Rezension: Jennifer Wolf & Alexandra Fuchs – Häkelenten tanzen nicht

© Impress (Carlsen)
Häkelenten tanzen nicht
 Autor: Jennifer Wolf, Alexandra Fuchs
erschienen Januar 2015
ISBN: 978-3-646-60089-6

gelungener Chat-Roman mit ganz eigenem Charme

Vermutlich ist es vielen schon einmal so ergangen wie
Sam. Man will nur schnell eine Nachricht verschicken und nimmt dann die falsche
Nummer oder hat sie falsch eingespeichert. Dann lesen Menschen, die davon gar
nicht betroffen sind, zum Teil sehr persönliche Nachricht und klären das
Missgeschick auf oder man hört einfach mal nichts. So hat auch bei Alice und
Sam alles begonnen. Alice, die nicht der gewünschte Frank ist, antwortet auf
Sams teilweise schon verzweifelte Nachrichten. Was nur eine nett gemeinte
Aufklärung sein sollte, wird bald zu viel mehr. Eine Nachricht folgt der
nächsten und schon bald können sie nicht mehr aufhören, sich zu schreiben.

Sam ist Krankenpflege-Azubi in Hamburg und steht kurz vor
dem Abschluss seiner Ausbildung. Seine Arbeit macht ihm viel Spaß und er hat
tolle Freunde um sicher herum, die gern für ihn da sind. Er ist eine ganz
sympathische Figur, mit all seinen Eigenheiten und Besonderheiten. Was Sam
richtig ausmacht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, auch wenn es eine
zentrale Rolle im Buch einnimmt.
Alice wohnt in Konstanz und steht kurz vor ihrem Abitur,
in ihrem Herzen ist sie jedoch Tänzerin. Disziplin, Ausdauer und hartes
Training ist sie gewohnt und so ist sie eine echte Kämpfernatur, auch wenn es
um ihr Privatleben geht. Bevor sie versehentlich Nachrichten von Sam erhalten
hat, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen, wie sich ihr Leben verändern
wird.
Sam und Alice haben beide einen aufgeweckten
Freundeskreis, der sich gern mal einmischen und ab und an auch größere Sorgen
und Probleme verursacht. Diese Konstellationen bringen zusätzliche Spannung und
unerwartete Wendungen.
Der Schreibstil von Jennifer Wolf und Alexandra Fuchs ist
angenehm und flüssig. Die geschriebenen Nachrichten fügen sich gut aneinander,
die Figuren gehen aufeinander ein und so ergibt sich komplexes, stimmiges Gesamtbild.
Da es sich um einen Chat-Roman handelt, gibt es im Buch keine direkten
Gespräche oder Aufzeichnungen über Telefonate, diese werden höchstens rückblickend
mit erwähnt. Es dreht sich nicht immer nur um die Gespräche zwischen Sam und
Alice, auch die Freunde und einige Familienmitglieder kommen persönlich zu „Wort“.
So entstehen Unterhaltungen zwischen verschiedenen Personen, hinzu kommen noch
die öffentlichen Facebook-Posts, die für eine gelungene, abwechslungsreiche
Mischung sorgen. Es ist sehr authentisch und der modernen Welt, in der die
jungen Erwachsenen leben angepasst.
Die Leben von Alice und Sam haben zwar einige
Schnittpunkte, doch könnte man trotzdem sagen, dass sie in anderen Punkten kaum
verschiedener sein könnten. Große Herausforderungen und Barrieren, die
überwunden werden müssten, um ihre Welten zu vereinen. Ob das den beiden
wirklich gelingen wird? Noch dazu auf eine Entfernung von etwa 800 Kilometern…
Individualität, Freundschaften, Vertrauen, Ängste,
Zukunftsträume und Hoffnung sind einige der Themen, um die es sich im Verlauf
der Handlung immer wieder dreht. Das Buch ist sehr vielseitig und hat ganz
besondere Elemente, die den Leser in eine Welt mitnehmen, über die man sich
sonst wohl nicht so viele Gedanken macht, wenn man nicht selbst betroffen ist.
Die kleinen Krankenpflege-Einschübe fand ich persönlich
sehr witzig, da ich selbst Krankenschwester bin und mich in Sams Lage reinversetzen
kann. Das Umfeld ist bei Auszügen aus dem Arbeitsleben nicht immer ganz so
erfreut, einige reagieren schockiert, andere ekeln sich… ganz normale Reaktionen,
die wohl jeder kennt, der in dem Bereich arbeitet. Im Buch war es ähnlich und
es passte einfach super in die Handlung hinein.
Besonders schön finde ich auch, dass die Häkelenten immer
wieder eine Rolle spielen. Dadurch wird auch der Titel des Buches immer wieder
aufgegriffen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Eine berührende, bewegende Geschichte, die mich zum
Lachen, Grübeln und Weinen gebracht hat. Die beiden Autorinnen überzeugen mit
authentischen, sympathischen Figuren, einer tollen Sprache und einigen
kleineren und größeren Besonderheiten, die das Buch zu einem schönen Erlebnis
werden lassen.

Vielen Dank an Impress (Carlsen) für dieses
Rezensionsexemplar!

Ein Gedanke zu „Rezension: Jennifer Wolf & Alexandra Fuchs – Häkelenten tanzen nicht“

Schreibe einen Kommentar

(Kommentare werden von uns freigeschaltet.)

Mit dem Absenden des Formulars werden deine Nachricht sowie dein Name und deine Webseite (freiwillige Angaben) gespeichert. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung.