[gehört] Stella und der Mondscheinvogel von Catherine Fisher

Rezensionsexemplar

©Argon Verlag
Stella und der Mondscheinvogel

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Catherine Fisher
gelesen von Uve Teschner
erschienen November 2021
Altersempfehlung des Verlags: ab 10 Jahren
250 Hörminuten, ungekürzte Lesung
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Fischer-Verlag
Argon-Verlag
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Kinderbuch mit schönem Setting, tollem Sprecher, kleinen Schwächen in der Umsetzung

Stella musste in ihrem Leben schon einige Verluste einstecken, nun steht eine erneute Veränderung bevor, die ihr Hoffnung für die Zukunft macht. Das Waisenmädchen darf zu ihrem Taufpaten ziehen und hofft, dort ein schönes, friedliches zu Hause zu finden. Bei ihrer Ankunft wirkt das große Anwesen jedoch sehr verlassen und irgendwie gar nicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Familie ist aufgrund eines eigenen Schicksalsschlages nicht anwesend, nur ein paar übrig gebliebene Angestellte halten alles am Laufen. Für Stella stellen sich damit immer neue Fragen, die ihr zum Teil nicht beantwortet werden. Es wird immer seltsamer und sie beginnt, auf eigene Faust zu erkunden.
Doch eigentlich beginnt ihr Abenteuer schon am Bahnhof. Als sie auf die Abfahrt des Zuges wartet, begegnet ihr ein nervöser Mann, der sie bittet, auf ein mysteriöses Päckchen aufzupassen, bis er wieder da ist. Es kommt, wie es kommen muss, Stella nimmt das Päckchen mit als der Mann nicht zurückkehrt, schließlich sollte sie es auf keinen Fall allein zurücklassen. Ihre Neugier ist geweckt, was sie dann jedoch vorfindet ist zunächst weit weniger spektakulär als erwartet. Doch schon bald bekommt der Bausatz des Vogels in dem Paket eine neue Bedeutung.

Der Einstieg in die Geschichte fiel sehr leicht und hat mir gut gefallen. Wodurch Stella zunächst allein am dunklen Bahnhof in der Kälte steht, wird direkt eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, bei der man sich fragt, was da noch kommt. Und auch der nervöse Unerkannte mit deinem in Zeitungspapier gewickelten Päckchen sorgt sofort für Neugier und Spannung. Der in Einzelteile zerlegte Vogel wird im weiteren Verlauf dann noch eine Bedeutung spielen und Stella einen Teil der Zeit begleiten – wie der Buchtitel auch schon verrät. Die Idee hinter dem Vogel hat mir gut gefallen und ich mochte das etwas verschrobene, teilweise mürrische Kerlchen ganz gern, auch wenn es nicht immer ganz einfach mit ihm ist. Für den Mondscheinvogel ist die Umgebung neu, ebenso wie für Stella, gemeinsam können sie das Haus erkunden und versuchen dabei dem Geheimnis der Familie auf den Grund zu gehen. Dabei gibt es immer wieder kleine Gefahren und Abenteuer, neue Fragen werden aufgeworfen, einige im Laufe der Zeit auch beantwortet, was Stella allerdings eher noch neugierig macht, da die Angestellten des Anwesens nicht bereit sind, ihr einfach Auskunft zu geben.
Die Stimmung innerhalb der Geschichte hat mir gefallen. Teilweise war es etwas düster und sehr geheimnisvoll, besonders durch die phantastischen Elemente wird es abwechslungsreich und ich denke für die jungen Leser oder Zuhörer wird es ein tolles Abenteuer sein, das man da begleiten kann. Mir war es an einigen Stellen etwas zu rasch und oberflächlich bearbeitet. Sowohl bei den Figuren, als auch bei der Handlung selbst hat es mir ein wenig an Tiefe gefehlt. Man lernt Stella zwar schon ein wenig kennen und erfährt, was sie sich eigentlich erhofft hatte und was sie nun stattdessen bekommt. Sie ist ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen, das sich zwar nicht immer benimmt, wie die Haushälterin es wünscht, ich empfand sie allerdings eigentlich nicht als besonders frech oder ungezogen, auch wenn ihr das vorgeworfen wurde. Sie möchte eben gern wissen, was ihr verschwiegen wird und wieso die Familie nicht da ist – aus meiner Sicht verständlich. Und auch dass sie dann nachforscht, wenn ihr niemand was sagen will. 😉
Von der Welt, in die sie beim Erforschen der Geheimnisse eintaucht, hätte ich auch gern noch mehr erfahren. Drt gibt es einige interessante und schön gestaltete Elemente, die für mich gern etwas intensiver eingebaut hätten werden können. Bis das Mädchen dort hinkommt, vergeht einiges an Zeit, auch bis dahin erlebt sie verschiedene Dinge, stellt Fragen, forscht nach und beschäftigt sich mit ihrem Mondscheinvogel. Es ist also nicht langweilig oder langatmig, insgesamt ging es mir am Ende dann einfach aber einfach etwas zu schnell, wenn man bedenkt, dass es davor doch deutlich ruhigere Passagen gab, in denen man darauf hinfiebert, dass das Abenteuer auf ein neues Level gehoben wird.
Viele der Beschreibungen waren sehr schön und bildhaft gestaltet. Man kann sich die Umgebung, die verschiedenen rätselhaften Geräusche und Vorkommnisse gut vorstellen und es macht Spaß Stella zu begleiten, auch wenn mir hier und da etwas gefehlt hat.

Minispoiler:
Was ich ebenfalls etwas schade fand, ist, dass es wirkte, als dürfte das Mädchen am Ende nur bleiben, weil sie ihr „Abenteuer“ erfolgreich gemeistert hat – obwohl das von der Familie weder gewollt noch unterstützt wurde. Das ist eigentlich keine Botschaft, die man sich in einem Kinderbuch wünscht, denn es sollte ja jeder verdient haben, bleiben zu dürfen, auch ohne zum „Helden“ werden zu müssen.

Die Hörbuchumsetzung hat mir hingegen richtig gut gefallen. Ich habe schon andere Hörbücher des Sprechers gehört und mag seine tiefe Stimme sehr gern. Uve Teschner liest sehr atmosphärisch und lebendig und passte für mich perfekt zu dieser eher düsteren, mysteriösen Stimmung, die über weite Strecken des Buches herrscht. Auch Stella hat er toll gelesen.
Ich konnte den Geschehnissen sehr gut folgen und hatte an einigen Stellen Gänsehaut weil es einfach so toll und mitnehmend gelesen war – vor allem in der Passage, als es ein Echo gab. Da will ich jetzt nicht inhaltlich etwas zu verraten, aber das Verklingen der Stimmen der Figuren war klasse umgesetzt, außerdem war es angemessen schaurig, passend zu dem Setting.

Fazit

Mit Stella und dem Mondscheinvogel wird es so schnell nicht langweilig. Ganz grundsätzlich hat mir das Kinderbuch schon gefallen. Es gibt tolle Ideen, von denen ich an einigen Stellen aber gern noch etwas mehr gehabt hätte. Vieles bleibt doch sehr an der Oberfläche und als man mit dem Mädchen in die „magische“ Welt eintaucht, geht vieles sehr fix, obwohl es dort so viel zu erzählen und entdecken gäbe. Etwas schade fand ich auch die eine Botschaft, die für mich am Ende mitschwang (unter Minispoiler vermerkt), dadurch bin ich mir keinem so schönen Gefühl aus dem Buch gegangen. Es gibt aber auch viele tolle Beschreibungen und ich mochte die etwas düstere, mysteriöse Atmosphäre, die teilweise herrschte. Sehr gelungen fand ich die sprachliche Umsetzung der Geschichte von Uve Teschner.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gehört] Stella und der Mondscheinvogel von Catherine Fisher“

  1. Huhu Dana,

    ich musste jetzt mal neugierig in deine Rezension zu einem Buch mit solch schönen Cover hineinklicken. Vieles von dem, was du geschrieben hast, sprach mich jetzt auch sehr an. Insbesondere der Vogel scheint ein Kennenlernen wert zu sein. =)

    Den Mini-Spoiler von dir habe ich jetzt mal übersprungen. Du schreibst aber, dass dir die Botschaft am Ende nicht so gut gefallen hat. Mich macht das neugierig, aber ich hab Sorge, dass es mich auch stören würde. =’D Auch, dass die Charaktere und die Handlung teilweise eher oberflächlich bleiben, schreckt mich ein wenig ab.

    Das Buch werde ich mal noch im Auge behalten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob es was für mich ist. Dir aber vielen Dank für die differenzierte Rezension. <3

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      Tanja hat das Buch gelesen, dadurch bin ich überhaupt auf das Buch aufmerksam geworden. Als es dann als Hörbuch kam, war ich neugierig.
      Es ist eben ein Kinderbuch, da darf man vielleicht auch nicht in jedem Aspekt so viel Tiefe erwarten, wie in einem Buch für ältere Leser. Tanja mochte es ziemlich gern und es ist ja auch nicht so, dass es mir nicht gefallen hat, aber ich hatte eben auch Kritikpunkte 😉
      Soo schlimm ist der Minispoiler nicht, schätze ich, aber mir war es eben wichtig, das mit aufzunehmen, falls jemand überlegt, ob es für ein Kind, das man beschenken möchte oder die eigenen was sein könnte.
      Es stecken auf jeden Fall auch einige tolle Ideen in der Geschichte 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    wir haben ja schon ein wenig über das Buch gesprochen. Ich habe Stella und der Mondscheinvogel unglaublich gerne gelesen und kann mir gut vorstellen, dass das Hörbuch die düster-magische Stimme, durch den guten Sprecher noch verstärkt.

    Deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen. Ich habe mir die ein oder andere Frage während des Lesens nicht gestellt. Ich verstehe aber, dass du z.B. die Botschaft in Bezug auf die Zielgruppe, skeptisch siehst.

    Eine sehr schöne Rezension. Ich freue mich, dass du trotz der kleinen Kritikpunkte dennoch eine so schöne Hörzeit mit dem Hörbuch hattest <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ja, wir haben schon ein wenig über die Geschichte gesprochen 🙂 ich kann auch verstehen, dass du dir beim Lesen vielleicht nicht über alle Punkte den Kopf zerbrochen hast, man kann sich von der Welt und der Atmosphäre shcon mitziehen lassen. Bei mir kamen die Fragen halt trotzdem auf 😉
      Ich bin, was Hörbuchsprecher angeht, echt pingelig geworden 😀 das weiß ich selbst, kann ich aber nicht ändern. Umso mehr freue ich mich immer, wenn es gut passt. 😉 Aber bei Uve Teschner hatte ich da nicht so viele Bedenken, da ich eben schon andere Bücher gehört habe, die er spricht – blutige Thriller 😀 da passt seine Stimmfarbe auch sehr gut zu. ^^
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Hi Dana!

    Ich hab das Buch auch bei Tanja entdeckt und bin neugierig geworden 🙂
    Es hört sich definitiv nach etwas besonderen an und ich bin vor allem neugierig geworden auf die Botschaft, die dir nicht so ganz gefallen hat. Das reizt jetzt natürlich zu wissen, ob es mir ähnlich geht ^^
    Dass die Tiefe hier nicht so gegeben ist, ist, wie du schon bei Leni geantwortet hast, eben in einem Kinderbuch nicht so gegeben. Da sind wir anderes gewöhnt, aber für das Lesealter muss das ja auch nicht sein.

    Ich werds auf jeden Fall ausprobieren, warte aber, ob die Fortsetzung auch noch auf deutsch kommt…

    Liebste Grüße und einen schönen 1. Advent!
    Aleshanee

    1. Hallo Alex,
      ich war kurz irritiert: es gibt eine Fortsetzung? 😀 Ich liebe es ja immer wenn sowas nicht irgendwo vermerkt ist… Ich hab jetzt auch überlegt, ob die Handlung soo offen endete… Es ist auf jeden Fall möglich weiter zu machen, ich fand es aber eigentlich auch nicht total unabgeschlossen. Muss ich glatt mal mit Tanja drüber sprechen 😉
      Auf die Tiefe kann man in Kinderbüchern sicher verzichten. Da geht es dann eben auch einfach um andere Dinge bzw. der Fokus der Lesenden liegt ja auch noch auf anderen Dingen bzw. sie nehmen es eben nicht so wahr. Das ist mir auch bewusst, wenn ich Kinderbücher lese oder höre. 😉
      Ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung geben wird 😉
      Liebe Grüße
      Dana

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