[gelesen] Elefanten weinen nicht von Gesa Neitzel

Rezensionsexemplar

© Carlsen
Elefanten weinen nicht

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Gesa Neitzel, Julian Meyer (Illustration)
erschienen Januar 2023
ab 3 Jahren
32 Seiten
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Carlsen
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schöne Botschaft, liebevoll verpackt

Kurz nach dem Aufwachen entdeckt Manguste Matti eine graue, borstige Barriere, die seinen Höhleneingang versperrt. Um trotzdem sein Näschen ins Freie recken zu können, muss er das graue Ding auf sich aufmerksam machen und bitten, ein bisschen zur Seite zu rücken. Elefant Elias ist allerdings sehr, sehr traurig und in sich gekehrt und lässt sich erst durch ein paar aufmunternde Worte dazu bewegen, Matti Platz zu machen. Hatte die kleine Manguste da etwa wirklich gesagt „Elefanten können sehr wohl weinen.“? Dabei hat Elias doch sein Leben lang gelernt, dass Elefanten nicht weinen sollen, sie sind schließlich die großen und starken Tiere in der Savanne, da weint man nicht. Ziemlich erstaunt über die Möglichkeit, sich nicht unbedingt daran halten zu müssen, was andere von ihm erwarten, versucht Matti seinem neuen, großen Freund Elias noch etwas mehr Mut zu machen und zeigt ihm, welche Tiere der Savanne auch nicht immer nur das tun, was sie tun sollen oder was man von ihnen erwartet.
Mit sehr schönen, farbenfrohen, liebevoll gestalteten Illustrationen machen sich Manguste Matti und Elefant Elias nun also auf den Weg durch die Savanne und entdecken dabei weitere Tiere, die sich nicht ganz „typisch“ verhalten. Die kurzen, leicht verständlichen Texte bringen das Gezeigte dabei schön auf den Punkt, ohne überfordernd oder überladen zu wirken. Den Großteil der Seite nehmen die Bilder ein, auf denen man neben dem Handlungskern, der im Text festgehalten ist, noch weitere, kleine Details entdecken kann. Der Fokus bleibt aber immer auf den Dingen, die Matti und Elias besprechen. Nach und nach sieht Elias ein, dass es gar nicht immer erforderlich ist, sich nur an das zu halten, was andere von einem erwarten, weil nicht jeder gleich ist und auch andere Tiere sich vor Dingen fürchten, obwohl sie als König der Savanne gelten oder sie am Tag grasen, obwohl sie das eigentlich vielleicht nicht sollten. Es ist wirklich rührend, wie Matti und Elias sich zusammentun.

Die Botschaft des Buches ist sehr klar erkenntlich und aus meiner Sicht eine wichtige und wertvolle. Kinder sollen darin bestärkt werden, Emotionen zuzulassen, selbst wenn sie das Gefühl haben, ihr Umfeld erwartet etwas anderes von ihnen oder weil die Gesellschaft vielleicht der Ansicht ist, sie sollten sich anders fühlen, als sie es tun. Ebenso dürfen sie auch Dinge tun, auf die sie Lust haben, auch wenn andere vielleicht lieber etwas anderes von ihnen sehen wollen.
Das Buch ist sehr auf die positiven Aspekte ausgerichtet, niemand kommt zu Schaden auf den bunt illustrierten Seiten, niemand hat böse Absichten. Für das Buch finde ich das auch nachvollziehbar, dennoch gibt es natürlich auch die anderen Seiten des Lebens, die man nicht ganz außer Acht lassen sollte. Denn Kinder haben auch mal Streit, fühlen sich ungerecht behandelt und müssen auch dann lernen, wie sie sich zu verhalten haben. Das sollte man den Kleinsten auf jeden Fall über den Inhalt des Buches hinaus mitgeben, damit die Botschaft nicht „falsch“ aufgenommen wird. Natürlich gibt es gewisse Dinge, an die man sich halten sollte. Man darf anderen zum Beispiel nichts wegnehmen, ihnen nicht mutwillig weh tun und solche Sachen… da ist es dann auch egal, ob sie nun Lust darauf haben, andere zu hauen, weil sie wütend sind, so etwas macht man einfach nicht. Gewisse Grenzen sollte man setzen. Aber ob sie nun zum Beispiel lieber ein Puzzle machen, ein Buch anschauen, mit Autos, Puppen oder Plüschtieren spielen, das können sie eben ganz frei entscheiden, egal was Eltern, Erzieher, Freunde und Verwandte vielleicht lieber sehen wollen. Und wenn sie vor etwas Angst haben oder sich unwohl fühlen, dann sollten sie das auch zeigen und äußern dürfen und sich nicht in einer Situation gezwungen fühlen, nur weil andere gern hätten, dass sie jetzt mutig, stark und selbstbewusst sind. Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, sie zuzulassen und darüber zu sprechen, ist in jedem Alter wichtig, daher finde ich es einen schönen Weg, schon mit den Kleinen damit anzufangen.

Fazit

Ein sehr liebevoll gestaltetes Buch, das mir mit den farbenfrohen, ausdrucksstarken Illustrationen richtig gut gefallen hat. Die Emotionen der Beteiligten werden schön eingefangen und kommen auf den Bildern zum Tragen. Am Ende des Buches gibt es dann auch noch ein paar interessante Fakten über Mangusten und Elefanten, dort sind die Texte etwas länger gehalten, aber man muss sie ja auch nicht unbedingt alle gleich beim ersten Anschauen behalten und „lernen“. Ich fand es aber schön, dass es noch ein bisschen was Wissenswertes gab, so werden einem die Tiere gleich noch mal näher gebracht.
Das Buch ist sehr positiv und bestärkend, was mir an sich gut gefällt, ich hätte es noch ein bisschen runder gefunden, wenn auch kurz darauf eingegangen wäre, dass gewisse Regeln natürlich trotzdem gelten, auch wenn man tun soll, was man selbst möchte und fühlen darf, was man eben fühlt.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Elefanten weinen nicht von Gesa Neitzel“

  1. Hallo liebe Dana,
    über dieses Buch haben wir uns ja schon etwas unterhalten. Ich verstehe deine Bedenken und bin ganz deiner Meinung: Gefühle zu zeigen ist nicht immer einfach und die Botschaft, die Autor und Illustrator hier vermitteln ist daher unglaublich wichtig. Aber natürlich sollte man auch nicht immer und in jeder Situation seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Gerade, was Wut und Frust betrifft, kann das gefährliche Auswirkungen zeigen. Daher ist es wichtig, das als Elternteil klarzustellen. Da bin ich ganz deiner Meinung.

    Sehr gefallen hat mir auch der hinterer Teil des Buches, den du hier auch erwähnst. Ich finde es klasse, dass man hier nochmal ein paar Fakten über Elefanten und Mangusten erhalten hat.

    Wir sind uns einig: Ein zauberhaftes Buch mit wunderschönen Illustrationen und einer sehr wichtigen Botschaft.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      es ist ja in fast allem immer auch eine Gratwanderung, was geht und was dann irgendwann zu viel ist. 😉 Auch Wut und Frust müssen natürlich kommuniziert und irgendwie gezeigt/rausgelassen werden. Es in sich hineinzufressen und so zu tun, als wäre alles gut, ist ja auch nicht richtig, weil der Gegenüber dann nicht weiß, dass einen das jetzt verletzt hat, zum Beispiel. Das ist sicher für Kinder ziemlich schwierig, das dann auch so zu kommunizieren, denn sind wir mal ehrlich, wie viele von uns Erwachsenen sagen denn ganz offen „Du hast mich mit deinen Worten verletzt/Das fand ich jetzt nicht angebracht….“ oder irgendwas in die Richtung 😉 Aber nur weil andere erwarten, dass man es schluckt, muss man es eben noch lange nicht tun.
      Auf jeden Fall ein sehr schön gemachtes Buch, das tolle Botschaften vermittelt.
      Liebe Grüße,
      Dana

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