[gelesen] Spiegelbrüder: Joanas Söhne von S. B. Sasori

Rezensionsexemplar

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Spiegelbrüder: Joanas Söhne
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Autorin: S. B. Sasori
erschienen Mai 2018
Selfpublishing
418 Seiten, eBook
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Swantje Berndt/S.B. Sasori
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düster, derb, emotioanl aufwühlend – fesselnd geschrieben

Léan und Jaron sind eineiige Zwillinge, nur wer ganz genau hinsieht, kann feine Unterschiede bei ihnen erkennen. Die Voraussetzungen für ihren Weg waren schon vor der Geburt denkbar schlecht, was die beiden Jugend dann jedoch erwartet, ist schlimmer und grausamer, als man sich ausmalen möchte. Gezeichnet für und vom Leben versuchen sie, einander Halt zu geben – den einzigen, den sie bekommen. Allerdings meint das Schicksal es nicht besonders gut mit den Zwillingen, stellt sie immer wieder vor harte Proben, bei denen die Gefahr besteht, dass man sich selbst und all seine Hoffnung dabei verliert.

Ich mag den direkten, teilweise sehr derben, schonungslos ehrlichen, düsteren Schreibstil der Autorin sehr gern. Ich habe schon einige Bücher von S.B. Sasori gelesen und war daher darauf vorbereitet, dass es keine seichte Lektüre wird. Klare Formulierungen, prägnante Äußerungen oder auch Taten statt Worte begleiten die Geschichte und machen sie auf ihre ganz eigene Art besonders. Nicht nur die Schreibweise, auch die verarbeiteten Themen sind schockierend, wachrüttelnd, nachdenklich stimmend oder einfach bewegend. Trotz all er Düsternis, trotz all der quälenden, leidvollen Situationen gibt es aber auch immer wieder Momente mit Licht, Szenen zum Hoffen und Luft holen, Passagen in denen man den Charakteren die Hand reichen möchte, um ihnen zu versichern, dass alles wieder gut werden wird. Dieses Buch lässt einen Teil einer Gefühlsachterbahn werden, die immer wieder extra Runden dreht, ohne die Chance, zwischendurch auszusteigen und sich ein anderes Fahrgeschäft zu suchen, das mit mehr Licht als Dunkelheit ausgestattet ist. Es ist so spannend und fesselnd geschrieben, dass man einfach wissen möchte, wie es weiter geht.

Zu Beginn wird man erst mal in die Geschichte geworfen und erlebt gleich eine sehr einprägsame, brutale Szene mit, die einen Mitten ins Geschehen wirft, ohne dass man jemanden kennt oder weiß, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Nach und nach erschließen sich dann die Zusammenhänge, Verknüpfungen zwischen den Figuren und die Auswirkungen dieses Momentes.

Die Protagonisten müssen viel aushalten, an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen, wenn sie nicht im Sumpf der Schatten, Gefahren und Gespenster unter gehen wollen. Im Verlauf des Buches lernt man die wichtigsten Figuren sehr intensiv kennen. Aufgrund der Perspektivwechsel ist es möglich, in verschiedene Köpfe zu schauen und die Charaktere immer ein Stück weit auf ihrem Weg zu begleiten, bevor wieder ein anderer das Ruder übernimmt. Manchmal ist schon ein wenig Konzentration erforderlich, damit man den Überblick behält, bei wem man gerade ist, durch die verschiedenen Schauplätze und Situationen, die bearbeitet werden, findet man sich aber gut zurecht.

Auch wenn insgesamt ein eher düsterer, aufwühlender Gesamteindruck zurück bleibt, gibt es auch sehr leidenschaftliche, erotische Momente, in denen die Charaktere einen Teil ihrer Ängste und Schatten hinter sich lassen können – zumindest teilweise.

Jede Figur entwickelt sich weiter, mal auf die eine, mal auf eine andere Weise. Manche werden im Laufe des Buches sympathischer, andere konnten sich keinen Platz in meinem Herzen erschleichen. Sie bleiben sich aber in jedem Fall treu und werden nicht verbogen, nur um besser ins Bild oder die Erwartungen zu passen.

Besonders schön finde ich, dass es auch wieder Nebenfiguren gibt, die eine wichtige Rolle haben. So wird die Handlung noch abwechslungsreicher und das Personenbild vielfältiger.

 

Fazit

Dieses Buch ist wahrlich keine leichte Lektüre. Es geht um sehr ernste, aufwühlende, schockierende Themen, die Protagonisten sind gezeichnet von ihrem Leben und selbst die etwas „ruhigeren“, positiveren Momente sind oft mit Sorgen und Zweifeln behaftet. Mich hat der fesselnde Schreibstil, kombiniert mit der emotionalen Achterbahnfahrt in ihren Bann gezogen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, welche meiner Vermutungen stimmen, welche Hoffnungen eintreten und ob es am Ende doch noch ein wenig mehr Licht für die Charaktere gibt, als über weite Teile der Handlung. Derbe Themen, direkte Worte, keine Schnörkel, keine rosarote Brille, die einen davon träumen lässt.

Wer sich auf das Buch einlässt, sollte offen sein für unbequeme Themen und Konstellationen, die man nicht in jeder Geschichte findet. Aus meiner Sicht lohnt es sich auf jeden Fall, denn die Geschichte die die Protagonisten uns erzählen, ist einfach besonders, trotz und vielleicht auch gerade wegen all der Ecken und Kanten.
Wertung 5+

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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