[gelesen] Sommergeflüster von Jette Quinn Menger

Rezensionsexemplar

© Cove

Sommergeflüster

Jette Quinn Menger
erschienen im Juli 2025
510 Seiten
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Cove/ Carlsen

eine besondere Liebe(sgeschichte)

Ich mache aktuell einen Bogen um die meisten Liebesromane. Hier hatte mich das Thema Polyamorie angesprochen, aber das Buch beinhaltet noch so viel mehr.

Johanna will sich ihren Traum erfüllen: in einer Vertical Dance Show tanzen! Senkrecht in der Luft, eine Hauswand als ihre Bühne. Obwohl ihr eigener Körper ihr immer mehr Steine in den Weg legt … Alles läuft gut, bis sie in der Performance ein Liebespaar mit dem Einzelgänger Marek spielen soll – und eine reale Anziehung zu ihm spürt. Dabei ist Johanna eigentlich glücklich mit ihrer Freundin Ayna. Doch diese wird eifersüchtig, als auch noch Sable auf der Bildfläche erscheint. In den Augen ihres neuen Mitbewohners erkennt Johanna einen ihr vertrauten Schmerz. Schon bald wird sie mit der drängenden Frage konfrontiert, wer sie ohne das Tanzen ist und was ihr Herz eigentlich will. Klappentext: © Carlsen Verlag

Vertical Dance war mir völlig neu. Ich musste mir erst mal Videos anschauen, weil ich keine genauen Vorstellungen von dem Sport hatte und mochte, wie leidenschaftlich die Figuren davon berichten.

Im Buch werden ganz viele unterschiedliche Themen behandelt. Die Geschichte umfasst nicht nur das sich entwickelnde Beziehungsgeflecht, sondern auch die Phase vom Casting bis zur Aufführung der Show, die mit vielen Hürden verbunden ist. Die Geschichte beschreibt viel den Alltag der Figuren und ist insgesamt eher ruhig, aber dafür intensiv und voller Gefühle. Nachdem ich ins Geschehen gefunden hatte, konnte mich das Buch für sich begeistern.
Jede Figur bringt ihr Päckchen mit, sodass zahlreiche Probleme gewälzt werden und sich die Charaktere nicht nur miteinander, sondern auch ganz viel mit sich selbst auseinandersetzen: mit ihren Gefühlen, ihrer Sexualität sowie ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit. Sie müssen jeweils für sich, aber auch miteinander schauen, was für sie möglich ist und was sie sich wünschen.

Johanna hat sich bereits intensiv damit auseinandergesetzt, wie sie liebt. Für Sable und Marek sind viele Aspekte neu. Sie sind unsicher, verwirrt von ihren eigenen Gefühlen, haben Angst vor dem Unbekannten und sind besorgt darüber, von der „Norm“ abzuweichen. Ayna hingegen hat sich zwar bereits mit Johanna über ihre Beziehung ausgetauscht, aber auch in ihr werden viele neue Empfindungen geweckt.
Die Charaktere reden ganz viel über ihre Gefühle. Sie sprechen offen über ihre Unsicherheiten. Alle sind sehr darauf bedacht, dass es den anderen gut geht. Es herrscht ein aufgeschlossener und rücksichtsvoller Umgang miteinander. In sämtlichen Dialogen wird immer wieder danach gefragt, ‚wie geht es dir? Was brauchst du?’. Die Entwicklungen, die jede einzelne Figur für sich durchmacht und wie sich die einzelnen Beziehungen dann entwickeln, ist schön zu verfolgen.

Es gibt abwechselnd Kapitel aus der Ich-Perspektive von Johanna, Sable und Marek, die ihre Gedanken und Gefühle sehr intensiv und nachvollziehbar wiedergeben.

Hilfreich fand ich das Glossar mit den vielen Begriffserklärungen. Leider ist dieses nicht alphabethisch geordnet, sodass es ein wenig Sucherei erfordert, die gewünschten Begriffe zu finden. Tatsächlich gab es sogar noch ein paar Ausdrücke, die ich vergeblich gesucht habe.
Löblich, aber doch etwas unrealistisch, erschien mir, dass das auch Umfeld aller Charaktere eine gendersensible Sprache benutzt und beispielsweise alle durchweg ‚mensch’ statt des unpersönlichen ‚man’ benutzen. Das dürfte sich aber gern durchsetzen.

Fazit

Leider kommt das Buch nicht ganz ohne das typische „weil wir nicht miteinander reden, machen wir alles unnötig kompliziert“-Drama aus. Dennoch hat mir das Buch richtig gut gefallen. Alle Themen werden sehr sensibel eingebunden, die vielfältigen Unsicherheiten und Gedanken der Figuren nachvollziehbar dargestellt. Der offene, wertschätzende und rücksichtsvolle Umgang der Charaktere miteinander macht das Buch zu etwas Besonderem.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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