[gelesen] Farbtuper im Herzen von Jessica Martin

Rezensionsexemplar

©
Farbtupfer im Herzen

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Jessica Martin
erschienen März 2024
Selfpublishing
198 Seiten
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Jessica Martin
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humorvolle Fake-Beziehungsgeschichte

Die Nachbarn kann man sich ebenso wenig aussuchen, wie die eigene Familie. Man kann Glück haben oder Pech. Christopher und Thaddäus sind direkte Nachbarn, hatten bisher allerdings gar nicht so sehr viel miteinander zu tun. Klar begegnet man sich zwischendurch, betrachtet den anderen, bei dem, was er so tut, grüßt sich, tauscht sich vielleicht auch mal kurz aus. Intensiver wurde es häufig allerdings nicht. Das ändert sich als die zwei aufgrund eines kleines Tiernotfalls Hand in Hand arbeiten und Chris dabei herausfindet, dass Thaddäus ihn seiner Familie gegenüber als Freund ausgegeben hat, um den nervigen Nachfragen zu seinem Liebesleben zu entgehen. Bisher hatte das ja auch ganz gut funktioniert, aber jetzt? Sehr zum Erstaunen von Teddy, willigt Chris ein, seinen Fake-Freund zu spielen, was einschließt, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen, Abmachungen treffen und sich kennenlernen…

Der Einstieg in das Buch ist mir recht leicht gefallen. Man erlebt direkt die beiden Nachbarn in einer etwas ungewöhnlichen Situation und bekommt einen ersten Eindruck von ihnen und ihren Eigenarten. Der Schreibstil ist insgesamt flüssig und leichtgängig. Ich lese allerdings nicht ganz so oft Geschichten, die im Präsens erzählt werden, da musste ich dann ein wenig reinlesen, um mich daran zu gewöhnen. Der Mix aus liebevollem und neckendem Umgang der Charaktere miteinander macht es leicht, sie ins Herz zu schließen.

Die Geschichte wird aus den Ich-Perspektiven der beiden sympathischen Protagonisten erzählt, so dass man die Möglichkeit hat, Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten zu bekommen und sie recht gut kennenzulernen. Ein Vorteil für den Lesenden ist dabei, dass man intensiv mitbekommt, wie sich ihre Stimmungslage zwischendurch verändert, worum sie sich Sorgen machen, was sie sich wünschen und erhoffen. Mit diesen Informationen sind sie dem jeweils anderen gegenüber teilweise doch sehr zurückhaltend, auch aus Angst vor Zurückweisung. Schließlich ist es ja alles nur eine kleine Fake-Beziehung, die wieder ihr Ende finden soll, sobald die familiären Verpflichtungen vorüber sind.

Im Verlauf des Buches taucht man tiefer in die Lebensgeschichten der Charaktere ein und bekommt immer mehr ein Gefühl dafür, was sie schon so erlebt haben, was sie geprägt hat und wie sie miteinander funktionieren, wo Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind. Ich mochte die beiden Protagonisten und auch die Dynamik zwischen ihnen. An einigen Stellen hätte ich gern noch ein paar mehr Dinge zu ihnen erfahren, insgesamt kann man sich aber schon ein ganz gutes Bild von ihnen machen.

Thaddäus, der von Chris eigentlich nur Teddy genannt wird, ist Künstler, ein wenig verpeilt, ein bisschen chaotisch, sehr tierlieb, manchmal etwas unbeholfen und nicht unbedingt mit dem besten Selbstvertrauen in seine Kunst ausgestattet. Dafür hat er eine Familie, die hinter ihm steht, ihn umsorgt und regelmäßig auch versorgt, wenn er vor lauter Malen mal wieder alles um sich herum vergisst.
Chris hat gemeinsam mit einem Freund eine eigene Firma gegründet und alle Hände voll zu tun damit. Er ist deutlich besser strukturiert als Teddy, hat früh gelernt für sich selbst zu sorgen, kocht gern und hat Spaß daran, seinen Nachbarn bei etwas spezielleren Tieraktionen zu beobachten. Im Gegensatz zu Teddys Familie, hat die von Chris nicht gut auf sein Coming-out reagiert.
Die beiden sind also schon irgendwie unterschiedlich, ergänzen sich damit jedoch auch ziemlich gut. Sie können das eine oder andere ausgleichen, aber auch Stärken des anderen unterstützen und Dinge hervorlocken, die sonst vielleicht eher geschlummert haben. Immer wieder gibt es auch humorvolle Momente zwischen den beiden oder in Bezug auf die Ereignisse allgemein. Allgemein ist die Stimmung im Buch eher aufgelockert, auch wenn es zwischendurch ernstere Passagen und Gespräche gibt. Für eine Portion Erotik ist ebenfalls Platz innerhalb der Geschichte. Die Szenen waren gut angelegt und passten zu den beiden Männern und der Dynamik zwischen ihnen. Die eine oder andere Formulierung war jetzt vielleicht nicht meine favorisierte, aber das ist ja absolut Geschmackssache.

Fazit

Eine schöne, leichtgängige Kombination aus humorvollen Augenblicken, einer leicht schrägen Familie, einem verpeilten Künstler und dem gut strukturierten Gegenpart, gefühlvollen Momenten, Erotik, Tierliebe und auch mal ernsteren Gesprächen. Auch wenn ich mir hier und da noch ein paar tiefere Einblicke und detailliertere Szenen gewünscht hätte, fühlte ich mich im Buch gut mitgenommen.

Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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