[gelesen] Hannahs Gefühl für Glück von Fran Kimmel

Rezensionsexemplar

© dtv
Hannahs Gefühl für Glück
Fran Kimmel
erschienen im September 2020
352 Seiten
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dtv

aufwühlende und warmherzige Geschichte

Kurz vor Weihnachten im kalten, verschneiten Kanada. Der ehemalige Polizist liest unterwegs ein völlig ausgekühltes Kind auf und bringt es zurück nach Hause. Doch die Begegnung lässt Eric Nyland keine Ruhe und letztlich verbringt die 11-jährige Hannah die Weihnachtstage bei seiner Familie, obwohl die Situation bei den Nylands alles andere als ruhig und besinnlich ist. Hannahs Anwesenheit bringt vieles durcheinander und rückt einiges in ein neues Licht…

Hannahs Gefühl für Glück ist eins dieser Bücher, in denen so viel drin steckt, dass ihm ein paar Seiten mehr gut getan hätten. Für mich werden zu viele Themen nur angekratzt, die zwar nicht alle zentral, aber doch für den Verlauf wichtig sind.
Und auch das Ende bleibt vergleichsweise offen.

Dennoch ist es ein Buch, das mich vielfach berühren konnte.

Hannahs Geschichte ist tragisch und aufwühlend.
Im Kontrast dazu steht Familie Nyland, in der bei Weitem nicht alles perfekt läuft, in der es aber zumindest eine Art familiäre Atmosphäre gibt.
Auch die Familie hat mit vielen Sorgen zu kämpfen. Der demente Großvater zerrt an den Nerven aller, ebenso wie der hochsensible kleine Sammy, der autistische Züge aufweist, auch wenn dies nicht konkret benannt wird. Hinzu kommt ein pubertierender Teenager und ein Ehepaar, dass offensichtlich vergessen hat, wie man miteinander kommuniziert… Und so sind alle irgendwie einsam, obwohl sie alle zusammenleben.
Dementsprechend bringt Hannahs Auftauchen das ohnehin schon ereignisreiche Familienleben durcheinander – beruhigt es aber auch und bringt einzelne Familienmitglieder wieder näher zueinander, weil sie den Blick füreinander verändert.
Während die Kinder schnell einen Zugang zueinander finden, tun sich die Erwachsenen noch schwer mit Hannahs Anwesenheit, die so viel bedeuten kann und so viel verändern kann. Aber sind sie bereit für Veränderungen? Sind sie bereit, aus ihrem selbst gebauten Gefängnis auszubrechen? Und wie geht man überhaupt mit einem traumatisierten Kind um?

Letztlich geht es um Veränderung und Wandel auf verschiedenen Seiten. Es geht darum, zu erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist.
Doch all das bleibt – nicht zuletzt durch das offene Ende – sehr vage. Eine Veränderung, besonders bei Ehepaar Nyland, hat eingesetzt. Aber welche Folgen wird es für sie wirklich haben? Die Geschichte umfasst nur wenige Tage. Die Entwicklungen sind am Ende noch lange nicht abgeschlossen.

Das Buch ist oft deprimierend und hoffnungslos. Besonders Ellie schlägt sich mit vielen negativen Gedanken herum. Sie ist überfordert mit sich und ihrer Familiensituation. Je weiter das Buch voranschreitet, desto mehr offenbaren sich die Hintergründe. Hilfe von Eric gibt es kaum, denn auch der verbeißt sich oft in seinen Unzufriedenheiten. Dazu Hannahs schweres Schicksal. Aber letztlich weckt das Buch auch Hoffnung. Dazu trägt vor allem das Verhalten der drei Kinder untereinander bei, die den Erwachsene zeigen, worauf es ankommt.

Schwer getan habe ich mich mit dem Schreibstil. Die personalen Wechsel sind in keinster Weise gekennzeichnet, sodass ich immer zwei, drei Sätze brauchte, um aus dem Kontext zu erfassen, aus der Sicht welcher Figur gerade das Erlebte und Geschehene beschrieben wird.

Fazit

Eine aufwühlende, teils deprimierende, aber auch Hoffnung weckende Geschichte über ein kleines Mädchen, das schlimmes erlebt und trotzdem so viel positives gibt. Hannahs warmherziges, aufgeschlossenes Verhalten zeigt der Familie Nyland – und auch den Leser/innen – was wichtig ist…

 

Ich danke dem Verlag sowie NetGalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

 

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