[gelesen] Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers von Kathrin Tordasi

Rezensionsexemplar

©Sauerländer (Fischer)
Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers

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Kathrin Tordasi
erschienen September 2021
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
368 Seiten
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Sauerländer (Fischerverlag)
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fantasievolles, dystopisches Setting für Finns Abenteuer

Nachdem die Natur über Jahre ausgebeutet, belastet und geschädigt wurde, ist irgendwann das Gefüge der Welt gekippt. Überschwemmungen und andere Naturereignisse haben dafür gesorgt, dass die Menschen anders leben müssen und sich mit dem arrangieren, was noch geht und möglich ist. Die Natur hat sich weite Teile zurückerobert und darf freier wachsen und wuchern, ohne ständig in Grenzen verwiesen zu werden. Die Menschen halten sich an gewisse Regeln und können dafür ziemlich im Einklang mit ihrer Umwelt leben. Wer aber die Regeln missachtet und sich zum Beispiel nachts im Wald aufhält, dem kann es passieren, dass er nie wieder nach Hause kommt. So erging es auch Finns Schwester Hannah, die seit einigen Jahren spurlos verschwunden ist. Finn lässt das Schicksal seiner Schwester jedoch nicht los und so kommt der Tag, an dem er sich auf die Suche begibt und auf etwas stößt, womit er niemals gerechnet hätte.

Autorin Kathrin Tordasi entführt die Leser in eine dystopische Welt, in der sich zu der uns bekannten Welt so einiges gewandelt hat. Dabei fließen immer wieder auch Aspekte ein, die sich in unserer aktuellen Zeit bereits andeuten und das Szenario damit noch greifbarer und in gewisser Weise auch realistischer machen, auch wenn es darüber hinaus noch viele weitere, fantasievolle Ideen gibt, die in der Form möglicherweise nicht oder zumindest nicht in naher Zukunft realisierbar wären. Die Welt, in die man eintaucht, ist auf jeden Fall facettenreich und es gibt einiges zu entdecken. Die Menschen leben inmitten der Natur und haben sich damit arrangiert, dass es viele Bereiche gibt, die nur noch den Tieren und Pflanzen gehören und sie selbst in gewisse, begrenzte Lebensräumen zurechtkommen müssen. Viele technische Errungenschaften gibt es nicht mehr, dafür gibt es aber neuartige Erfindungen, die den Menschen dabei helfen, ihren Alltag zu bewältigen. Ich fand es interessant immer mehr von den Gegebenheiten und Umständen zu erfahren. Die Geheimnisse des dystopischen Settings werden auch erst nach und nach im Verlauf der Handlung gelüftet und nicht alle sofort präsentiert. Dadurch gibt es immer wieder auch kleine Wendungen und Überraschungen, sowohl für den Protagonisten, als auch für den Lesenden.

Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen. Die Geschichte lässt sich flüssig und leicht lesen, kompliziertere Begriffe werden erklärt oder befinden sich im Verzeichnis am Ende des Buches, so dass einiges nachgeschlagen werden könnte. Viele Dinge ergeben sich jedoch auch aus dem Zusammenhang. Es gibt zahlreiche bildhafte Beschreibungen, die ein detailliertes Bild der Figuren, der Lebensweise und der Umgebung entstehen lassen. Ich mochte das dystopische Setting, das mit vielen tollen Ideen daherkommt und sich auch nicht anfühlte, als wäre es schon x Mal da gewesen.
Gut in die Handlung eingeflochten waren auch die unterschiedlichen Gedanke und Gefühle, die in Protagonist Finn wüten. Manches von dem, was für ihn festgeschriebene Regeln waren, muss er hinter sich lassen, immer wieder muss er sich neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen, auch wenn er im Vorfeld schon weiß, dass es gefährlich werden könnte. Nicht jedes Mal gelingt es zufriedenstellend, diese zu meistern, was ich als realistisch empfunden habe. Pläne werden über den Haufen geworfen, neue müssen in kurzer Zeit geschaffen werden und dann muss er auch noch mit Verrat und Täuschung umgehen, obwohl es doch eigentlich genug anderes gäbe, worum er sich Gedanken machen müsste. Neben den Schwierigkeiten und den negativen Gefühlen geht es aber auch um Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen und es gibt auch positive Entwicklungen im Buch. Angetrieben wird Finn von dem unstillbaren Wunsch, seine Schwester Hannah wiederzufinden, eine sehr starke Motivation, die einen vieles überwinden lässt.

Schön fand ich auch, wie unterschiedlich und authentisch die Charaktere angelegt waren. Finn und Samira sind schon lange beste Freunde, sie ergänzen sich mit ihren Fähigkeiten und Ansichten und wissen genau, wo die Stärken und Schwächen des jeweils anderen liegen. Von den beiden erfährt man am meisten, es gibt aber noch weitere Figuren, die eine wichtige Rolle im Gesamtgeschehen spielen. Manchmal kamen mir die Charaktere zwar älter vor, als sie eigentlich waren, aber sie leben eben auch in einer ganz anderen Zeit, mit anderen Herausforderungen und Gegebenheiten, daher kann man nur schwer vergleichen, wie sich andere Jugendliche mit 11-12 Jahren vielleicht verhalten würden.
Obwohl es durchweg interessant zu verfolgen war, wie die Protagonisten ihren Weg gehen, dabei neue Dinge entdecken und erfahren, an ihre Grenzen stoßen und Möglichkeiten finden, diese zu überwinden oder zu umgehen, gab es im Mittelteil des Buches für mich eine Phase, in der die Handlung ein wenig zu sehr zur Ruhe gekommen ist, zumindest für meinen persönlichen Geschmack. Danach wurde es dann jedoch wieder spannender und auch turbulenter und gefährlicher für die Figuren. Auch der Mondwandler wurde präsenter, was mir gut gefallen hat. Man hatte sich ja so seine Gedanken gemacht, was dahinter steckt, die Auflösung hat mich auf jeden Fall überrascht.
Es gab tolle Einblicke in innovative Entwicklungen und Ideen, die aus den Veränderungen in der Welt entstanden sind bzw. diese beeinflusst haben. Unterschwellig wird damit auch auf aktuelle Probleme hingewiesen. Ich mochte die Art, wie es eingebunden wurde, weil es nicht so direkt kritisch-anklagend war, sondern einfach in die Handlung integriert und damit zwar präsent, aber trotzdem nicht im ständigen Fokus, da es eben auch allgemein um das Abenteuer ging, das Finn und die anderen zu bestreiten hatten. Auf mich wirkten die Strukturen gut durchdacht und nicht willkürlich zusammengeschustert.

Fazit

Ein Buch voller phantastischer Ideen, innovativer Errungenschaften, interessanten Ideen, dystopischem Setting, bildhafter Beschreibungen, toll angelegter Charakteren und mit Voranschreiten des Buches auch einer guten Portion Spannung und Turbulenzen. Zwischendurch war es mir persönlich ein wenig zu ruhig, auch wenn es interessant war den Weg der Figuren zu begleiten und mit ihnen mehr über die Welt zu erfahren.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers von Kathrin Tordasi“

  1. Huhu liebe Dana,

    ich fand den Klappentext bereits sehr ansprechend. Deine Worte machen mich jedoch noch neugieriger. Ich finde, es klingt spannend, dass einiges an Technologie in dieser dystopischen Welt verschwunden ist, aber auch neue Ideen eingeflossen sind. Das weckt in mir den Wunsch zu erkunden, auf welche Ideen die Autorin gekommen ist.

    Auch, dass die Charaktere ansprechend sind, ist bei einem Buch immer ein wichtiger Faktor.

    Das Buch werde ich mir mal notieren. Vielen Dank für die schöne Vorstellung. <3

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte. Das Buch hat auf jeden Fall richtig tolle und spannende Elemente, die ich auch toll gemischt fand. 🙂 Bei dystopischen Büchern kann ja auch vieles faszinierend sein – eine ganz andere Welt, die kaum mehr mit unserer vereinbar ist, genauso wie eine WElt, die zwar anders ist, als die, die wir kennen, aber doch in dem begründet ist, was man jetzt schon hat oder kennt. Dystopien haben für mich immer noch mal einen eignen Reiz 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

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