©Loewe Graphix/Loewe Verlag | Heartstopper Volume 4 Heartstopper4 . Alice Oseman (geschrieben und illustriert) erschienen 2022 384 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Loewe Verlag . |
Fortsetzung mit mehr Fokus auf ernste Themen
Vierter Band: Die Geschichte von Charlie und Nick geht weiter. Für die Entwicklungen, die es zwischen ihnen schon gab, sollte man die Vorgängerbücher besser kennen, besonders da der Fokus im vierten Band jetzt mehr auf ernsteren, tiefgründigeren Themen liegt als zuvor. Meine Rezension kann kleine Spoiler zu den Vorgängern enthalten.
Nick und Charlie sind nun schon einige Zeit zusammen, da fallen einem dann auch Dinge auf, die vielleicht nicht so optimal laufen bzw. mit denen der Partner Schwierigkeiten hat. Bei Charlie ist das Thema schon zuvor angerissen worden, nun rückt es noch mehr in den Mittelpunkt der Handlung: seine Essstörung. Nick ist einfühlsam und bedingungslos für Charlie da, aber allein können die beiden Jugendlichen das Thema nicht bewältigen. Hilfe ist nötig, Hilfe ist wichtig. Der Weg, der vor ihnen liegt, ist lang und er wird auch immer mal steinig sein, Hürden, die zu nehmen sind, vielleicht auch kleine Rückschläge, dennoch ist es das Richtige, ihn zu gehen.
An sich ist die Handlung fortlaufend, es gibt jedoch zwischendurch einen Abschnitt, in dem man eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse bekommt. Beide Charaktere schreiben Tagebuch, was sie zuvor ein wenig vernachlässigt hatten. Dadurch bekommt man sehr kompakt einen Überblick über die Dinge, die passiert sind und welche Themen die beiden noch besonders beschäftigen.
Charlie und Nick stehen im Fokus der Geschichte, ihre Freunde sind aber auch immer wieder mit dabei und auch die Eltern der beiden spielen immer wieder eine Rolle. Die Charaktere kennt man alle aus den vorherigen Büchern, so dass es kein Problem ist, sie einzuordnen. Wenn sie das erste Mal auftauchen, steht jedoch auch noch mal dabei, wer sie sind. Am Ende des Buches gibt es zudem eine Übersicht darüber, wer sie sind und in welcher Beziehung sie zu den Protagonisten stehen.
Der Stil der Comic-Zeichnungen ist wie auch in den Bänden zuvor eher minimalistisch, schwarzweiß, mit lautmalerischen Worten, die unterstreichen, was es für Bewegungen und Geräusche in den Szenen gibt. Die Veränderungen in Mimik und Gestik der Charaktere hilft dabei, das eigene Kopfkino anzutreiben und die Ereignisse zu interpretieren. Wie auch schon in Band drei waren die Textanteile umfangreicher als zum Beginn der Reihe. So bekommt man intensivere Einblicke in die Emotionen und Gedanken der Charaktere, wodurch man sie noch besser kennenlernen und ihre Entwicklung verfolgen kann. Immer wieder gibt es auch Auszüge aus Internetseiten oder Broschüren, die sich auf die ernsteren Themen der Handlung beziehen und so einige Informationen und Übersichten einfließen.
Dass Mental-Health-Themen mehr in den Fokus rücken, hatte sich ja bereits im dritten Band abgezeichnet, hier wird daran angeknüpft und das Thema noch vertieft. Damit verliert die Geschichte ein wenig an Leichtigkeit, die die bisherigen Bücher geprägt hat. Dennoch empfand ich das Buch jetzt nicht als „schwere Kost“ und es ist auch wichtig, dafür zu sensibilisieren und zu zeigen, dass die Charaktere ihre Probleme angehen und nicht die Augen verschließen, es aber immer wieder auch mal Rückschläge und schlechte Tage gibt, die einen nicht aufgeben lassen sollten, weil sie eben einfach auch dazu gehören. Ich empfand es als feinfühlig bearbeitet und mochte vor allem, dass es nicht als total leicht zu bewältigen und nach ein paar Wochen erledigt dargestellt wird. Denn das ist es eben einfach nur, das sollte man sich bewusst machen, als betroffene Person, aber auch die Mitmenschen. Respekt, Toleranz, Zusammenhalt, Unterstützung, Freundschaft, schwere Zeiten gemeinsam aushalten, positive Momente annehmen und genießen – all diese Dinge fließen hier in die Handlung mit ein.
Fazit
Eine gute Fortsetzung der Reihe, die deutlich ernster daherkommt, als die vorherigen Bände. Diese Entwicklung hat sich in Buch drei ja bereits abgezeichnet, hier wird es nun noch mal vertieft. Dadurch ist es nicht mehr die locker-leichte, eher oberflächliche Comic-Jugend-Lovestory sondern bekommt mehr Inhalt und Tiefe. Ich mag diese Entwicklung, weil es damit einfach etwas mehr Handlung und Substanz bekommt und zusätzlich auf wichtige Themen aufmerksam gemacht wird, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger dran zu gehen.