[gelesen] Der Zwillingscode von Margit Ruile

Rezensionsexemplar

©Loewe-Verlag
Der Zwillingscode

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Autorin: Margit Ruile
erschienen im Januar 2021
320 Seiten
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Loewe-Verlag
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nicht uninteressant, aber mit Schwächen

Vincent ist 17 und würde sein Leben eigentlich gern anders gestalten, aufgrund seiner niedrigen Sozialpunkte, bleiben ihm allerdings viele Wege verschlossen.  Kategorisiert und bewertet durch Ereignisse, für die er teilweise nichts kann, muss er schauen, wie er mit seinem Vater über die Runden kommt und aufpassen, dass er nicht noch mehr Punkte verliert, denn dann drohen weitere Konsequenzen.
In seiner kleinen Werkstatt widmet Vincent sich der Reparatur von künstlichen, mechanischen Tieren. Nicht ganz legal, aber erfolgreich genug, um damit das bescheidene Leben mit zu finanzieren, das ihr kleiner Männerhaushalt führt. Ein ungewöhnlicher Auftrag führt ihn in einen Laden für Copypet Tiere. Eigentlich nur, weil er selbst nicht das passende Werkzeug hat, doch sein Besuch in dem Shop löst eine Vielzahl an Ereignissen aus, die für Vincent alles verändern werden…

So gern man beim oder nach dem Lesen vielleicht sagen würde >es ist eine Dystopie und nichts davon wird jemals eintreten<, so klar ist einem auch, dass das nicht der Wahrheit entsprechen würde. Es ist möglicherweise nicht eins zu eins umsetzbar – vielleicht auch doch- aber auf jeden Fall ist nicht alles davon aus der Luft gerissen. Die Entwicklung der Technik schreitet immer weiter voran, Maschinen und Computer übernehmen immer mehr Abläufe in unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das die Gesellschaft schon länger beschäftigt und das sicher in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut wird. Dass es irgendwann eine Welt voller als Menschen getarnter und kaum von echten Tieren zu unterscheidender Roboter geben könnte, ist da nicht so unwahrscheinlich, wie man es vielleicht gern hätte. Maschinen kann man programmieren und ihnen bestimmte Reaktionen eintrichtern, ohne dass sie selbst darüber nachdenken. Damit geht zwar Individualität und Selbstbestimmung verloren, aber das ist wohl auch nicht das Hauptaugenmerk der Entwickler.
Vincent lebt in so einer Welt. Überall gibt es künstliche Tiere und Menschen, hochtechnisierte Abläufe, selbst fahrende Autos mit speziellen Programmen, die im Falle eines Unfalls auswählen, für wen der Schaden nicht so „schlimm“ wäre und noch einiges mehr. Durch die Überwachung und Bewertung aller Dinge, wird man in ein Sozialsystem gepresst, in dem man sich kaum frei entwickeln kann, wenn man nicht zur Elite gehört. Zur Schule gehen, studieren, sich für einen Beruf entscheiden, der einen interessiert, eine gute Wohnumgebung – alles nur möglich, wenn man in der sozialen Struktur weit oben angesiedelt ist. Und dann gibt es da noch die virtuelle Welt, der man mehr Bedeutung beimessen sollte, als die meistens es tun.
Einige Elemente der Welt sind auf jeden Fall faszinierend, andere sind aber auch ein wenig gruselig und erschreckend. Die Zusammenstellung und der Aufbau haben mir auf jeden Fall gut gefallen. Im Verlauf der Geschichte bekommt man dann auch noch einige Informationen zu den Hintergründen, Entwicklungen und vergangenen Ereignissen, die bis heute Auswirkungen haben. Dadurch werden die Zusammenhänge greifbarer.

Das Buch wird aus der Erzählerperspektive geschildert, die Vincent durch die Handlung begleitet. Man erfährt mit der Zeit einiges über den 17jährigen, die anderen Charaktere, die ihn teilweise auf seinem Weg begleiten, blieben hingegen sehr blass. Abgesehen von der direkten Verbindung, die sie mit Vincent haben, weiß man kaum etwas über sie. Dadurch sind sie alle wenig greifbar und schwer einschätzbar – was zum Teil sicher gewollt ist, was es aber manchmal auch einfach etwas unpersönlich macht.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was meine abschließende Meinung zum Buch angeht. Es gab sowohl spannende oder temporeiche Passagen, die mir gut gefallen und die Handlung auch vorangetrieben haben. Es gab aber auch immer wieder Abschnitte, die mich nicht so wirklich mitgenommen haben und in denen mir alles zu oberflächlich und blass blieb. Einige der Wendungen waren schon gut gemacht, aber die Dramatik, die besonders im letzten Teil des Buches aufkam, hat mich dennoch nicht komplett erreicht. Und dabei kann ich gar nicht mal genau sagen, woran es lag. Es war nicht uninteressant und durchaus turbulent, aber es hat mich eben auch nicht so richtig gepackt.

Fazit

Auch wenn mich das Buch zum Nachdenken über Künstliche Intelligenz und die möglichen Folgen der fortschreitenden Technisierung angeregt hat, konnte es mich nicht komplett überzeugen. Es gab ein paar wirklich interessante Passagen und ich mochte auch den generellen Weltenaufbau und die Dinge, die es dann zu erledigen und entdecken gab. Insgesamt blieb es mir an fielen Stellen aber zu oberflächlich und blass, mich hat die Handlung einfach nicht komplett gepackt und mitgenommen, obwohl bei den Figuren einiges los war. Der unheimliche Nachklang, was eine Welt voller Roboter so für einen bedeuten könnte, bleibt aber auf jeden Fall…

Vielen Dank für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Der Zwillingscode von Margit Ruile“

  1. Hallo liebe Dana,

    schade….hm, irgendwie denn ich habe nun eine ganz tolle und nun Deine….
    Vielleicht schaue ich mich noch etwas um in der Bloggerwelt…

    LG…Karin…

    1. Hallo Karin,
      ich glaube, es kommt bei dem Buch echt drauf an, ob es einen packt und ich glaube, das kann es bestimmt. Der Weltenaufbau ist wirklich interessant und es bietet so viel Potenzial, das aus meiner Sicht nicht ausgeschöpft wurde. Aber vielleicht lag mir die Geschichte einfach nicht so oder die Charaktere… ich habe auch schon begeisterte Stimmen gelesen und ich kann sie auch verstehen, nur mir selbst erging es eben leider nicht komplett so. Manchmal ist das einfach so 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    ah, da ist sie ja, deine Rezension :o) Ich freue mich, dass du mittlerweile die Kritikpunkte besser fassen konntest. Bei mir war es so, dass ich die Handlung erst völlig anders gedanklich eingeordnet hatte. Dafür war der Verlauf der Geschichte dann für mich entsprechend überraschend und spannend. Auch fand ich die Zukunftsideen sehr interessant. Wobei ich wirklich noch etwas mehr über die technischen Tiere gelesen hätte. Richtig spannend fand ich den Abschnitt, als es dann in der Zwischenwelt weiterging.
    Was das Sozialsystem angeht, fand ich den Entwurf im Buch sehr erschreckend und leider so gar nicht abwägig.
    Ich wünsche dir eine schöne Woche.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich hatte mir im Vorfeld nicht zu intensiv ausgemalt, in welche Richtung sich das Buch bewegen könnte, daher hatte ich nicht so richtig Erwartungen, was auf mich zukommt. Es war aber auf jeden Fall dann anders, als es am Anfang schien. Die Zeit in der Simulation war auf jeden Fall interessant, aber die Hintergründe haben sich mir nicht alle bis ins Detail erschlossen -allerdings wird die gesamte Programmierung auch ziemlich komplex sein.
      Das Sozialsystem ist leider nicht sehr unrealistisch, das stimmt… wenn es auch nicht so offiziell kategorisiert wird, so gibt es ja auch jetzt schon sehr deutliche Unterschiede und dass das irgendwann noch weiter geht und man dann nicht mehr alles darf, wenn man aus der falschen Klasse stammt… so gruselig es ist, es ist eben nicht total ausgeschlossen, wenn man sich manche geschichtlichen Entwicklungen so anschaut.
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Hallöchen liebe Dana =),
    deine Rezension gefällt mir richtig gut!
    Du hast völlig recht, die Charaktere bleiben mehr als blass. Ich muss allerdings zugeben, dass es mich in dieser Geschichte überhaupt nicht gestört hat. Für mich lag der Fokus etwas anders und ich wollte einfach nur allem auf den Grund gehen. Ich habe bereits God’s Kitchen von der Autorin gelesen und wenn ich das so vergleiche, dann verwendet sie auch da wenig Aufwand auf den Ausbau der Charaktere, zumindest nicht der menschlichen =).
    Sicher hätte man die Geschichte in einige Richtungen weiter ausbauen können. Beispielsweise in dem man die Welt und die Zusammenhänge detaillierter erklärt hätte. Das Buch hätte sicherlich doppelt so dick sein können =).
    Letztlich muss ich aber echt sagen, dass ich so langsam Gefallen am Stil der Autorin finde. Ich brauche nicht immer eine voll ausgeschmückte Welt auf 500 Seiten. Ihr nächstes Buch werde ich sicher auch wieder lesen =).
    Das Ende des Zwillingscode hat mich aber echt ein bisschen frustriert 😛

    LG
    Anja

    1. Hallo Anja,
      wenn einen die Geschichte komplett mitzieht, dann sind die Details der Charaktere auch oft nicht mehr so wichtig. Und das scheint bei dir ja gut geklappt zu haben. 🙂 Und das freut mich sehr. Ich mochte viele Ideen im Buch auch und wäre auch gern mehr durch die Seiten gerauscht. Aber manchmal liegt einem ein Stil eben mehr und manchmal etwas weniger. Was ich auch total in Ordnung finde, Geschmack ist verschieden und ich tausche mich gern darüber aus, wie es einem beim Lesen so ging, was man vielleicht mehr mochte und was evtl. etwas weniger.
      Ich bin gespannt, was du dann zum nächsten Buch der Autorin sagen wirst. Ihr anderes werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen, also worum es da so geht. Da hast du mich jetzt neugierig gemacht, ob ich es lesen werde, weiß ich aber noch nicht. 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

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