[gelesen] Show. Ein Netz aus Liebe und Lügen von Charlotte Couvé

Rezensionsexemplar

©Impress
Show. Ein Netz aus Liebe und Lügen
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Autorin: Charlotte Couvé
erschienen April 2019
409 Seiten, eBook
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hier geht’s zum Verlag
Impress (Carlsen)
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topaktuelles Thema, kleine Schwächen in der Umsetzung

Eine App hier, eine App da, Kommunikation übers Handy – welchen jungen Menschen sieht man schon noch ohne sein Smartphone? Auch Valerie und Klara nutzen ihr Handy viel und als es eine neue App gibt, machen sie gern mit. Durch das Posten von Fotos kann man Punkte sammeln und sogar richtig bekannt werden, wenn man gut genug ist bzw. gute Bewertungen bekommt. Valerie ist mit der Hilfe von Klara richtig erfolgreich, doch dann passiert es: Valerie verschwindet spurlos und niemand scheint etwas mitbekommen zu haben. Wohin kann die junge Frau nur verschwunden sein, in der medienüberwachten Liveshow?

Das Buch bezieht sich auf ein topaktuelles Thema: Social Media, Apps und Co. Wer kennt und nutzt sie nicht? Ich vermute, davon kann sich niemand so richtig frei sprechen. Die Frage ist natürlich nur, wie man selbst damit umgeht, was die Nutzung mit einem macht, ob es einen beeinflusst, hemmt, zweifeln lässt oder was auch immer. Die Idee eine App zu entwickeln, in der es nur um positive Dinge geht und die Chancen negative Feedbacks zu erhalten, eingeschränkt wird, finde ich an sich gut. Aber ob es eben wirklich so funktioniert?! Vergleicht man sich nicht dennoch mit dem Rest? Wer bekommt welche Bewertung, wieso bekommt der andere vielleicht mehr Punkte als ich, warum bin ich nicht so beliebt?! Schnell ist man wieder in der Gedankenspirale, die einen dazu antreibt, Dinge zu tun, die man sonst vielleicht gar nicht tun würde. Neid, Missgunst, vielleicht sogar Hass entsteht, nur hat man keine direkte Plattform, um es los zu lassen. Wirklich ein Fortschritt?

Das Buch hinterlässt gemischte Gedanken bei mir. Auf der einen Seite finde ich es schön, dass auf ein sehr sensibles Thema hingewiesen und es auch recht ausführlich, auf verschiedene Weisen behandelt wird. Auf der anderen Seite hat man den teilweise sehr spannenden, zeitweise dramatischen Handlungsverlauf, der einen immer wieder zu der Frage führt: was ist mit Valerie passiert?! Darüber kann man die anderen Dinge dann schon mal vergessen.
Wie oben schon erwähnt, finde ich die Umsetzung der eigentlich schönen App-Idee eben auch nicht komplett gelungen, weil es aus meiner Sicht nicht das abdeckt, was eigentlich erreicht werden soll bzw. für meinen Geschmack dann nicht genug reflektiert wird, was eben nicht so läuft, wie eigentlich gedacht.

Der Schreibstil an sich ist angenehm und man kann die Geschichte flüssig lesen. Durch die Ich-Perspektive ist man sehr intensiv bei Klara, die verzweifelt nach ihrer einzigen, besten Freundin sucht. Für sie bricht eine Welt zusammen, als Valerie einfach verschwindet und es scheinbar keinen plausiblen Grund für all das gibt, die Bemühungen rund rum jedoch auch eher mäßig sind, um sie wieder zu finden. Diese Szenen erzeugen viel Spannung und man möchte selbst irgendwie helfen und herausfinden, was mit Valerie passiert ist und ob hinter all dem eine viel größere Sache steckt, als es den Anschein macht. Zeitweise wird die Suche dann jedoch immer wieder unterbrochen bzw. gerät etwas ins Stocken, was an verschiedenen Aspekten liegt, die ich hier jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Trotzdem schreitet die Handlung auf andere Weise voran und man kommt der Lösung Stück für Stück näher. Gleichzeitig lernt man auch viel über Klara, über ihre Entwicklung, ihren Stand in der Gesellschaft und ihre Sicht auf viele Dinge. Klaras Gefühlsleben wird auf verschiedene Weisen auf den Kopf gestellt. Zum einen ist da ihre verschwundene, beste Freundin, die ihr Kummer und Sorge bereitet, auf der anderen Seite sind da junge Männer, die ihr mal etwas bedeutet haben, etwas bedeuten könnten oder gerade anfangen sich in ihr Herz zu schleichen. Das klingt jetzt vielleicht nach einer komischen Dreiecksgeschichte, das ist es aber auf keinen Fall. Es spielen einfach nur verschiedene Männer auf unterschiedliche Weise eine Rolle auf ihrem Weg. Schön fand ich Klaras Entwicklung zum Ende des Buches hin, denn da hinterfragt sie doch noch Mal viele Sachen, betrachtet sich, Freundschaften und Geschehnisse von einer anderen Seite.

Der Schluss der Geschichte beleuchtet dann noch mal eine andere Seite, viele offene Fragen werden beantwortet, die Geschehnisse bekommen einen Ursprung und man versteht, was hinter allem steckte. Mit so einer Auflösung hätte ich zwar nicht gerechnet, aber irgendwie weiß ich auch nicht, ob sie mich 100%ig glücklich macht. Einige Gedanken dahinter kann man sogar nachvollziehen, auch wenn es vielleicht der falsche Weg war. Aber die Naivität von einer Vielzahl junger Frauen hat mich dann doch ein wenig gestört. Einmal in dem Kreislauf gefangen, kommt man zwar vielleicht nicht so leicht wieder raus, aber ob wirklich so viele da freiwillig mitmachen? Oder wussten sie nicht genug? Vielleicht lässt das Buch an der Stelle dann auch einfach einiges offen, so dass es schwer wird, das komplett nachzuvollziehen.

Fazit

Eine Geschichte, die viele wichtige Aspekte beinhaltet, über die man vielleicht das eine oder andere Mal intensiver nachdenken sollte. Auch der Grundgedanke hinter der thematisierten App gefällt mir ganz gut, nur mit der Umsetzung bin ich nicht so ganz zufrieden. Das Buch vereint spannende und gefühlvolle Momente und beinhaltet einige Überraschungen zum Ende der Handlung. Trotz einiger Tage, die nach dem Lesen bereits vergangen sind, hinterlässt es unterschiedliche Gefühle bei mir und auch wenn ich die Geschichte an sich nicht schlecht fand, haben mich eben doch auch ein paar Punkte gestört.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

4 Gedanken zu „[gelesen] Show. Ein Netz aus Liebe und Lügen von Charlotte Couvé“

  1. Hey Dana 🙂

    Danke für die Rezension 🙂
    Ich wusste, als ich das Buch zum ersten Mal gesehen habe, nicht so richtig, was ich davon halten soll. Einerseits finde ich es ein wichtiges Thema, aber irgendwie hat mich das Buch an „Nerve“ erinnert – auch wenn die beiden Geschichten sicherlich nicht viele Gemeinsamkeiten haben^^ aber um eine App und Medien gehts da ja auch.
    Ich wusste aber nicht, ob ich das Buch nun lesen will oder nicht – tja, ehrlich gesagt bin ich immer noch nicht wirklich schlauer, aber ich weiß zumindest, dass ich es momentan nicht lesen möchte. Vielleicht irgendwann später mal 🙂

    Liebe Grüße
    Andrea

    1. Hallo Andrea,
      ich war auch super neugierig, nachdem man im Klappentext erfahren hat, worum es geht. Insgesamt hätte ich es mir vielleicht sogar nicht etwas thrillerlastiger vorgestellt, als es dann letztendlich war. Obwohl mir die Kombination an sich schon gut gefallen hat. Nach wie vor hinterlässt das Werk gemscihte Gefühle bei mir 😀 Ich finde, es enthält schon wichtige Themen und Botschaften, aber anderes, was ich in dem Zusammenhang auch wichtig gefunden hätte, fehlt mir irgendwie.
      Lg Dana

  2. Liebe Dana,

    eine wirklich tolle Rezension. Ich kannt die Geschichte bisher noch nicht, aber die Thematik klingt richtig spannend. Nur schade, dass dir die Umsetzung nicht so richtig gefallen hat.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      ich glaube, es ist auch nicht so einfach, so ein Thema für alle zufiredenstellend zu bearbeiten… es macht sich ja doch jeder andere Gedanken darüber.
      Lg dana

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