[gelesen] Eloise 1. Hinter den Mauern des Feindes von Jessica Wismar

Rezensionsexemplar

©Impress (Carlsen)
Hinter den Mauern des Feindes

Eloise 1
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Autorin: Jessica Wismar
erschienen Februar 2020
341 Seiten
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Impress (Carlsen)
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toller Auftakt in einer spannenden, düsteren Welt

Seit der großen Katastrophe leben die meisten Menschen in sehr ärmlichen, bescheidenen Verhältnissen. Leid, Neid, Elend, Verrat und Verfolgung bestimmen den Alltag und trotzdem gibt es noch ein paar gute Seelen, die versuchen in ihrer Stadt für mehr Miteinander zu sorgen. Eloise ist eine von ihnen. Obwohl sie schlimme Dinge erlebt hat und viel in ihrem Leben schief gelaufen ist, hat sie niemals komplett aufgegeben. In der dunkelsten Stunde hat sie ihre Hoffnung wiedergefunden und kämpft seitdem für das Gute. Ihre Taten sind legendär und doch weiß kaum jemand, wer sie wirklich ist. Und obwohl sie mit ihren Aktionen niemandem schadet und den Menschen sogar wieder ein Stück weit Hoffnung und Zusammenhalt bringt, wird sie gejagt und könnte mit dem Tod bestraft werden. Als ein Ordensanhänger auf sie aufmerksam wird, verändert sich ihr gesamtes Leben. Ihre Tarnung ist aufgeflogen und nun scheint es keine Rettung mehr zu geben.

Die Welt, in die Jessica Wismar ihre Leser eintauchen lässt, ist voller Leid, Hunger und Armut, aber auch voll von tollen, positiven Momenten, unglaublichem Zusammenhalt und starken Charakteren. Nach einer großen Katastrophe ändert sich das Leben für die Bevölkerung komplett. Viele Errungenschaften, Erfindungen und technische Hilfsmittel gibt es nicht mehr, die Menschen mussten ihr Leben wieder anders organisieren und können auch auf Beförderungsmittel, wie Flugzeuge, Autos und Bahnen nicht mehr zugreifen. Immer wieder gibt es kleine Berührungspunkte mit den „alten“ Erfindungen, die für uns natürlich aktuell und teilweise selbstverständlich sind. Das Setting ist streckenweise sehr düster und man erlebt hautnah mit, wie schwer es viele haben. Besonders spannend und faszinierend empfand ich das Netz rund um Eloise. Während andere sich starke Männer und Kämpfer an die Seite holen würden, um für ihre Ziele einzustehen, hat Eloise da ein ganz anderes System. Ein großer Teil ihrer Anhänger sind Kinder und was sie alles können, ist wirklich immer wieder erstaunlich und genial. Es ist einfach nicht zu vergleichen mit den Zeiten, in denen wir jetzt leben. Da könnte man sich nicht vorstellen, welche Verantwortung und Aufgaben die Mäuse von Eloise übertragen bekommen. Wenn man es jedoch nicht anders kennt und genauso aufwächst… tja wieso auch nicht? Erst dachte ich, es ist schon ein wenig seltsam, wer da so in den Fokus gerückt wird, aber im Verlauf der Geschichte hat es mir immer besser gefallen und es ist eben einfach ein Element der Welt, in die man da eintaucht.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Ich konnte mich gut auf die Handlung und die Figuren einlassen und habe mich immer wieder gefragt, was wohl als nächstes passieren wird, wie sich die Charaktere weiter entwickeln, für was sie sich entscheiden werden und mit wem sie in Zukunft gemeinsam arbeiten werden. Es gibt viele spannende, einige turbulente und auch zahlreiche gefühlvolle oder einfach aufschlussreiche Momente. Die Kombination hat mir richtig gut gefallen. Da war es auch gar nicht wichtig, dass man ständig Aha-Momente erlebt. Die Abwechslung, all die Dinge, die man über die Welt und die Figuren erfährt und die Zusammenhänge, die sich daraus ergeben, haben das Buch sehr interessant und fesselnd gemacht.
Besonders schön waren auch die Gespräche zwischen Kastor und Eloise. Obwohl sie so unterschiedlich sind, geben sie sich gegenseitig den Raum sich zu erklären, sich zu verstehen und ihre Gedanken offen darzulegen. Sie sind in gewisser Weise ebenbürtig und eben doch ganz verschieden. Schön war es dabei auch zu beobachten, wie Kastor nach und nach versteht, worum es Eloise eigentlich geht und wie viel Wahrheit ihre klugen Gedanken beinhalten, wie viel schlecht läuft und was mit einfachen Mitteln alles getan werden könnte. Es stecken so viele tolle Botschaften in ihren Unterhaltungen, das hat mir wirklich gut gefallen.
Ich könnte mich auch gar nicht entscheiden wen der beiden ich lieber mag. Sie sind beide sehr starke, facettenreiche Protagonisten, die sich perfekt ergänzen und immer wieder für tolle Momente gesorgt haben. Eloise hat sehr viel Leid ertragen und auch selbst schlimme Dinge getan. Nach und nach wird ihre Vergangenheit aufgearbeitet, man erfährt sehr viel über die junge Frau, über ihre Absichten, Motive, Gedanken und Gefühle. Das macht ihre Geschichte sehr greifbar und nachvollziehbar – sowohl für mich als Leser, als auch für die Personen in ihrer Umgebung.
Es gibt einen personalen Erzähler, der es möglich macht, verschiedene Handlungsstränge zu begleiten. Die meiste Zeit befindet man sich schon bei Protagonistin Eloise, aber es gibt auch immer mal wieder Passagen, in denen sie nicht selbst aktiv ist, die jedoch für den Fortgang der Ereignisse sehr entscheidend sind. So ergibt sich ein umfassender Blick auf die Geschehnisse und man hat auch die Möglichkeit unterschiedliche Figuren intensiver kennen zu lernen.

Fazit

Ein toller, vielseitiger, zugleich spannender, wie auch gefühlvoller Auftakt, der den Leser intensiv in die Welt eintauchen lässt. Es ist ein düsteres, facettenreiches Setting mit ungewöhnlichen Konstellationen der Verbündeten und Herangehensweisen an verschiedene Dinge. Mir hat das jedoch gut gefallen, auch wenn ich ganz zu Beginn kurz ein wenig skeptisch war. Ich konnte mich dann sehr gut auf die Welt, den Aufbau und auch die Verteilung der Aufgaben einlassen und mich vom Buch mitnehmen lassen. Ein besonderes Highlight waren für mich die Gespräche zwischen den Protagonisten und Eloises cleveren, gut durchdachten Aktionen, die ihrem Gegenüber immer wieder den Wind aus den Segeln nehmen. Nun bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und freue mich schon sehr auf das Lesen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Eloise 1. Hinter den Mauern des Feindes von Jessica Wismar“

  1. Huhu Dana!

    Ich hatte vor ein paar Wochen Post von Jessica Wismar im Briefkasten, in der sie mir genau diesen Roman ans Herz gelegt hat. Und nun deine tolle Rezension *-* Ich schreibe das Buch nun definitiv auf die Wunschliste, auch wenn ich ehrlich gesagt kein allzu großer Fan der Impress eBooks bin. Die Leseprobe am Ende gaukelt einem beim Lesen immer vor, dass noch viel mehr Seiten der Geschichte auf einen warten, obwohl es nicht so ist und ich bin wirklich JEDES MAL enttäuscht 😀

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      an die Leseprobe am Ende des Buches habe ich mich inzwischen so gewöhnt, dass es mich nicht mehr so stört 😉 Aber ich versteh es schon. Besonders wenn es spannend ist, dann ärgert man sich manchmal, wenn es dann doch schneller vorbei ist und nichts mehr kommt.
      Mich konnte die Autorin mit dem Buch total mitnehmen. Es ist einfach so eine tolle Kombination unterschiedlicher Aspekte… und selbst die Dialoge haben mir einfach gut gefallen. In anderen Werken ist es ja manchmal doch einfach etwas langatmig mit der Zeit. Auch im zweiten Band bin ich nun wieder erstaunt, wie unterhaltsam, fesselnd, erfrischend und klug die Gespräche sind. Richtig toll! Und dabei ist das eben auch so gut durchdacht und auf den Punkt gebracht. 😀 Na ich will hier nicht spoilern, aber ich mag die Bücher echt gern!
      Vielleicht liest du es ja doch irgendwann noch 😉 Einige Impressbücher gibt es ja auch als Print mit der Zeit…
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    das Cover des Buches ist ja schon wahnsinnig schön. Aber auch die Story klingt sehr ansprechend. Der Aufbau des Settings klingt zwar nicht neu, aber ich muss sagen, dass ich ihn immer wieder gerne in Büchern lese. Du hattest mich ja an der Stelle, als du geschrieben hast, dass die Protagonistin nicht normale Männer sondern Kinder sucht, die ihr zur Seite stehen. Überhaupt klingen die Charaktere sehr interessant.
    Weißt du schon, wann die Fortsetzung erscheinen wird?

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      das Setting bzw. der Aufbau ist nicht komplett neu, das stimmt schon. Die Welten, die da aufeinander treffen, hatte man schon öfter. Allerdings empfand ich die Kombination mit dem Setting, der fehlenden Technik, den Fähigkeiten, die einige der Charaktere nach der Katastrophe haben, wie damit umgegangen wird und vor allem auch die „Rekrutierung“ von Kindern, war für mich dann schon etwas Besonderes. Und auch die Interaktion der Figuren war einfach toll 😀 Manchmal muss ja gar nicht alles komplett neu sein, solange man es gut kombiniert, gut aufbaut und damit den Leser fesselt 😉
      Die Fortsetzung erscheint am Donnerstag, ich lese sie im Moment. Auf der Verlagsseite sah es so aus, als wäre es damit vielleicht sogar das Ende, mal sehen, wie ich es nach dem Lesen empfinde 😀
      Liebe Grüße
      Dana

    1. Hallo Alex,
      oh vielen Dank fürs Teilen, das freut ich sehr! Und natürlich auch, dass ich dich neugierig machen konnte 😉
      Liebe Grüße
      Dana

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