[gelesen] Freiheit in mir von Gil Ofarim

Rezensionsexemplar

© Droemer Knaur
Freiheit in mir

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Gil Ofarim
erschienen im Juni 2021
240 Seiten
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Droemer Knaur
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Selbstreiflektion, philosophische und religiöse Auseinandersetzung… aber wenig „klassische Biografie“

Ich erinnere mich an die Bravo Foto-Love-Story und den ersten Song. Seitdem habe ich Gil Ofarims musikalischen Werdegang mal mehr, mal weniger aufmerksam verfolgt, die Klatschpresse allerdings eher weniger.

Der Verlag führt das Buch unter dem Schlagwort „Biografie“. Die Verlagsseite lässt eine Reise durch Gils fast 40 Lebensjahre erwarten. Hatte ich gehofft, ein wenig mehr über Gils Leben – gar nicht unbedingt sein Privatleben, sondern Details seiner abwechslungsreichen Karriere – zu erfahren, wurden diese Erwartungen doch eher enttäuscht.
Das Buch ist mehr Ratgeber als Biografie im klassischen Sinne. Gil Ofarim reflektiert sich, sein Leben und frühere Entscheidungen. Er versucht zu analysieren, wie Kindheitserlebnisse ihn geprägt haben. Er philosophiert, schweift ab und verliert sich in allerlei Gedanken.
Einen großen Raum nimmt über das gesamte Buch hinweg die Beziehung zu seinem Vater ein, mit der er sich in verschiedenen Facetten auseinandersetzt.

Eine Chronologie sucht man dabei doch eher vergeblich. Zwar gibt es eine grundsätzliche Sortierung, aber in den einzelnen Kapiteln, in denen er mit einem bestimmten Thema beginnt, entwickelt sich im Verlauf alles mögliche. Zeitlich geht es im Buch immer mal wieder hin und her. Manche Ereignisse werden unter verschiedenen Gesichtspunkten mehrfach erwähnt.

Dabei gelingt es Gil Ofarim, viel zu sagen, ohne tatsächlich viel zu sagen. Denn konkrete Details nennt er nur selten. Lebensweisheiten, Erziehungstipps oder auch die Auseinandersetzung mit religiösen Fragen oder politischen Themen gibt es zuhauf. Konkrete Einblicke in seine Karriere hingegen nur selten. Gerade die Anfangszeit findet nur an ganz wenigen Stellen überhaupt Erwähnung.
Es sind dann vor allem die schwierigen Phasen, die er detaillierter schildert. Wie er sich in den Zeiten, als es mit der Musik nicht gut lief, über Wasser halten musste. Welche großen Belastungen damit einhergingen. Und wie die Presse ihm in verschiedenen Lebensphasen zugesetzt hat. Dabei wiederum bleibt er aber insgesamt – wie bei so vielen anderen Themen auch – eher vage. Da ich die damalige Presse-Berichterstattung nicht verfolgt habe, fand ich es manchmal schwierig, tatsächlich nachzuvollziehen, was genau ihm so zugesetzt hat.

Je nachdem, mit welchem Vorwissen über den Künstler Gil Ofarim man an das Buch herangeht, wird die Menge an tatsächlich neuen Informationen, die man beim Lesen erhält, entsprechend sehr unterschiedlich ausfallen…

Dabei lässt sich aus seiner Einstellung grundsätzlich auf jeden Fall etwas mitnehmen: Er hat sich aus so vielen Tiefs wieder herausgekämpft und niemals aufgegeben, was absolut bewundernswert ist.

Fazit

Ein bisschen Ratgeber, ein paar Lebensweisheiten (wobei es laut Danksagung kein Lebensratgeber sein will), Erziehungstipps, philosophische Gedanken zu allen möglichen Themen, Auseinandersetzung mit seiner Religion und eine politische Positionierung – all dies bietet das Buch. Ich weiß nun, was Gil Ofarim zu verschiedenen Lebensfragen denkt, was durchaus nicht uninteressant ist. Und wie sehr ihm die Presse zugesetzt hat – was ebenfalls interessant und schonungslos geschildert wird. Er reflektiert sein Leben und getroffene Entscheidungen. Aber eine Biografie hatte ich mir anders vorgestellt, denn über sein Leben berichtet er insgesamt wenig. Gerade die Anfangsjahre seiner Karriere, den Schritt von der Foto-Story zum ersten Album, welches weltweite Auftritte und dadurch sicher neben großem Druck auch interessante Erlebnisse nach sich zog, hätte ich zum Beispiel total spannend gefunden, diese Zeit findet aber kaum Erwähnung.
Dabei wirkt das Buch insgesamt eher unsortiert und unchronologisch. Er schreibt, was ihm in den Sinn kommt, schweift dabei ab und springt von einem Thema zum nächsten.
Wie viel Neues man aus dem Buch mitnehmen wird, hängt wohl stark davon ab, wie intensiv man Gil Ofarims bisherigen Werdegang und seine Social Media Auftritte bisher verfolgt hat. Nichtsdestotrotz hat mich seine Einstellung an vielen Stellen beeindruckt. Von seinem Ehrgeiz und Durchhaltevermögen sollte sich jeder eine Scheibe abschneiden.
Ich freue mich nun auf das nächste Album. Alles andere interessiert mich dann doch eher weniger…

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Freiheit in mir von Gil Ofarim“

  1. Hallöchen Anja =)

    Also da fühle ich mich echt an meine Teenie-Zeit zurück erinnert. Ich muss sagen, dass ich trotz deiner deutlichen Worte und Kritik, immer noch interessiert wäre, das Buch zu lesen, um den Ausführungen von Gil zu folgen. Schätze das ist eine Spätfolge der Bravo-Zeiten ^^.

    LG
    Anja

    1. Huhu Anja,
      hihi, ja das kann ich verstehen, im Grunde war mein Interesse ja auch eine Bravo-/Jugend-Spätfolge. Und wie gesagt, das Leseerlebnis ist hier vermutlich eine Frage von Vorwissen und Erwartungen. Es gibt ja viele positive Bewertungen, die ich durchaus auch nachvollziehen kann.
      Lieben Gruß
      Anja

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