© Carlsen | Like me. Jeder Klick zählt . Thomas Feibel erschienen im April 2013 176 Seiten . . hier geht’s zum Verlag → Carlsen |
wichtiges Thema mit Schwächen in der Umsetzung
So jemanden wie Jana hat Karo noch nie getroffen. Die Neue in ihrer Klasse sieht nicht nur toll aus, sie hat den Dreh auch voll raus. Keine andere an der Schule ist im sozialen Netzwerk ON so beliebt wie sie. Und jetzt ist Jana auch noch drauf und dran, die Moderatorin der ON SHOW zu werden. Was Jana kann, kann sie schon lange, findet Karo, und liefert sich mit ihr einen gnadenlosen Kampf um die fehlenden ON-Sympathiepunkte. Doch plötzlich wird aus dem harmlosen Spiel bitterer Ernst … Klappentext: Carlsen
Dieses Buch ist bereits von 2013. Doch das Thema, der Drang, Follower und Klickzahlen zu generieren, ist dennoch absolut aktuell.
Erzählt wird die Geschichte von Karo (12 ¾ Jahre). Rückblickend schildert sie ihre Erlebnisse und spricht den Leser/ die Leserin (oder auch ihr Tagebuch, ganz klar wird dies nicht) dabei direkt an.
Jana (14) ist die neue in Karos Klasse. Die Mädchen freunden sich an – zumindest denkt Karo dies zunächst. Aus den Schilderungen geht schnell heraus, dass Jana an keiner echten Freundschaft interessiert ist. Ihr geht es nur um ihr Online-Ansehen. Daher hat Jana auch kein Problem damit, peinliche Bilder ihrer vermeintlichen Freunde ohne Rücksprache online zu stellen. Ist doch witzig, reg dich nicht so auf…
Karo ist beeindruckt von Jana. Von ihrer Ausstrahlung, ihrem „Ansehen“. Natürlich wohnt Jana auch in einem tollen Haus und trägt die tollsten Klamotten, was sie der Öffentlichkeit gern täglich unter die Nase reibt. Karo lässt sich mitreißen und von Jana anstacheln, ebenfalls überall mit einer Kamera rumzulaufen und alles und jeden zu fotografieren.
Mit von der Partie ist noch ein Mitschüler der beiden, während ein vierter Junge, der zu ihrer Mathelernrunde gehört, sich klar gegen das ON-Netzwerk ausspricht – Zeitverschwendung und moralisch fraglich.
Der moralische Kompass von Karo springt auch hin und wieder an. Sie zweifelt an ihren Taten, empfindet Schuldgefühle. Sie zieht daraus aber keinerlei Konsequenzen sondern macht munter weiter. Besonders nachdem ein von ihr gepostetes Video (auf Kosten anderer natürlich!) online viel Zuspruch erhält und Karo allerlei Punkte beschwert. Dass Jana immer fieser wird, desto mehr Klicks Karo erhält, merkt diese nicht.
Und wie sehr Janas Verhalten auf Karo abfärbt, bemerkt diese leider auch nicht mehr. Als am Ende einige Dinge aufgedeckt werden (die sich früh andeuten), Karo von Jana bitter enttäuscht und verraten wird… hat Karo nichts aus all den Ereignissen gelernt und tut genau das, was Jana tun würde. Ohne Rücksicht auf Verluste einen gemeinen und entlarvenden Post absetzen. Gut gemacht Karo….
Nun könnte man sagen, sie ist halt noch nicht mal 13. Das entschuldigt für mich ihr Verhalten, das unreflektiert das Ende des Buches bildet, aber in keinster Weise.
Zudem finde ich es äußert fragwürdig, wie hier das ON-Portal dargestellt wird. Mit der Anmeldung hätte man sämtlichen Veröffentlichungen zugestimmt – natürlich auch den Postings anderer Leute über einen selbst. Aber das Recht am eigenen Bild hat es ja hoffentlich auch bereits 2013 gegeben, weshalb – Zustimmung hin oder her – es doch sehr bedenklich ist, wie hier jeder Bilder und Videos von anderen (oft auch minderjährigen) Personen posten darf. Auch von Leuten, die gar nicht bei ON-Show mitmachen und – deren Logik folgend – der Veröffentlichung nicht zugestimmt haben…
Natürlich bildet dieses Vorgehenden ein Stück weit das ab, was im Internet stattfindet. Rechtlich ok ist dies aber nicht und dieser kurze Verweis auf die Regel suggeriert, dass es in Ordnung sein könnte.
Was das Buch dennoch zeigt, ist, wie der Wunsch nach Anerkennung zur Sucht werden kann. Wie Soziale Netzwerke Zeit und Energie fressen oder wie vermeintlich witzig Posts zum Mobbing beitragen, das für die Opfer natürlich nicht nur online, sondern auch im „echten Leben“ Auswirkungen hat.
Am Rande deutet sich auch weitere Gefahren des Internets an: Wenn Jana beispielsweise zu dubiosen Fotoshootings eingeladen wird.
Was mir fehlt, ist eine Entwicklung der Figuren. Diese sind doch sehr einseitig und stereotyp dargestellt. Besonders von Karo hätte ich mir gewünscht, dass all die Dinge, die sie selbst in der Zeit durchmachen musste, am Ende zu einer anderen Entscheidung führen.
Falls ihr Buchempfehlungen für weitere Bücher habt, in denen Social Media und Handynutzung bei Kindern/ Jugendlichen eine Rolle spielen, hinterlasst doch gern einen Kommentar 🙂
Huhu liebe Anja,
was du dem ON-Portal in Bezug auf die Bildrechte ankreidest, läuft genau so bei WhatsApp. Da steht in den AGB auch explizit, dass du die Rechte an deinen Bildern abtrittst. Also wird in dem Buch einfach die Realität beschrieben.
Leider sind ja auch Kinder unter 14 nicht strafmündig und können andere Kinder ohne Konsequenzen töten. Da ist Online-Blamieren das kleinere Übel.
Nächste Frage: Wie sollen Kinder es denn lernen, wenn die Erwachsenen es genau so vorleben? Da hörte ich schon in Vietnam, dass ein Junge (ca. 12) „Influencer“ werden will.
Fazit: Es muss grundsätzlich mehr Awareness geschaffen werden, aber davon sind wir meilenweilenweit entfernt.
LieGrü
Elena
Hallo Elena,
es geht nicht darum, dass ich meine Bildrechte abtrete, in dem Moment, wo ich ein Bild veröffentliche.
Sondern darum, dass es in dem Buch heißt, dass man bei der Nutzung von ON damit einverstanden ist, dass jeder andere Nutzer von einem selbst öffentlich Bilder posten darf. Und das ist halt Quatsch. Zudem werden auch Bilder von Leuten gepostet, die nicht im Netzwerk sind und dementsprechend nicht zugetimmt haben.
Wenn es darum geht, Jugendlichen brauchbare Literatur in die Hand zu geben, finde ich solche Nutzungsbegingungen schon bedenklich. Das Thema „Recht am eigenen Bild“ wird mit keinem Wort erwähnt. Warum bindet man so ein Thema nicht ein?!
Und weil da eben noch so viel passieren muss, frage ich nach euren Buchempfehlungen 🙂 Ist auch aus beruflichem Interesse 😉
Lieben Gruß
Anja