Rezensionsexemplar
![]() © Dragonfly (HarperCollins) | Sol. Die Rache der Obsidians Sol 2 . Aiden Thomas erschienen November 2024 432 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Dragonfly (HarperCollins) . |
spannendes Dilogiefinale
Achtung: zweiter Band und Dilogiefinale! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den Auftaktband enthalten. Da die Handlung weitergeht, sollte der erste Band bekannt sein, bevor man den zweiten liest.
Aufgrund von Teos schwerwiegender Entscheidung zum Ende der Sonnenspiele ist das Gefüge der Welt durcheinander geraten. Die einst verbannten Obsidians erlangen einen Teil ihrer Macht zurück und verbreiten in den Städten Angst und Schrecken. Die Dioses und Semidioses haben alle Hände voll zu tun, ihre Heimatorte zu verteidigen und die Menschen zu schützen. Und auch für die Teilnehmer der Sonnenspiele gibt es alle Hand zu tun. Teo, Niya und Aurelio reisen durch die Lande, in der Hoffnung, am Ende den Sonnenstein zu retten und die dunklen Kräfte wieder verbannen zu können. Auf ihrem Weg gibt es zahlreiche Hürden und Herausforderungen und auch die Gegenseite ruht in der Zeit natürlich nicht. Wird es den Halbgöttern gelingen, ihre Heimat und die anderen, die in den Fängen der Obsidians sind, zu retten?
Zum Lesen des Dilogiefinales sollte man den Auftakt auf jeden Fall kennen. Die Welt, in die man hier eintaucht, ist sehr komplex. All die Zusammenhänge und Verstrickungen würde man nicht verstehen, wenn man erst mit dem zweiten Buch beginnen würde. Die zahlreichen Charaktere auseinander zu halten, ist auch so schon nicht ganz leicht. Manche Namen der Gottheiten klingen recht ähnlich, außerdem kommen einige nicht so oft vor, wie andere. Diese dann auf dem Schirm zu haben, fiel mir zu Beginn des zweiten Bandes noch schwer, mit der Zeit findet man aber wieder gut rein und kann die wichtigsten von ihnen dann auch gut zuordnen und auseinander halten. Innerhalb der Geschichte sind zwischendurch kleine Rückblenden an die vorausgegangenen Ereignisse eingebaut, die dabei helfen, Erinnerungen wieder aufzufrischen.
Im Gegensatz zum ersten Band ist man nun mit zwei verschiedenen Charakteren unterwegs, was einem die Möglichkeit gibt, einen besseren Überblick über die parallel laufenden Handlungen zu bekommen. Zusätzlich erfährt man auch mehr zu den Gedanken und Empfindungen der beiden Figuren, die man begleitet und kann so ihre Entwicklung gut mitverfolgen.
Teo ist wieder einer der Protagonisten, den man begleitet. Er hat mit seiner Entscheidung für ziemliches Chaos gesorgt, wie die anderen Menschen und Gottwesen deswegen nun auf ihn reagieren, ist sehr unterschiedlich. Immer wieder kann man miterleben, wie sehr er sich Gedanken macht und wie die Angst, ob es möglich sein wird, Dinge wieder gutzumachen, in ihm wächst, je mehr Zeit vergeht und je mehr Chaos sie auf ihrem Weg erleben. Gleichzeitig toben da aber auch noch andere Gefühle in ihm, die es nicht immer ganz leicht machen, sich zu konzentrieren und rational zu handeln. Die sich anbahnende Liebesgeschichte überschattet aus meiner Sicht jedoch nicht die Gesamthandlung. Der Fokus liegt schon auf der Reise an sich und dem Versuch, die Sol-Steine und die anderen Semidioses zu retten. Da Teo aber mit seinen Reisebegleitern viel Zeit verbringt, gibt es genug Gelegenheiten, die Gefühle mit einzubauen.
Die zweite Figur, die man begleitet ist Xio. Auch ihn kennt man bereits aus dem ersten Buch, allerdings hat sich seine Position nun noch mal komplett gedreht. Daher war es besonders interessant seine Abschnitte zu verfolgen und mitzuerleben, was da wirklich los ist. Manche Dinge muss auch er selbst erst mal noch entdecken und herausfinden. In Xio tobt ein ziemlicher Gefühlscocktail, der immer wieder etwas aufgemischt wird. Manchmal weiß er selbst gar nicht, wohin mit sich und was nun das richtige ist. Für ihn stehen im Verlauf des Buches einige Veränderungen und schwierige Entscheidungen an.
Es war sehr interessant die Reise durch die Welt zu verfolgen, immer wieder kann man neue Landstriche erleben oder Orte erneut besuchen, die bei den Sonnenspielen schon thematisiert wurden, sich nun aber deutlich verändert haben. Es gibt auch immer wieder neue Personen, denen die Semidioses begegnen und die ganz unterschiedlich auf sie reagieren. Zusätzlich zu der riesengroßen Aufgabe, die auf den Heranwachsenden liegt, hat jeder von ihnen auch noch so sein privates Päckchen zu tragen. Ängste und Zweifel machen es für sie manchmal nicht leicht, sich auf ihre Herausforderungen zu konzentrieren. In diesen Passagen greifen dann schön die Freundschaftsgefüge zwischen den Charakteren. Es gibt aufbauende Gespräche, Motivation und gleichzeitig auch einige Einblicke in das Seelenleben und die Gedanken der Figuren.
Immer wieder wird es turbulent und spannend. Die Protagonisten müssen verschiedene Herausforderungen überwinden und sind dabei zeitweise auch auf die Unterstützung von anderen angewiesen. In den Phasen dazwischen wird es dann oft etwas ruhiger, auch wenn nicht viel Zeit bleibt, um wirklich durchzuatmen. Teilweise wird durch den Wechsel zwischen den Perspektiven das Tempo und die Spannung gesteigert, an manchen Stellen habe ich es jedoch auch etwas als ausbremsend empfunden, wenn man nicht bei den Figuren geblieben ist, bei denen man eigentlich war.
Insgesamt hat mir das Finale aber gut gefallen. Es ist ein vielseitiger Figurenmix und auch die Pronomen für die nonbinären Charaktere haben sich jetzt schon viel flüssiger lesen lassen, weil es nicht mehr ganz so neu war. Wie selbstverständlich hier die queeren Charaktere eingebunden sind, mag ich sehr. Aufgrund des teilweise noch sehr jungen Alters der Figuren gibt es hier auch immer mal wieder kleine Elemente zur Selbstfindung und dem Erspüren, womit man sich selbst wohlfühlt. Im Gesamtkontext ist dafür jetzt nicht unglaublich viel Raum, aber es gibt Stellen, an denen es gut platziert war.
Fazit
Ein toller Dilogieabschluss, der einen noch intensiver in die komplexe Welt eintauchen lässt. Es gibt zahlreiche Herausforderungen und Gefahren, temporeiche Abschnitte und Augenblicke, in denen es etwas ruhiger ist. Durch die Perspektivwechsel hat man noch mal eine andere Dynamik in der Geschichte als im ersten Band und erhält einen umfassenderen Blick auf die Handlungsstränge, die parallel zueinander verlaufen und sich dann immer weiter annähern. Das eine oder andere war mir manchmal etwas zu viel, andere Szenen hätte ich gern etwas ausführlicher gehabt. Die Flut an Charakteren und Namen konnte man im zweiten Buch jetzt besser sortieren, es ist aber schon viel Input, besonders wenn man denkt, dass nicht alle von ihnen eine wirklich tragende Rolle haben. Wenn man die Bände dichter hintereinander liest und nicht mit fast zwei Jahren Abstand, ist es aber sicher noch mal leichter, wenn man sich einmal eingefunden hat.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

