[gelesen] Verloren in der grünen Hölle von Ute Jäckle

  Verloren in der grünen Hölle
  Autor: Ute Jäckle 
  erschienen Juni 2014
  ISBN: 9789963523993 (.epub)

© bookshouse

schockierend, gefühlvoll, fesselnd – emotionale
Achterbahnfahrt für Protagonisten und Leser

Eigentlich waren Elena und ihre zwei Freundinnen auf dem Weg
zum Shoppen. Doch aus dem geplanten ruhigen Tag wird ein Alptraum: sie werden
entführt und in den kolumbianischen Dschungel verschleppt. Von den Entführern
verschreckt und bedroht, bangen die drei um ihr Leben. Doch schnell stellt sich
heraus, wie unterschiedlich ihre zwei Kidnapper sind. Während Carlos auch vor
Gewalt gegenüber den Mädchen nicht zurückschreckt, schüchtert der jüngere Rico
die drei durch sein Verhalten zwar auch ein, versucht aber gleichzeitig, sie
vor den Wutausbrüchen seines Cousins zu bewahren. Wie kann es sein, dass Elena
ausgerechnet zu dem Mann, der sie so plötzlich aus ihrem ruhigen Leben gerissen
hat, hingezogen fühlt?

Ute Jäckle hält sich nicht mit langen Vorreden auf – das
Buch beginnt direkt mit der Entführung und zieht den Leser somit sofort in die
packende Geschichte hinein.
Die Handlung ist durchweg spannend, da den Protagonisten
kaum eine Ruhepause gegönnt wird. Ein Ereignis jagt das nächste und jedes Mal,
wenn die entführten Mädchen denken, das Gröbste überstanden zu haben, bricht
ein neuer Wutanfall aus Carlos heraus.

Jäckles detaillierter Schreibstil trägt dazu bei, sich richtig
in die Geschichte hineinzufühlen: Landschaftsbilder sind ebenso anschaulich wie
die Gewaltanwendungen beschrieben, sodass man einen authentischen Eindruck vom
dem Schrecken im Dschungel bekommt, der auch beim Leser zu Gänsehaut und
Aufregung führt. Der überwiegend personale Erzählstil, der die Sicht auf das
Erlebte wechselnder Figuren beschränkt, sorgt allerdings dafür, dass ein Teil
der grausamen Details nur in ihren Auswirkungen ersichtlich wird – was sie
nicht weniger erschreckend macht, das Buch dadurch aber auch nicht mit dem
brutalen Einzelheiten überlädt.

Im Kontrast zu der schonungslosen Behandlung der Geiseln
steht die sich langsam anbahnende Liebesgeschichte zwischen Elena und Rico. So
unwahrscheinlich diese Konstellation auch sein mag, dass Entführte und
Entführer zueinander finden, so nachvollziehbar ist es doch in seinem Verlauf
geschildert. Wobei es schon die ein oder andere Stelle gab, bei der ich mich
gefragt habe, ob die beiden das jetzt gerade zu genau diesem Zeitpunkt wirklich
ernst meinen…

Die Hauptcharaktere sind insgesamt sehr facettenreich
geschildert. Jeder zeigt verschiedene Seiten seiner Persönlichkeit, wobei
gerade die außergewöhnliche Situation, in der sie sich befinden, immer wieder
zu extrem heftigen Reaktionen führt. Besonders Elena habe ich sehr schnell ins
Herz geschlossen. So naiv und unbedacht sie sich auch teilweise verhält, ist es
doch spannend zu verfolgen, wie trotzig sie sich ihren Entführern gegenüber
immer wieder gibt. Auch wenn sie sich damit jedes Mal Ärger einhandelt, kann
sie ihr Temperament einfach nicht zügeln.

Überrascht war ich, wie viel Zeit der Handlung noch
außerhalb des Dschungels verbracht wird. Dieser Abschnitt fügt sich sehr gut an
die vorherige Handlung an und auch hier verliert die Geschichte weder an Tempo
noch an Spannung, auch wenn es manchmal schon fast etwas zu viel wird. So fragt
man sich als Leser irgendwann, ob denn wirklich immer nochmal etwas Neues
passieren muss. Zum Luftholen bleibt da kaum Zeit und es gibt einige
Überraschungs- und Schockmomente, bevor das Buch mit einem versöhnlichen, wenn
auch recht offenen Ende abschließt – Jäckle gibt nur eine ungefähre Richtung,
wie die Zukunft aussieht, entscheidet die Fantasie des Lesers.

Eindrucksvolle Naturbeschreibungen, ruhige und gefühlvolle
Szenen, Momente voller Gewalt, Hass und Trauer – Verloren in der grünen
Hölle
ist ein Buch voller Gegensätze, dass auch im Leser viele verschiedene
Emotionen hervorruft. Die packende Handlung und der detaillierte Schreibstil
fesseln den Leser ans Buch und ziehen ihn geradewegs mit in die grüne Hölle…

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