[Anja] Rezension: Lieber Daddy-Long-Legs von Jean Webster

Lieber Daddy-Long-Legs


Autorin: Jean Webster
erschienen September 2017
ISBN: 978-3-551-56044-5
zum Verlag → Königskinder (Carlsen)
© Carlsen
witzige Erzählweise, aber zäher Inhalt

Jerusha, die sich
selbst Judy nennt, wächst im Waisenhaus auf. Ein unbekannter Spender ermöglicht
der 18-jährigen das College. Das Einzige, was er verlangt, sind regelmäßige
Briefe über ihren Studienfortschritt. Und so schreibt und schreibt sie dem
Mann, der Mr Smith genannt werden möchte, ohne jemals eine Antwort zu
erhalten…
Abgesehen vom ersten
Kapitel handelt es sich daher um einen Briefroman. Allerdings gibt es
ausschließlich Briefe von Judy. Im seltenen Fall, dass sie vom Sekretär das
mysteriösen Mr Smith eine Antwort erhält, erfährt man auch dies nur über ihre
eigenen Briefe, in denen sie sich in der Regel über die darin enthaltenen
Anweisungen freut oder ärgert.
Die Geschichte von Jean
Webster wurde erstmals 1912 veröffentlicht. Dementsprechend spielt die Handlung
vor über 100 Jahren und so manches Thema, welches Jerusha beschäftigt, fand ich
mit der Zeit etwas anstrengend. Da die junge Frau im Heim aufwächst, stand ihr
nie viel Geld zur Verfügung. Sie freut sich daher darüber, sich
Einrichtungsgegenstände und neue Kleidung zu kaufen. Dies schildert sie ihrem
Spender auch sehr ausführlich – wieder und wieder. Da ihre Briefe die komplette
Collegezeit umfassen, kamen also etliche Kleidungsstücke zusammen. Dennoch ist
ihre Einstellung, dass kleine alltägliche Dinge glücklich machen, sehr
sympathisch.
Judys Erzählstil fand ich
recht unterhaltsam. Sie ist extrem launisch, schimpft auf ihren
Daddy-Long-Legs, um sich direkt im nächsten Brief zu entschuldigen. Sie ist mal
witzig, mal melancholisch. Mal kurz angebunden und dann wieder sehr ausschweifend.
Dabei beruft sie sich regelmäßig auf gerade erlernte Studieninhalte und
schreibt ihre Briefe in Form einer Gliederung oder gibt neu erlerntes Wissen
weiter. So sind zwar die Briefe insgesamt abwechslungsreich, dennoch empfand
ich die Geschichte als recht langwierig, weil nie etwas wirklich spannendes
passiert ist. Auch das Geheimnis, wer sich hinter dem unbekannten Spender
versteckt, deutet sich spätestens ab der Mitte an, auch wenn Judy selbst es
erst kurz vor Schluss herausfindet, sodass auch hier die Überraschung
ausbleibt.
Fazit
Jerushas Entwicklung ist interessant zu verfolgen und dank
ihres emotionalen, abwechslungsreichen Erzählstils in den Briefen ist die
Lektüre auch nicht langweilig – aber spannend wird es auch nicht. Judys Leben
plätschert vor sich hin, jedes neue Kleid wird für sie zum Highlight, war für
mich aber nicht wirklich interessant. Auch die große Überraschung bleibt am
Ende aus, da die Identität des Spenders sich schon früh andeutet.

4 Gedanken zu „[Anja] Rezension: Lieber Daddy-Long-Legs von Jean Webster“

    1. Hallo,
      ja, da kann ich dir nur zustimmen. Es plätschert halt wirklich konstant vor sich hin. Highlights für Judy sind ihre Kleider, mich konnte sie damit nicht so packen, auch wenn irgendwie besonders war, wie sie sich über diese Kleinigkeiten freuen kann und die Zeit, in der der Roman spielt, da hineinspielt.
      LG anja

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