©Argon Hörbuch | Daniel is different . Wesley King gesprochen von Philipp Schepmann erschienen im März 2017 Verlagsempfehlung ab 11 Jahre Hörbuch, gekürzte Lesung: 309 Minuten . . |
interessante Einblicke, gute Mischung
Daniel ist dreizehn und besucht die achte Klasse. In den allermeisten Fächern ist er auch richtig gut, nur Mathe bereitet ihm Schwierigkeiten, allerdings nicht, weil er es nicht versteht, sondern weil er ein Problem mit Zahlen hat. Er ist bemüht, niemanden sehen zu lassen, was ihn umtreibt und beschäftigt, versucht seine Handlungen unauffällig und zufällig wirken zu lassen, auch wenn er selbst immer genau im Blick hat, wie und wie oft er etwas tut. Er erntet zwar manchmal Blicke und muss auch mal einen Spruch einstecken, weil zum Beispiel seine Rechenwege so offensichtlich falsch sind, aber es scheint niemand zu durchschauen, was wirklich los ist. Bis er eines Tages einen Zettel in seinem Rucksack hat, aus dem hervorgeht, dass er gesehen wird und dass er nicht allein ist. Und damit nimmt sein Leben eine ziemlich unerwartete Wendung.
Ich bin zufällig auf das Hörbuch gestoßen und habe meine Wahl nicht bereut. Hinterher habe ich gelesen, dass es wohl sinnvoll ist „Sara auf der Suche nach normal“ vorher zu kennen, ich kannte das Buch nicht, mich hat es jetzt nicht gestört beim Hören. Es kann aber natürlich sein, dass es in der anderen Reihenfolge praktischer ist, wenn man „Sara auf der Suche nach normal“ hinterher noch lesen/hören möchte.
Mir hat das Jugendbuch gut gefallen, vor allem auch wie die Themen miteinander verknüpft werden und einen Einblick in das Leben von Daniel bietet, ohne dabei ständig auf künstliches Drama zu setzen. Es ist eine gute Mischung aus den ganz alltäglichen Dingen, die im Leben von Daniel so anfallen: Schule, Familie, Freundschaften, Football, auch wenn er da nur wenig Lust drauf hat, erste Liebesgefühle und weiteren Aspekten, die für ihn hinzukommen: nicht auffallen, möglichst normal wirken, wobei es nicht zwingend um Beliebtsein geht, aber auch nicht negativ aufzufallen, der Umgang mit seinen Ängsten und Zwängen und dann, ziemlich unerwartet für ihn, die Frage nach Hilfe, mit der Sara an ihn herantritt.
Es gibt hier und da mal ein paar Turbulenzen und Herausforderungen, die, da es ein fiktives Buch ist, natürlich konstruiert sind, die aber in der Gesamtheit trotzdem ziemlich stimmig für mich wirkten. Auch wenn man hoffen würde, dass zwei Dreizehnjährige sich jetzt nicht unbedingt allein daran machen würden, einen möglichen Kriminalfall aufzuklären. Sie begeben sich dabei in gewisser Weise schon in Gefahr. Sich mit ihrem Verdacht an Erwachsene zu wenden, wäre sicher sinnvoll, aber ich mochte trotzdem, wie die beiden das angegangen sind und ich konnte aufgrund der Persönlichkeitsstruktur von Sara auch verstehen, wieso das für sie nicht wirkliche eine Option war. Einige ihrer Ergebnisse biegen sie sich so zurecht, wie sie in ihren Fall passen sollen, das ist sicher naiv, aber die beiden sind Dreizehn. Es wirkte eben einfach ziemlich authentisch.
Der kleine Kriminalfall, der Teil der Handlung ist, ist aber eben genau das: nur ein Teil des Ganzen. Man begleitet Daniel aus der Ich-Perspektive, so dass man detaillierte Einblicke in seine Gedankenwelt bekommt, in der so einiges los ist. Er hat Routinen und Programme, die er durchlaufen muss, damit er sich wohl und sicher fühlt, damit er schlafen kann, ohne Angst, dass etwas Schlimmes passiert. Ihm ist zwar bewusst, dass er mit seinen Gedanken und Handlungen vielleicht nicht ganz „normal“ ist, aber er vertraut sich trotzdem niemandem an, bis Sara kommt, die ihn durch pures Beobachten durchschaut hat. Und aus eigenen Erfahrungen. Denn auch Sara trägt einige Diagnosen mit sich herum.
Dem Leserenden oder Zuhörenden ist vermutlich sehr schnell klar, in welche Richtung Daniels Problem gehen wird, ich fand die Handlung dennoch interessant zu verfolgen. Zu sehen, wie es ich beschäftigt, wo es Schwierigkeiten bereitet, wie er sich manchmal regelrecht durch den Tag kämpft. Interessant und gleichermaßen auch aufschlussreich, ein wenig bedrückend und in gewisser Form für den einen oder anderen vielleicht auch augenöffnend. Besonders wenn man die Zielgruppe des Buches betrachtet (ab 11 Jahre). Manche Menschen wirken zwar vielleicht irgendwie schräg auf einen, aber das hat manchmal eben auch einfach Gründe, die ihnen mal bewusst sind, mal vielleicht auch nicht.
Es geht im Buch um Anderssein, um Akzeptanz und auch das eigene Eingestehen und Erkennen. Dabei stehen besonders Daniel und Sara im Mittelpunkt des Geschehens. Zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere Freundschaft, die beide stärkt und ermutigt. Auch die Freundschaft zu Kumpel Max wird immer wieder mit thematisiert. Die beiden verbindet mehr als Football, auch wenn es ein wichtiges Thema ist – für Max. Daniel interessiert sich eigentlich nicht besonders dafür, trotzdem dreht es sich auch immer wieder um den Sport, in dem Daniel unerwartet viel leisten muss.
Es geht aber auch ums Verliebtsein, was immer wieder mit einfließt und ganz süß zu verfolgen war, für mich aber jetzt auch nicht zu sehr in den Fokus gedrängt wurde. Aber Daniel ist eben in ein Mädchen aus seiner Klassenstufe verliebt, das beschäftigt ihn verständlicherweise.
Immer wieder gibt es aber auch Passagen ganz allein mit Daniel, in denen er seine Ideen und Gedanken auf kreative Weise hinauslässt und sich selbst in fremde Welten wegträumt.
Die Kombination der Themen hat mir gut gefallen. Es wirkte sehr authentisch, vor allem in Bezug auf die Zwangshandlungen und die damit einhergehenden Gedanken. Das war sehr intensiv geschildert und wurde auch von dem Sprecher lebendig und eindrücklich rübergebracht. Man konnte beim Hören auch gut erkennen, wie sich die Stimmungs- und Gefühlslage bei Daniel verändert hat, je nachdem um welches Thema es eben so ging, wie die Verlegenheit und Unsicherheit, wenn es um das Mädchen geht, für das er Gefühle hat.
Insgesamt ist die Handlung recht geradlinig, es gibt nicht so viele Überraschungen, die waren für mich aber auch nicht unbedingt nötig. Die enthaltenen Themen haben es schon recht vielseitig gemacht, wenn auch oft ruhig von den Geschehnissen und der Atmosphäre. Der Aspekt mit dem kleinen Kriminalfall war wohl das, wo man am wenigsten wusste, was dahinter steckt.
Fazit
Ein für mich besonders Buch mit ernsten Themen, das aber trotzdem auch eine gewisse Leichtigkeit für mich behalten hat, durch die anderen Aspekte, die mit eingeflossen sind, die Dreizehnjährige eben so beschäftigen. Die Geschichte von Daniel liefert interessante und detaillierte Einblicke in seine Zwangsstörung, beinhaltet aber darüber hinaus noch weitere Themen, die gut miteinander verknüpft wurden und für mich ein gutes Gesamtbild ergaben. Was und wie viel der Kürzung zum Opfer gefallen ist, kann ich nicht einschätzen, ich finde es aber immer schade, wenn Hörbücher gekürzt werden.
Schönen guten Morgen Dana!
Das Buch hab ich schon lange auf der Wunschliste. Bzw. streiche ich es immer wieder und setze es dann wieder drauf *lach* Es klingt auf jeden Fall nach einer spannenden Geschichte mit wichtigen Hintergründen!
Dass es da noch ein anderes Buch gibt, das hiermit zusammenhängt, wusste ich gar nicht! Da hier aber ja auch eine „Sara“ auftaucht, scheint das vielleicht dann doch sinnvoll zu sein. Ich bin ja dann doch so, dass ich sowas dann gerne vorher lese…
Dass 13jährige einen Kriminalfall auflösen wollen ist in der heutigen Zeit irgendwie seltsam – dabei erinnert mich das sofort an die 3 Fragezeichen, oder die alten Bücher von Enid Blyton mit den Schwarzen Sieben oder die Abenteuer Bücher 😀 Das waren immer Kids, die die Verbrechen aufgeklärt haben und die Frage kam damals irgendwie nie auf, dass sie dafür ja eigentlich noch zu jung sind ^^ Weißt was ich meine?
Jedenfalls wusste ich gar nicht, dass hier auch noch ein Krimi mit drinsteckt. Meine Neugier ist wieder geweckt, jetzt wird es wohl doch erstmal wieder auf die Wunschliste wandern xD
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Alex,
ich hatte das Buch gar nicht so richtig auf dem Schirm, es ist mir eher zufällig begegnet. Ich kenne „Sara auf der Suche nach normal“ nicht, daher kann ich nicht genau beurteilen, wie sinnvoll es jetzt ist, es in der einen oder anderen Reihenfolge zu lesen. Aber Sara spielt hier auf jeden Fall auch eine Rolle. Mal sehen, ob ich mir das andere Buch auch irgendwann noch vornehme, dann kann ich es besser einschätzen 😉
Wenn ich das richtig gesehen habe, sind sie jetzt auch nicht direkt als Reihe ausgeschrieben.
Ob man nun als Teenager Kriminalfälle lösen muss… ja das ist so eine Sache. Hier ist es zumindest was, was mit einer der Figuren direkt zusammenhing. Damit gab es ja dann einen gewissen Grund, wieso sie sich damit befasst haben.
Für mich war es eine interessante Mischung und auch ein Thema, das ich jetzt nicht ständig habe – also nicht den Krimi, das andere rund um den Prota 😉
Liebe Grüße,
Dana
Ich hab auch nicht gewusst dass das Buch noch mit einem anderen zusammen hängt, aber jetzt, wo ich es weiß… da kann ich halt irgendwie nicht, da muss ich dann fast Sara zuerst lesen. Wenn ich es denn lese ^^
Tanja sagte jetzt aber, es ist unabhängig voneinander 😉 Ich kann es nicht beurteilen, aber die Meinungen sind da offensichtlich unterschiedlich 😀
Natürlich muss bzw. sollte man das als Teenager nicht! 🙂 Vielleicht kommt das aber auch in so einem Buch, mit anderem Zusammenhang und Hintergrund anders rüber, als in den typischen Abenteuer-Kinderbüchern bzw. Kinderkrimis. Da sind es ja immer junge Protas die gefährliche Missionen erfüllen oder Geheimnisse aufklären und Verbrechen aufdecken, und es ist ganz „normal“. Und als Erwachsene denkt man darüber ja auch ganz anders …
Da ich „Sara auf der Suche nach Normal“ noch nicht kenne, kann ich nicht so gut sagen, was mehr Sinn macht. 😉 Ich hatte es eben nur in einer Rezension so gelesen. Man kennt Sara auf jeden Fall schon, wenn man Daniel is different gelesen hat. Aber ob man auch Daniel kennt, wenn man erst mit Sara unterwegs ist…? das weiß ich jetzt nicht genau 😉 Ich weiß nicht, wie weit Saras Geschichte inhaltlich dann geht.
Ich mag Kinderbücher ja ganz gern, da stört es mich meistens dann auch nicht so, wenn die anfangen zu ermitteln und machen 😉 Aber kommt natürlich immer auch bisschen drauf an, wie es dann aufgebaut ist und wie mitnehmend. Aber darauf lässt man sich ja ein, wenn man so Kinder-Abenteuerbücher liest.
Als Erwachsene denkt man auf jeden Fall anders…. manchmal aber vielleicht auch viel zu kompliziert 😀 Zumindest sind einem Konsequenzen und Gefahren oft viel bewusster – deswegen braucht es dann vielleicht auch junge Charaktere, weil es sonst nicht funktioniert 😉
Hallo liebe Dana,
Daniel is different liegt bei mir nun schon sehr lange zurück. Ich weiß aber noch,dass mir das Thema im Buch und die Umsetzung sehr gefallen haben. Ich freue mich, dass auch dir diese Geschichte so zugesagt hat.
Es gibt auch noch ein zweites Buch von Wesley King: Sara auf der Suche nach Normal. Die Geschichte ist unabhängig von Daniel is different lesbar und behandelt die Geschichte von Sara. Liegt bei mir ebenfalls (wenn auch nicht ganz so lange) zeitlich etwas zurück. Aber auch dieses Buch mochte ich sehr.
Vielleicht wäre das auch ein Lesetipp für dich?
Was die Kürzungen betrifft: Ich kann schwer beurteilen, wie ich sie gefunden hätte. Das Buch selbst war ja nicht ganz so dick. Vermutlich hätte ich da keine Kürzungen gebraucht. Aber ich weiß auch leider aus der Erinnerung heraus nicht mehr, ob es da Szenen gab, bei denen ich dachte: Gut, die könnte man jetzt auch wegkürzen.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
ich weiß, dass es das Buch um Sara auch gibt 😉 Ich hatte auch gelesen, dass es sogar sinnvoll ist, das zuerst zu kennen, aber dafür ist es zu spät. Dass du jetzt sagst, es ist unabhängig lesbar, ist interessant, weil es in der anderen Meinung so klang, als würde es einem vielleicht schon was vorwegnehmen. Geht ja um die gleichen Figuren.
Bei nicht so langen Büchern ist es meistens auch nicht unbedingt nötig, dann noch was rauszunehmen. Wie viel da aber wirklich gestrichen wurde, weiß ich jetzt ja auch nicht. Wenn man dann bei anderen Büchern sieht, dass die Hälfte gestrichen wurde, finde ich das sehr krass, so schlimm wird es hier aber nicht gewesen sein.
Liebe Grüße,
Dana
Huhu liebe Dana,
es wird nie das Wort Dyskalkulie verwendet. Aber so verstehe ich Daniels Problem. Oder habe ich jetzt was falsch verstanden?
LieGrü
Elena
Hallo Elena,
mh, nein, das ist eigentlich nicht wirklich das Problem. Er hat eher ein Problem mit einigen Zahlen an sich, weil sie für ihn eine übergeordnete Bedeutung haben, die über den Rechenweg hinaus gehen. Puh das klingt kryptisch 😀 Das Problem liegt eher daran, dass er eine Zwangsstörung hat und manche Zahlen in „triggern“ und er sie deswegen nicht aufschreiben oder so stehen lassen kann – schwierig, wenn die dann im errechneten Ergebnis vorkommen. Das Rechnenkönnen an sich, ist nicht sein Problem.
Liebe Grüße,
Dana