[gelesen] Jennifer Alice Jager – Secret Woods 1 – Das Reh der Baronesse

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 Das Reh der Baronesse
Secret Woods 1

Autor: Jennifer Alice Jager

erschienen August 2016
Verlag: Impress
ISBN: 978-3-646-60280-7  

interessanter Auftakt mit Schwächen

Nala und ihr Bruder Dale hatten eigentlich ein ganz
beschauliches Leben, bis die Komtesse mit ihrer hochnäsigen Tochter Amelia
daher kommt und alles durcheinander bringt. Der Baron von Dornwell ist wie
ausgewechselt und so beginnt für die Geschwister eine Zeit voll Entbehrungen,
Verzweiflung und düsteren Bedrohungen. Schnell steht weit mehr auf dem Spiel
als nur das sichere, gut behütete zu Hause.
Dieses Buch ist eine Märchenadaption von „Brüderchen und
Schwesterchen“. Das Grundmärchen ist auch an vielen Stellen zu erkennen,
trotzdem gibt es eine eigenständige Geschichte, die mit dem Original
verflochten und unabhängig davon ausgebaut ist. Die Richtung, in die es geht,
ist klar, die Ausführung immer mal wieder anders, als man vielleicht zunächst
vermutet.

Nala fügt sich nicht gern den vorgegebenen Regeln. Sie
hat ihren eigenen Kopf, ist manchmal etwas stur und aufmüpfig, hat an sich aber
ein gutes Herz. Leider ist sie mir manchmal etwas unstimmig in sich selbst
erschienen. Auf der einen Seite hat sie klar gesetzte Ziele, Ansichten und
Meinungen, sie wirkt sehr gestärkt, konsequent und bereit die Sachen zu
ertragen, die dann eben auf sie zukommen, wenn anderen nicht gefällt, was sie
macht. Aber andererseits knickt sie immer wieder ein, wirkt schwach, instabil
und unsicher, obwohl sie sonst immer betont, dass sie sich nicht brechen lässt.
Ich fand das etwas schade, weil ich dadurch keinen kompletten Zugang zu ihr
gefunden habe.
Wenn die Charaktere in sich stabil sind oder eine klare
Entwicklung durchmachen, fällt es mir auf jeden Fall leichter mich in sie
einzufühlen, selbst wenn ich ihre Ansichten vielleicht nicht teile.
Natürlich ist ihre Situation nicht leicht, plötzlich
steht alles Kopf, es müssen schwere Entscheidungen getroffen werden, die nicht
nur ihr Leben verändern könnten. Die dunkle Magie, mit der sie immer wieder
konfrontiert wird, sorgt für zusätzliche Schwierigkeiten. Sich dem zu entziehen,
scheint fast unmöglich.
Die Beschreibungen von den Personen und der Natur sind
sehr detailliert und malerisch. Man kann sich das Königreich und besonders den
Wald sehr gut vorstellen. Wie die Blätter rauschen, die Tiere im Unterholz
rumschleichen und der Bach sich plätschernd seinen Weg sucht, ist bildhaft
beschrieben und lädt zum Träumen ein. Obwohl es dort so idyllisch sein könnte,
durchkreuzen immer wieder düstere Gedanken und Bedrohungen die Ruhe. Außerdem
ist auch der Grund, wieso wir so viel von der Natur erleben, alles andere als positiv.
Durch die Perspektivwechsel bekommt man einen
umfangreichen Blick auf die Handlung. Man ist sehr viel bei Nala und kann
intensiv verfolgen, wie sie die gesamte Situation erlebt, was in ihr vorgeht,
welche Hürden sie meistern muss und welche neuen Schwierigkeiten sich ihr in
den Weg stellen. Man bekommt aber auch einen Blick auf die anderen Figuren, die
nicht permanent in Nalas Nähe sind. So hat man gegenüber der Protagonistin
einen Wissensvorsprung, der es erleichtert einige Verknüpfungen zu ziehen und
Zusammenhänge zu erkennen.
Einige Verläufe in der Handlung lassen sich erahnen und
vorhersehen. Es gibt aber auch immer wieder Momente und Situationen, die dann
überraschen und anders sind, als man es gedacht hätte. Für die Fortsetzung habe
ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie alles kommen könnte. Zwar
vermute ich auch dort Überraschungen in der Umsetzung und Ausführung, aber ich
denke, viele meine Erwartungen werden eintreffen, wenn sich die Geschichte so
entwickelt, wie es sich andeutet. So bin ich zwar gespannt, wie es weitergeht,
die ganz große, brennende Neugier bleibt aber eher aus. Ich lass mich aber
natürlich gern überraschen und vom Gegenteil überzeugen.
Eine interessante Märchenadaption, die mit den bildhaften
Naturbeschreibungen und reichlich Magie punktet, mich von den Figuren her
jedoch nicht komplett packen und überzeugen konnte.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte
Rezensionsexemplar!

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