[gelesen] Die gigantischen Dinge des Lebens von Susin Nielsen

Werbung/ Rezensionsexemplar

© Verlag Urachhaus

Die gigantischen Dinge des Lebens

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Susin Nielsen
erschienen im Februar 2022

283 Seiten

ab 14 Jahre.
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Urachhaus
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Über besondere Freundschaften, neues Selbstvertrauen und die erste Liebe

Von Susin Nielsen habe ich im letzten Jahr „Adresse unbekannt“ gelesen, das mich sehr berühren konnte. Nun war ich gespannt auf das neue Buch und hoffte auf eine ebenso sensibel und intensiv erzählte Geschichte. Die bekam ich auch – allerdings doch ganz anders.

Wilbur ist 14 und wird seit Jahren gemobbt. Das Missgeschick eines Lehrers und ein fieser Mitschüler sind ihm zum Verhängnis geworden – nun lastet ihm eine alte Geschichte und ein fieser Spitzname an. Dass sein Körper nicht gerade dem klassischen Schönheitsideal entspricht, macht die Situation nicht einfacher – dass er sich dadurch möglichst unscheinbar kleidet und beim Gehen versucht, sich klein und unsichtbar zu machen, natürlich auch nicht. Was dort in der Schule passiert, ist wirklich extrem und macht mich sehr betroffen, zumal auch die Lehrkräfte in diesen Situationen teilweise unangenehm auffallen.

Als Wilbur sich verliebt, aber meint, nicht mit dem gutaussehenden, beliebten Mitschüler mithalten zu können, steckt er den Kopf in den Sand – und wird von seinen Freunden herausgezogen. Von nun an wird an einer Veränderung gearbeitet, an einer optischen, aber vor allem am Aufbau seines Selbstbewusstseins.
Ganz grundsätzlich hat mir die Entwicklung, die Wilbur durchmacht, gut gefallen. Es sind kleine Schritte, einzelne Situationen, in denen er versucht, für sich einzustehen, andere unterstützt oder sich verbal zu wehren beginnt. Auch wenn nicht alles direkt klappt, bauen ihn auch die Tiefschläge auf. Immerhin hat er es versucht. Er war mutig.
ABER: Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen Veränderungen, die das eigene Selbstwertgefühl stärken, und der Aussage, man müsse trainiert, schlank und modisch sein, um etwas wert zu sein.
Und es gibt andere Kleinigkeiten, die ebenfalls ein falsches Bild erzeugen könnten, wenn beispielsweise der 14-jährige Protagonist zugibt, noch nie mit einer Frau geschlafen zu haben (ich hielt das zunächst für einen Übersetzungsdreher, da es eigentlich darum geht, im gleichen Zimmer zu schlafen) und sein gleichaltriger Freund daraufhin fragt: „Du hast immer noch nicht…?“

Die Mischung der Charaktere hat mir richtig gut gefallen: Wilburs bester Freund ist der 85-jährige Nachbar. Während Wilbur ihn körperlich unterstützt, versorgt Sal Wilbur wiederum mit seiner Lebensweisheit.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Schulfreunde, die sich als loyale Unterstützer herausstellen, wobei sich in einem Fall Vertrauen und Freundschaft erst entwickeln müssen.
Auch Wilburs Beziehung zu seinen zwei Müttern ist sehr herzlich und liebevoll dargestellt. Allerdings bekommt Wilbur auch viele ihrer Sorgen mit und gerät immer wieder in die Situation, seine eigenen Probleme zu verschweigen, um seine Mütter nicht zusätzlich zu belasten.

Mobbing, Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen und die erste Liebe – diese Themen sind in eine ruhige Geschichte verwoben, die ohne große Überraschungen und ohne größere Aufregung auskommt, aber dennoch nicht langweilig wird. Es gibt witzige Momente, skurrile Szenen und auch berührende Augenblicke. Aber es gibt auch ganz viele alltägliche Teenager-Momente, die eine authentische Atmosphäre schaffen.
Dank der Ich-Perspektive gibt Wilbur immer wieer Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, die sein Handeln erklären.

Das Cover wird mit fortschreiten der Geschichte immer stimmige, weil es verschiedene Aspekte der Geschichte in einem Bild vereint.

Fazit

„Die gigantischen Dinge des Lebens“ handelt von ganz besonderen Freundschaften und einer starken Entwicklung des 14-jährigen Protagonisten, der Mut und Selbstvertrauen entwickelt und für sich selbst einzustehen beginnt. Wilburs Erlebnisse, die schlimmen wie die schönen, sind einfühlsam erzählt, allerdings bleibt das Vorgehen seiner Freunde, Wilbur aufzurütteln dennoch ein Drahtseilakt – da es immer wieder auch um seine Optik geht. Dabei ist Wilbur doch ohnehin schon ein „Prachtmensch“!

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

 

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