[gelesen] Andreas Götz – Stirb leise, mein Engel!

(c) Oetinger
 Stirb leise, mein Engel!
 Autor: Andreas Götz

 erschienen Januar 2014
 Verlag: Oetinger
 ISBN: 978-3-7891-3615-3

Letzter Ausweg: Suizid.
Drei Teenager nehmen sich das
Leben, alles deutet darauf hin, dass sie Selbstmord begangen haben. Ihre
Abschiedsbriefe sind glaubwürdig, ihre psychische Situation war labil, sie alle
waren in Behandlung. Kein Grund für Zweifel, bis der Fall eine mysteriöse Wende
nimmt und der Verdacht laut wird, dass doch mehr dahinter stecken könnte.
Ein wenig hat mich diese Situation an die Selbstmordserie
in Nordamerika 2011 erinnert. Damals haben sich viele verzweifelte Jugendliche
das Leben genommen, weil sie nicht akzeptiert, gemobbt, verachtete worden sind
und sie mit ihren Leben nicht klar kamen.
Doch in diesem Buch wird schnell klar, dass die Mädchen
einen anderen Hintergrund hatten. Zwar wollten sie ihrem Leben entfliehen, doch
sie sahen für sich die Hoffnung auf Besserung, indem sie mit ihrer Liebe in den
Tod gehen. Ein Irrtum, der ihnen zu spät bewusst wurde.
Sascha ist ein Heranwachsender aus München, der sich nach
dem Tod seines Vaters in das Leben zurückkämpft und versucht, alles wieder in
geregelte Bahnen zu bringen.
Seine neue Nachbarin Joy scheint ein kleiner Lichtblick
zu sein. Sie ist sehr offen und herzlich, die beiden verstehen sich auf Anhieb
gut. Gemeinsam beschließen sie, den mysteriösen Selbstmorden etwas mehr auf die
Spur zu gehen, als sie das Gefühl haben, dass doch mehr dahinter steckt.
Sascha durchläuft im Buch eine Entwicklung, die ich sehr
schön zu beobachten fand. Es dreht sich nicht nur um die
Opfer-Täter-Beziehungen, sondern es wird auch Raum geboten, dass er sich
entfalten kann. Es gelingt ihm, seine eigenen Probleme anzugehen, er wird
mutiger und selbstbewusster, was ihm auch hilft die anstehenden Ereignisse zu
verkraften.
Neben Sascha und Joy lernen wir noch weitere
Schulkameraden und die Mütter der beiden Jugendlichen kennen, auch eines der
Opfer ist eine Bekannte von Sascha, wodurch ihn der Fall noch persönlicher
betrifft. Insgesamt hat mir die Mischung der Charaktere gut gefallen, von den
wichtigen Personen erfährt man auch genug, um sie einschätzen zu können.
Besonders geheimnisvoll blieb natürlich der Täter, über den ich an dieser
Stelle auch nicht zu viel verraten möchte.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte
hat sich flüssig und leicht lesen lassen. Besonders gut gefallen haben mir die
unterschiedlichen Perspektiven, die auch durch unterschiedliche Erzählformen
voneinander abgehoben wurden. Es gibt Passagen aus Sicht des Mörders, die
deutlich machen, was in seinem kranken Hirn vorgeht und in der Ich-Perspektive
geschrieben sind. Dann gibt es Abschnitte aus der Sicht der Opfer, die
aufzeigen, was in ihrem Leben falsch gelaufen ist und wieso sie den Suizid als
möglichen Ausweg betrachten und weite Strecken der Geschichte sind aus der
Sicht von Sascha geschrieben, der in die ganze Sache mit verstrickt ist. Diese
Abschnitte werden nicht in der Ich-Perspektive erzählt, so dass es eine deutlich
Abgrenzung zum Täter gibt und man sich gut orientieren kann.

Im Verlauf des Buches wird man auf verschiedene Fährten
geführt, man kann miträtseln und grübeln, wie alles zusammenhängt und wer nun
hinter den Morden steckt. Dadurch wird die Spannung gut erhalten und man möchte
einfach weiterlesen, um der Auflösung näher zu kommen.
Auch das Cover passt super zum Buch. Es ist recht
schlicht gehalten, doch durch die Farbwahl wird man schon auf das Thema
eingestimmt. Trauer und Tod stehen immer wieder im Mittelpunkt des Buches. Sehr
sensible Themen, die gut verpackt und bearbeitet wurden.
„Stirb leise, mein Engel!“ ist ein gelungener
Jugendthriller, der für viel Spannung sorgt.
  

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