[gelesen] Glück ist da, wo man es hinträgt von Kristina Günak

Rezensionsexemplar

©Bastei Lübbe
Glück ist da, wo man es hinträgt

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Kristina Günak
erschienen April 2023
320 Seiten
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Bastei Lübbe
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gefühlvoll, nachdenklich stimmend, zum Schmunzeln

Auch wenn es für Katharina gerade nicht perfekt läuft und eine Veränderung her muss, um die Zukunft zu sichern, stand „zurück zum Familienanwesen“ absolut gar nicht auf ihrer Liste der Möglichkeiten. Als ihr Zwillingsbruder sich jedoch verletzt und ihre Hilfe benötigt, zögert sich nicht und fährt zu ihm. Und damit auch zum Familienanwesen, mit dem sie so viele schlechte Erinnerungen verbindet, dass sie die letzten Jahre möglichst wenig Zeit dort verbracht hat. Ihren Bruder hängen zu lassen, ist allerdings keine Option. Seine Event-Agentur leitet sich nicht von allein und so packt Katharina kräftig mit an und muss sich vor Ort auch unweigerlich einigen Dämonen der Vergangenheit stellen… Allerdings hält das alte Anwesen auch ein paar schöne Erlebnisse für sie bereit.

Bisher konnten mich die Geschichten von Kristina Günak immer überzeugen, so ging es mir auch dieses Mal wieder. Eine totale Wohlfühlgeschichte, obwohl absolut nicht alles reibungslos läuft und die Charaktere so ihre Päckchen zu tragen und Dinge hinter sich zu lassen haben. Trotzdem war die Atmosphäre im Buch einfach angenehm und mitnehmend.
Der Schreibstil der Autorin passt für mich einfach. Sie bringt vieles gut auf den Punkt, macht einen auch mal nachdenklich, baut die Emotionen der Charaktere nachvollziehbar ein, hat immer wieder aber auch Augenblicke zum Schmunzeln mit dabei und lässt eine tolle Dynamik entstehen.
Nach und nach taucht man tiefer ins Geschehen ein, lernt die Figuren besser kennen, erfährt mehr von ihrer Vergangenheit, von Problemen, Sorgen und Ängsten. Besonders gut gefällt mir, dass vieles sehr authentisch und lebensnah ist. Die Figuren wirken wie mitten aus dem Leben gegriffen und nicht so konstruiert oder idealisiert, wie man es sonst manchmal empfindet. Die Protagonisten sind keine Überflieger-Charaktere, sie haben ihre Macken, ihre Probleme, ihre Baustellen und es läuft eben nicht alles so rund, wie man es sich wünschen würde oder wie man andere glauben lassen möchte.

Katharina hat ihre Gründe, wieso sie nicht zur Burg zurück wollte. Ich konnte das schon zu Beginn des Buches gut verstehen. Umso mehr man dann aber erfährt, umso intensiver erlebt man auch ihren Schmerz und ihre Gedanken mit. Die Zeit hat sie sehr geprägt und sie hat sich danach ihr eigenes Leben aufgebaut. Trotzdem ist ihr klar, dass sie es nicht ewig alles verdrängen kann und im Laufe des Buches wird ihr das auch noch bewusster. Viel Kraft gibt ihr auch ihre 19-jährige Tochter Mona, die ein totaler Sonnenschein ist und viel gute Laune in die Geschichte bringt. Katharina verarbeitet einen Teil ihrer Erlebnisse und Gedanken in einem Podcast, den ich richtig schön eingeflochten fand. Diese Abschnitte enthalten tolle Botschaften, viele ehrliche Einblicke und Emotionen, Ergreifendes aber auch Witziges. Es zeigt verschiedene Facetten der Protagonistin und macht sie noch greifbarer. Durch die Ich-Perspektive taucht man allgemein auch sehr intensiv in ihre Gedanken- und Gefühlswelt ein und kann dabei auch beobachten, wie es einige Veränderungen bei der Protagonistin gibt. Aber auch die anderen Charaktere entwickeln sich über die Zeit, gehen einige Baustellen an, schöpfen neue Kraft und sie unterstützen sich gegenseitig.

Neben der Liebe – Mutterliebe, Geschwisterliebe und auch der zu einem (neuen) Partner – sind noch viele weitere Themen in der Geschichte enthalten. Ich möchte hier gar nicht zu viel nennen, damit man selbst intensiv in die Dinge eintauchen und sich mitnehmen lassen kann. Krisenzeiten spielen auf jeden Fall eine Rolle, auf verschiedene Weise, bei unterschiedlichen Charakteren. Zusammenhalt und sich gegenseitig zu stützen wird an mehreren Stellen wichtig. Und auch Sachen mal ehrlich anzusprechen und auf den Tisch zu bringen, selbst wenn es unangenehm ist oder man sich lieber drücken wollen würde. Das alles gibt der Geschichte sehr viel Tiefe, immer wieder Augenblicke zum Nachdenken, wundervolle Botschaften, die sich mitten ins Herz schleichen und ich glaube, viele können sich in irgendwas davon auch wiederfinden, weil man selbst oder andere betroffen sind oder weil es eben ganz menschliche Gedanken und Probleme sind, die verarbeitet werden.
An verschiedenen Stellen merkt man auch, dass die Protagonisten keine 20 mehr sind. Und natürlich sind auch mit Mitte 30 nicht plötzlich alle Sorgen einfach weg, besonders die tief verwurzelten und seit der Kindheit gewachsenen Unsicherheiten und Dämonen brauchen ihre Zeit, bis man sie loslassen oder verarbeiten kann. Trotzdem ist schon ein bisschen mehr Lebenserfahrung da und über manches muss man dann einfach mal reden, auch wenn die Zwillinge gut darin sind, zu schweigen und viel mit sich selbst auszumachen.
Viele Entwicklungen innerhalb der Handlung waren erwartbar, trotzdem mochte ich einfach, wie sich alles entwickelt, wie die Figuren ein Stück mehr zu sich selbst finden, sie sich Herausforderungen und anfallenden Aufgaben stellen, sie sich einander öffnen und anvertrauen und dabei auch problematische Themen auf den Tisch kommen. Die Energie, die bei den Events herrscht, gibt der Geschichte auch noch mal eine eigene Note. Die Hochzeiten, die man miterlebt, waren auch sehr unterschiedlich, fügten sich einfach toll ein und geben zusätzlich eben Einblicke in den Arbeitsalltag von Simon.
Mir persönlich hat es auch gut gefallen, dass die Corona-Zeit mit eingebaut wurde. Nicht als Hauptthema, aber es hat die Event-Branche, so wie viele andere Bereiche, natürlich betroffen. Im Prinzip hat es jeden von uns irgendwie betroffen und das wird deutlich, ohne das Thema aufzubauschen oder in den Vordergrund zu stellen.

Fazit

Die in der Geschichte enthaltene Mischung hat mir in Kombination mit dem leichtgängigen Schreibstil und dem Burg-Setting richtig gut gefallen. Es gibt Momente zum Schmunzeln, Ernsthaftigkeit, sehr viele ehrliche Emotionen, Päckchen, die getragen werden müssen und von denen manche dann im Verlauf etwas weniger schwer werden, tolle, liebevoll ausgearbeitete Charaktere, die nicht konstruiert wirken, superschöne Botschaften, nachdenkliche Augenblicke und auch schwierige Themen, die flüssig in die Handlung integriert sind.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

Andere tolle Bücher der Autorin:

4 Gedanken zu „[gelesen] Glück ist da, wo man es hinträgt von Kristina Günak“

  1. Hallo liebe Dana,
    ich weiß ja, dass du ein großer Kristina Günak-Fan bist und daher war es für mich nicht allzu überraschend, dass auch diese Geschichte wieder gut bei dir funktioniert hat.

    Ich lese ja hauptsächlich Jugendbücher. Die letzten zwei Bücher, die ich zur Hand genommen habe, drehten sich dann aber dieses Mal doch um Figuren, die schon älter waren. Das ist auch mal ganz interessant, da die Probleme, mit denen diese Charaktere sich herumschlagen müssen, dann eben doch oft noch ganz andere sind. Es ist nicht mehr die erste Liebe. Sondern vielleicht die gescheiterte Beziehung. Oft spielt auch Einsamkeit eine Rolle, verlorene Freundschaften.

    Zum Zeitpunkt des Lockdowns zum Zeitpunkt, als die Angst rund um das Corona-Virus noch präsenter war, da muss ich sagen, konnte ich Geschichten, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, nicht lesen. Da hat man aber auch täglich nichts anderes gehört. In den Nachrichten, von Menschen im näheren Umfeld. Allmählich geht es wieder. Und ich kann verstehen, dass du das Thema in dem Buch daher auch mit Interesse verfolgt hast.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      auch wenn ich bei den Büchern von Kristina Günak nicht daran zweifel, dass sie mir gefallen werden, weiß man es im Vorfeld natürlich trotzdem nie ganz genau. Ich hatte ja auch schon andere AutorInnen, bei denen ich viel mochte und dann kam trotzdem was, was für mich einfach nicht so passte oder mich nicht so mitgenommen hat. Aber hier passte es für mich einfach wieder.

      Ich kann durchaus verstehen, dass man von Themen, die einen selbst, den eigenen Alltag oder das Umfeld betreffen, Abstand halten möchte, wenn man liest. Teilweise tut man es ja eben auch, um dann dem Alltag zu entfliehen, dann möchte man lieber andere Themen oder „Probleme“, die einen eben nicht (mehr) selbst betreffen. Ich bin ja auch nicht ständig in Geschichten mit Protagonisten zwischen 30-50 unterwegs, aber ab und an eben schon und ich mag das durchaus ganz gern. Eben auch, weil es näher am eigenen Leben dran ist, als 17jährige. Manchmal kann man für sich selbst da noch was mitnehmen – kann man in Jugendbüchern aber natürlich auch. Währen der Corona-Zeit habe ich auch nicht groß Geschichten gelesen, die sich darum drehten. Ich habe zwar die eine Reihe von Terry Teri gelesen, in der es ja auch eine große Infektionswelle gab, aber da steckte was ganz anderes hinter und das war ja auch viel früher erschienen. Aber in der Hochzeit der Pandemie hatte man es eben einfach überall, da wollte man es dann nicht auch noch beim Lesen.
      Liebe Grüße,
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,

    schön, dass dich das Buch so gut unterhalten hat. Du hast ja schon einige Bücher der Autorin gelesen/gehört. Welches hat dir denn bisher am besten gefallen?

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      mhmmm… echt eine schwierige Frage, weil die Geschichten ja doch recht unterschiedlich angelegt sind und es eben auch immer etwas drauf ankommt, was man will und sucht.
      Wenn ich mich entscheiden müsste, würde die Wahl wohl irgendwie zwischen „Glück ist meine Lieblingsfarbe“, „Mit dir ist alles schöner“ und dem aktuellen hier fallen 😀 Aber so ganz genau kann ich es echt nicht sagen. Sie sind thematisch eben anders angelegt. Mit dir ist alles schöner war von der Grundstimmung etwas „trauriger“, zumindest zwischendurch,w eil es dort einen Verlust gab. Den gab es hier in dem aktuellen so nicht, aber da gab es andere, ernste Themen, die mit reinflossen. Überall hat man aber eben auch eine gewisse Portion Humor und viel Gefühl.
      Liebe Grüße,
      Dana

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