelesen] Veronika Mauel – Kai & Annabell – Von dir besessen

© Impress (Carlsen)
  Von dir besessen
Kai & Annabell Band 2

Autor: Veronika Mauel

erschienen Dezember 2015
ISBN: 978-3-646-60168-8  

tolle Fortsetzung, emotional und bewegend

„Von dir besessen“ ist der zweite Band von „Kai &
Annabell“, daher kann meine Rezension Spoiler in Bezug auf das erste Buch „Von dir verzaubert“ enthalten. Um alle Zusammenhänge, Geheimnisse und Entwicklungen
zu verstehen, wird es besser sein, die Reihe von Beginn an zu lesen. Mir haben
beide Bücher gut gefallen und auch wenn bei den Protagonisten hier und da
Klischees aufgegriffen werden, so ist die Geschichte individuell und besonders.
Kai und Annabell hatten bereits im ersten Teil der Reihe
einen harten, steinigen Weg. Ihre Welten wollten so gar nicht zusammen passen
und doch fühlten sie sich magisch voneinander angezogen. Zwei Leben, die
verschiedener kaum sein könnten und zwei Menschen, die sich so harmonisch
ergänzen. Doch kaum scheinen sie die Schwierigkeiten überwunden zu haben, tun
sich neue Abgründe auf, die alles verändern. Kai sieht nur noch einen einzigen
Ausweg: Annabell muss ihn hassen und vergessen.

Der flüssige, fesselnde Schreibstil hat mich gleich in
die Geschichte hinein gezogen. Ruck zuck war man wieder im Geschehen, ohne
große Vorgeschichte oder Aufwärmphase. Es gibt keine umfassenden, ausführlichen
Rückblenden, was mich persönlich nicht gestört hat, da ich die Geschehnisse
noch gut im Kopf hatte. Ab und an gibt es kleinere Hinweise auf die
vorangegangene Geschichte, wenn die Ereignisse Bedeutung für die aktuelle
Handlung haben. So sollten die Zusammenhänge und Hintergründe auch deutlich
werden, wenn man etwas größere Erinnerungslücken hat.
Während es im ersten Buch darum ging, wie Kai und
Annabell es schaffen sollen, ihre so grundverschiedenen Welten miteinander zu
vereinen, dreht es sich dieses Mal genau um das Gegenteil. Kai setzt alles
daran, Annabell los zu werden, ihr genug Grund zu geben, ihn zu hassen und am
besten zu vergessen. Doch so leicht ist das leider nicht. Obwohl es viele
gemeine Sprüche und verletzende Handlungen gibt, kommen die beiden nicht so recht
voneinander los. Sie sind wie zwei Magnete, die sich je nach Situation entweder
abstoßen oder anziehen. Nachvollziehen kann man das Verhalten auch nur, wenn
man die Gründe kennt, die Kai zu seiner Mission führen. Für alle Außenstehenden
ist er einfach nur der miese Kerl, der er vorher auch schon war, der Annabell
ausgenutzt hat und nun wieder fallen lässt. Die meisten ahnen nicht, dass alles
ganz anders ist.
Wie auch im ersten Buch gibt es wieder die Ich-Perspektiven
beider Protagonisten. So ist es für den Leser möglich, in den aufgewühlten Kopf
von Annabell zu schauen und ihre verletzten Gefühle hautnah mit zu erleben. Man
bekommt darüber hinaus aber auch Einblick in Kais Innenleben und dort ist es
nicht weniger turbulent. Auch wenn er sich nach außen cool und abgebrüht gibt,
sein Herz schreit, weint und zerreißt bei all dem, was er Annabell antun muss
und trotzdem sieht er keinen anderen Ausweg.
Es gibt sehr viele emotionale, ergreifende Szenen im
Buch, denn die komplette Geschichte ist geprägt von den widerspenstigen
Gefühlen der jungen Protagonisten. Verzweiflung, Wut, Hass, Angst, Schmerz,
Liebe, Hoffnung…. Es ist ein stetiges Auf und Ab der Emotionen, wobei die Tiefs
deutlich ausgeprägter sind, als die Momente, in denen es wieder etwas bergauf
geht.
Neben der Entwicklung zwischen Kai und Annabell tauchen
wir auch wieder tief in ihre Familiengeschichten ein. Als hätte Annabell nicht
schon genug Sorgen durch die momentane Situation, kann sie zu Hause alles
andere als abschalten. Auch hinter den Türen der reichen Familien gibt es
Probleme und Gefahren, die von außen manchmal nicht sichtbar sind.
Da man Kais Lebensumstände kennt, erwartet man in gewisser
Weise, dass er keinen großen Rückhalt bekommen wird. Deswegen ist es besonders schön
mit zu verfolgen, wie groß seine persönliche Stärke ist. Obwohl seine Kindheit
geprägt ist von allerhand schlechten Erfahrungen, Geldsorgen und mangelnder
Liebe, so weiß er, was er will und möchte aus seinem Leben etwas machen. Er
will raus aus dem Sumpf und nach vorn schauen. Wenn ihm nicht ständig neue
Steine in den Weg gelegt werden würden, wäre er seinem Ziel auch schon deutlich
näher.
Es wird wieder deutlich, dass es sich lohnt, hinter die
Fassaden zu schauen, denn man hat immer noch selbst in der Hand, wer man sein
will, unabhängig davon, woher man kommt und was erwartet wird.
Eine bewegende Geschichte und gelungene Fortsetzung.
Obwohl es besonders von der Stimmung ganz anders ist, als Band eins, hat es
mich sofort wieder gepackt. Es ist emotional, aufwühlend und macht
nachdenklich.

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