[gelesen] Keine bösen Tiere von Sophie Corrigan

Rezensionsexemplar

©Ravensburger
Keine bösen Tiere

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Sophie Corrigan (Illustrationen) &
Ingrid Ickler (Übersetzung)
erschienen im Februar 2022
ab 7 Jahren
160 Seiten
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hier geht’s zum Verlag
Ravensburger
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Tolle Idee mit schwächen in der Umsetzung

Die grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen und die guten und nützlichen Eigenschaften der einzelnen Tiere aufzeigen. Dies gelingt ihm in meinen Augen aber nur bedingt.

Aufgebaut ist das Buch wie folgt:

Zu jeder Tierart gibt es zwei Doppelseiten.

Auf der ersten Seite sind die Tiere gruselig, blutrünstig und gefährlich gezeichnet – soll heißen: sie fletschen die Zähne, die Augen glühen (rot) oder sie schauen fies. Dazu gibt es etliche farblich abgesetzte Felder, teilweise in Form von Sprechblasen, die direkt von den Tieren ausgehen, in denen allerlei fiese Dinge stehen: ich bin gemein, gefährlich, ich stinke, ich mache XY um dich zu ärgern, ich klaue dir dein Essen, kommst du mir zu nah, greife ich dich an … Hier finden sich viele bekannte Eigenschaften wieder, die man den Tieren gemeinhin zuschreibt. Manches empfand ich aber auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Auch war ich über manche der aufgeführten Tierarten überrascht, da ich von Orcas, Füchsen oder Kamelen kein grundsätzlich negatives Bild im Kopf hatte.

Auf der zweiten Doppelseite findet dann das Gegenteil statt. Die Darstellung der Tiere ist lieb und niedlich. Alle schauen durchweg freundlich und haben riesige Kulleraugen. Dabei finde ich die Zeichnungen einiger Tiere weniger gelungen – Körperproportionen werden zugunsten möglichst großer, niedlicher Gesichter verzerrt. Einige sehen schlicht lächerlich aus. Auch Kackhaufen bekommen hier lustige Gesichter…
Zudem gibt es auch auf dieser Doppelseite Text: Einmal in Form eines schwarzen Kastens, der wissenswerte Fakten zu den Tieren wiedergibt. Diese Details fand ich überwiegend wirklich interessant und sinnvoll. Dies trifft aber nicht zwingend auf den restlichen Text zu:
In weiteren Textfeldern, teilweise wieder in Form von Sprechblasen, teilweise frei auf der Seite schwebend, gibt es einige weitere interessante Daten zu den Tieren.
Zudem werden die meisten „Fakten“ der Negativseite aufgegriffen und richtiggestellt – was in einigen Fällen Sinn macht, in anderen Fällen aber daneben geht. So behauptet nahezu jedes Tier von sich, doch total süß, flauschig und niedlich zu sein oder weist auf seine lustigen, niedlichen, hübschen Gliedmaßen oder Farben etc. hin. Der Stier lädt uns auf eine Tasse Tee ein und Rotkäppchen kuschelt sich an den ach so lieben Wolf.
Letztlich wird mir zu viel Zeit damit verschwendet, zu sagen: „hallo, ich bin niedlich und ich mache all die bösen Sachen gar nicht mit Absicht“ statt handfestes Wissen zu vermitteln. Was am Anfang vielleicht noch ganz witzig ist, wird bei 38 Tieren dann doch anstrengend. Teilweise erfährt man dadurch über einzelne Tierarten leider relativ wenig, während sich das allgemeine Geplänkel immer wieder wiederholt.
Der Kinder-Praxistest wird erst noch zeigen, ob die Kids am Ende zwischen all den Behauptungen Wahrheit und Lüge noch werden sortieren können oder was am Ende zu den Tieren tatsächlich hängen bleibt.

Am Ende des Buches gibt es eine hilfreiche kleine Liste mit Begrifferklärungen von benutzten Wörtern wie bestäuben, Aas oder Schädling.

Fazit

Schöne Idee, die in der Umsetzung für mich nicht komplett geklappt hat. Grundsätzlich ist die optische Gestaltung mit den farbenfrohen Zeichnungen und den abgesetzten Textfeldern ansprechend. Der Versuch, die Tiere freundlich darzustellen, führt allerdings in vielen Fällen zu überzogenen, unrealistischen Abbildungen. Für ein Kindersachbuch kommt mir auch die Faktenvermittlung teilweise zu kurz, da jedes Tier immer wieder von sich behauptet, total niedlich und süß zu sein, was zu unnötigen Wiederholungen führt, immerhin wird das Prozedere mehr als 30 mal durchgezogen. Was aus dieser Flut an Behauptungen am Ende in Erinnerung bleibt, ist dann nochmal eine ganz andere Frage.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Keine bösen Tiere von Sophie Corrigan“

  1. Hallo liebe Dana,
    über dieses Buch haben wir ja schon ein wenig gesprochen. Ein kurzer Blick ins Buch hat mir gefallen. Ich habe die niedliche Darstellung im ersten Moment anders wahrgenommen. Ich dachte mir: Okay. Das kann helfen, um klischeehaftes Denken aufzubrechen. Ein Geier sieht nunmal nicht gerade hübsch aus und wenn man mitbekommt, dass er ein Aasfresser ist, ist das nun auch nicht sofort sympathisch. Ich mag kleine Mäuse unglaublich gerne. Meine Mutter z.B. hat riesige Angst vor ihnen. Nur wegen der Schwänze. Vielleicht kann das Buch helfen Kindern, die diese Reize von ihren Eltern mitbekommen und vielleicht sogar Eltern beim Vorlesen, auf eine andere gedankliche Bahn zu leiten?

    Ich kann deine Kritikpunkte aber auch anhand deiner Rezension gut nachvollziehen. Gerade, wenn man mehrere Seiten gelesen und nicht nur zwei Tiere vorgestellt bekommen hat, mag diese Darstellung vielleicht auch ermüdend wirken.

    Auch kann ich verstehen, dass du dir mehr Informationen gewünscht hättest.

    Auf jeden Fall ein interessantes Buch :o)

    Ich wünsche dir einen wunderschönen und entspannten Abend.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich fand die Leseprobe, in der es nur ein paar Seiten waren, auch echt süß. Da habe ich die Darstellung auch noch gar nicht als so übertrieben kitschig-niedlich wahrgenommen. Aber dann für 38 Tiere… Es sind halt ganz viele Kleinigkeiten. Das erwähnte Rotkäppchen, ein Stinktier, das eine Blume im Haar hat… Für Kids ab 7 hätte vieles davon nicht sein müssen.
      Das Buch liegt jetzt in der Kindereinrichtung, in der ich arbeite (7 bis 10 Jahre) im Regal und ich werde beobachten, wie die Kinder darauf reagieren.
      Wie gesagt, den Ansatz des Buches an sich, finde ich klasse. Und es ist in dem Sinne ja auch kein Vorlesebuch, in dem mal alle 38 Tiere auf einmal durcharbeitet.
      Viele Grüße
      Anja

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