[gelesen] Alexandra Dichtler – Frei wie verkrüppelte Tauben

©Ka&Jott Verlag
 Frei wie verkrüppelte Tauben

Autor: Alexandra Dichtler

erschienen Mai 2016
Verlag: KA&Jott Verlag
ISBN: 978-3-946391-01-2  

bewegend, berührend, nachdenklich stimmend

Mit seinem achtzehnten Geburtstag möchte Tick alles
hinter sich lassen, was ihn belastet hat. Die Zeit im Heim ohne richtige
Freunde und Vertraute, die schlechten Erfahrungen mit seiner drogensüchtigen
Exfreundin und seine eigenen, manchmal recht unschönen Erlebnisse aus den
letzten Jahren. Doch obwohl zunächst alles ganz gut aussieht, tun sich neue
Probleme auf, die ihn gehörig aus der Bahn werfen.

Tick hat wahrlich keine leichte Kindheit gehabt. Ohne
Familie, mit nur einer sehr geringen Zahl an Freunden, vielen Regeln und
Vorschriften in einem Heim aufzuwachsen, ist nicht unbedingt das, was man sich
wünscht. Er musste schon früh lernen sich durch zu schlagen und durch zu
kämpfen. Das man dabei einige unschöne Erfahrungen macht, ist wohl keine große
Überraschung. Trotzdem hat Tick viele gute, liebenswerte Eigenschaften und
versucht, sein Leben nun in geregelte und sortierte Bahnen zu lenken.
Obwohl oder vielleicht auch gerade weil er so ein
spezieller Charakter ist, mag ich ihn gern. Er hat eine recht lockere,
ungezwungene Art an sich, er nimmt nicht gern ein Blatt vor den Mund, auch wenn
es manchmal vielleicht besser wäre, weiß aber im Ernstfall, wie er sich zu
verhalten hat. Auch wenn er seine Mauern oft hoch hält, so bekommt man im
Verlauf der Geschichte einen immer intensiveren Einblick in das Leben hinter
der Fassade. Man erfährt von seinen Gedanken und den aufgewühlten Gefühlen, von
den Dingen, die ihn beschäftigen, belasten, nachts quälen und auch am Tag kaum
los lassen, aber auch von den Situationen, die Tick erfreuen, die ihn aufbauen
und neu motivieren.
Der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Trotz der
häufig düsteren und teilweise auch traurigen Momente, habe ich mich gut
mitgenommen gefühlt. Man ist nah bei den Figuren und kann sich in sie
hineindenken und –fühlen. Gegen Ende der Geschichte habe ich sogar ein
Taschentuch gebraucht. Es wird sehr emotional, aufwühlend und stimmt einen
nachdenklich.
 Immer wieder gibt
es aber auch Passagen zum Schmunzeln, die die ernste Thematik ein wenig
auflockert. Besonders gut gefällt mir, dass die Personen dabei so echt wirken.
Natürlich sind die alle ungewöhnlich, aber gerade das macht es so schön und
authentisch. Keiner muss sich verstellen, jeder darf so sein, wie er ist, mit
all den Ecken und Kanten.
Transsexualität ist im Buch ein sehr großes Thema. Es ist
sehr schön eingearbeitet, rückt immer wieder in den Mittelpunkt, ohne dabei
davon abzulenken, was es noch für Probleme und Hürden in Ticks Leben gibt. Mit
Romys Wunsch klar zu kommen, gestaltet sich recht schwer, so bekommt man viele
Facetten präsentiert. Vorurteile, Vorwürfe, Unverständnis, aber eben auch die
Bedeutung dieses Schrittes, wieso es Romy so wichtig ist und warum sie sich so
unwohl fühlt. Obwohl es so ein sensibles Thema ist, besonders für die
Betroffenen, hatte man beim Lesen nie das Gefühl, dass man es verschweigen muss
oder sich dafür schämen sollte. Man ist, wer man ist und sollte auch so leben
dürfen.
Eine schöne, emotionale Geschichte, die sowohl die
Schatten- als auch die Sonnenseiten des Lebens beleuchtet. Auch wenn nicht
immer alles nach Plan läuft, so gibt es doch einen Weg, auf dem man glücklich
werden kann, man muss nur bereit sein, ihn zu gehen.

Vielen Dank an den Verlag und die Autorin für das
bereitgestellte Rezensionsexemplar!

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