[#DarkDiamondsChallenge2018] Interview mit Jo Schneider

Letzten Juni habe ich mit Die Staubgeborene“ eine Fantasy-Reihe begonnen, die mich mit ihren ungewöhnlichen Figuren schnell fesseln konnte. In den folgenden Monaten begab ich mich mit Zianth und Aster auf eine Reise voller Gefahren und Überraschungen. Es war eine Reise mit Höhen und Tiefen – nicht nur für die Figuren. Obwohl die Reihe einige Längen hatte, hat mich die Handlung nicht losgelassen und ich musste wissen, wie das Abenteuer ausgeht. Beim Lesen habe ich mich aber so manches Mal gefragt, wie der Schreibprozess bei so einem langen Werk aussieht: Wie merkt sich die Autorin alle Details und stehen sämtliche Facetten der Persönlichkeit von Anfang an fest? Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als die Autorin selbst. Daher habe ich bei Jo Schneider nachgefragt:

 

1. Die Unbestimmten umfasst fünf Bände mit insgesamt mehr als 2000 Seiten. In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass eigentlich nur eine Trilogie geplant war. Fiel es dir schwer, dich am Ende von den Figuren wieder zu trennen, nachdem die Welt von Zianth und Aster beim Schreiben immer weiter gewachsen ist?


Definitiv. Die beiden waren der Mittelpunkt meiner zweiten überhaupt vollendeten Reihe. Es hat sich alles ein wenig anders angefühlt als zu jener Zeit, wo ich mit dem Schreiben begonnen habe (mit 14) Die Reihe war ein wenig ausgereifter und erwachsener. Außerdem wurde die Welt, die ich da erschaffen habe, immer komplexer. Man könnte vermutlich nie aufhören Geschichten über sie zu erzählen.

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2. Gerade im letzten Band werden noch mal einige Geheimnisse offenbart und die Vergangenheit verschiedener Figuren offengelegt. Hierbei habe ich mich gefragt, ob der Lebenslauf der einzelnen Charaktere bereits von Beginn an feststand oder ob im Verlauf erst noch Details hinzugekommen sind?


Ich schreibe sehr spontan. Beispielsweise war das Ende des 1. Bandes, also das Geheimnis um Vetsa, so nicht von Anfang an geplant. Und doch hat es den Verlauf der gesamten Reihe determiniert. Auch Zianths Herkunft war nicht von Anfang an jene, wie sie schlussendlich enthüllt wurde. Aber es geht sogar noch mehr: Auril war beispielsweise überhaupt nicht geplant. Ich habe mich nach dem Schreiben des ersten Bandes sofort auf den zweiten gestürzt und habe plötzlich das dringende Bedürfnis gehabt noch eine neue Perspektive hinzuzufügen, in der ich mich austoben kann.


3. Mir ist es bei der Vielzahl an Figuren nicht immer leicht gefallen, alle Namen und Völkerzugehörigkeiten im Kopf zu behalten. Wie behältst du selbst den Überblick über deine Charaktere? Hast du beim Schreiben für dich z.B. eine Figurenübersicht oder eine Karte der Welt auf dem Schreibtisch?


Tatsächlich konnte ich mir die Namen sehr gut merken, aber für Details wie Augen- und Haarfarben erstelle ich mir immer ein kleines Textfakten-Dokument, wo solche Dinge aufgelistet sind Auch Städtenamen, Götter, Völker und auch wichtige Plotpunkte sind hier fixiert. Außerdem habe ich mir selbst eine Karte gemalt, um die Welt besser vor Augen haben zu können.


4. Zu deiner Reihe gab es viele begeisterte Stimmen, aber auch ein wenig Kritik – so auch von mir. Wie gehst du damit um? In einem Kommentar zu einer meiner Rezensionen (→ die Lichtbringende) hast du geschrieben, du hast die kritischen Meinungen für dein neues Werk nutzen können. Was hast du anders gemacht?


Ich hatte zunächst erwartet, dass mich die Kritik hart treffen würde. Allerdings wurde sie immer sehr konstruktiv formuliert, sodass es mir nicht schwerfiel sie anzunehmen. Tatsächlich habe ich sie in
einem meiner neueren Werke versucht umzusetzen. Hin und wieder wurde ja die Langatmigkeit bzw. mangelnde Spannung in einigen Teilen der Unbestimmten angesprochen. Also habe ich ein wenig mehr Action in meine neue Geschichte eingebaut und mehr Zug in der Handlung. Das Ergebnis hat mir tatsächlich auch viel besser gefallen Kritik ist gerade in der Welt der Bücher notwendig, um weiter zu wachsen – so sehe ich das jedenfalls. Natürlich gibt es so etwas wie den eigenen Stil des Autors und seine persönlichen Vorlieben ein Buch zu strukturieren, aber ich denke es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und konstruktive Kritik darf man auch mal einfach als Schubser in die richtige Richtung sehen Von dem her möchte ich mich an dieser Stelle bedanken!
 
5. Während die Unbestimmten in einer fiktiven, mittelalterlichen Welt spielt, liegt die Handlung von Blue Fall 100 Jahre in der Zukunft. Wie bist du auf die Idee zu dieser technisierten Welt und besonders auf das Modell der Demenzheilung gekommen?


Die Idee für die Geschichte setzt sich aus zwei Gedanken zusammen. Einer kam mir während meines Praktikums im Sommer 2016. Da habe ich Lucias leuchtend blaue Augen vor mir gesehen und gewusst, dass sie ein Geheimnis verbergen. Der andere Gedanke ist nicht ganz so „zauberhaft“: Meine Oma hat selbst hat Demenz gelitten und in unserer heutigen Zeit gibt es nicht viel, was man dagegen tun kann. So kam ich zu Grayson, dem Mann, der 110 Jahre in der Zukunft in der Lage ist, diese Krankheit zu heilen. Zusammen mit Lady Blue-Eye entstand dann Blue Fall.


Vielen Dank für die spannenden Antworten.

Der zweite Band der Blue-Reihe, Blue Love, erschien Ende Februar. Band 3, Blue Soul, folgt im April.

 

 

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