[gelesen] Alegra Cassano – Blutzoll der Wölfe 1

© Dead Soft
Blutzoll der Wölfe,
Band 1 


Autor: Alegra Cassano
erschienen August 2015
Verlag: Dead Soft

spannend, blutig, leidenschaftlich, vielseitig

 

Frei, ungezwungen und ohne Verpflichtungen, so fühlen Waydar und sein kleines Rudel sich am wohlsten. Doch dieses Mal hat ihre Reise durch die Wälder ein bestimmtes Ziel. Waydar muss zu seiner Hochzeit.

Auf dem Weg dorthin passieren sie ein Menschendorf, in dem sie Blutzoll fordern, um sich zu stärken. Eine barbarische Regelung, die jedoch dabei hilft, die Wolfswandler unter Kontrolle zu haben. Obwohl die Wölfe eigentlich nur beim Jagen mit ihrem Essen spielen, wird Waydars Ausgewählter, Morgan, bald zu seinem ganz besonderen Spielzeug. Der junge Mann weckt ungewohnte Gefühle in dem Alpha, gegen die er sich nicht wehren kann. Doch noch ahnt auch niemand, in welche Gefahr sie sich alle damit bringen.

Autorin Alegra Cassano lässt einen sehr intensiv in die Welt der Wolfswandler eintauchen. Detaillierte, ausgeschmückte Beschreibungen lassen nicht nur die Schauplätze, sondern auch die Handlung lebendig werden.

Ein Wald ist an sich schon ein geheimnisvoller Ort, etwas düster, aber auch unglaublich faszinierend, mit kleinen Lichtungen, die einen aufatmen lassen, bevor man in den nächsten dunklen, undurchsichtigen Bereich hinein kommt. Dieser Platz unterstützt die Stimmung im Buch super und ist gleichzeitig der natürliche Lebensraum von Wölfen.

Einige Passagen in der Geschichte sind brutal, blutig und ziemlich erschreckend – nichts für schwache Nerven. Wenn man sich mit Wölfen auf die Reise macht, darf man nicht zimperlich sein. An diesen Stellen hätte ich mir manchmal gewünscht, dass die Beschreibungen weniger detailliert ausfallen. Warum die Wolfswandler Menschenfleisch bevorzugen, was daran besonders köstlich und saftig ist und wie sie fressen, hat mir beim Lesen dann doch eine Gänsehaut auf die Arme getrieben. Gleichzeitig ist die Welt aber auch unglaublich faszinierend und vielseitig. Man erfährt viel über die Rangordnung im Rudel und die Art, wie sich schwächere Mitglieder zu beugen haben. Interessant finde ich auch die verschiedenen Gerüche und Duftnoten, die Wölfe unterscheiden können.

Neben den gewaltsamen Szenen gibt es aber auch kleine, romantische Momente, in denen deutlich wird, dass die harte Schale der Wölfe geknackt werden kann. Es wird sinnlich, leidenschaftlich und ziemlich heiß – zumindest wenn der Akt nicht der Unterwerfung dient. Doch Gefühle machen die Wandler verletzlich und erpressbar, keine idealen Voraussetzungen in einer Zeit, in der jeder Rudelführer nur an sein eigenes Wohl denkt.

Mir gefällt besonders die Mischung aus ruhigen, nachdenklichen Passagen, mit den sehr tempo- und actionreichen Momenten, in denen all die Kraft der Wölfe zum Tragen kommt. Auch diese Welt ist nicht nur schwarz und weiß, es gibt so viele Zwischentöne, Dinge, die die Figuren beeinflussen und ihre Wahrnehmung und ihre Ziele verändern.

Im Verlauf des Buches wird die Handlung immer komplexer. Durch zahlreiche Perspektivwechsel entsteht eine schöne Dynamik, die es ermöglicht, die unterschiedlichen Stränge zu verfolgen, einen Einblick zu erhalten und damit noch mehr Figuren kennen zu lernen. Die Zusammenhänge und Hintergründe werden nach und nach aufgedeckt und alles fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen, bei dem noch ungewiss ist, wie es ausgehen wird.

Als Leser ist man den Buchfiguren an einigen Stellen voraus, da man an unterschiedlichen Orten gleichzeitig sein und die Pläne der verschiedenen Lager mit verfolgen kann. Obwohl man besser informiert ist, erhöht das die Spannung, da man nie genau weiß, was als nächstes wirklich passieren wird.

Die Charaktere in der Geschichte stellen eine gelungene Mischung dar. Es gibt einige Figuren, bei denen man ohne Zweifel glaubt, dass sie böse, machtgierig und skrupellos sind. Andere Charaktere sind da viel weicher, zugänglicher und noch nicht so geprägt von dem teilweise sehr brutalen System, in dem sie leben. So ist viel Platz für Intrigen, Abkommen und hinterhältige Angriffe, aber eben auch für freundliche Unterstützung, Hilfeangebote und Hoffnung.

Besonders schön ist die Entwicklung zwischen Waydar und Morgan zu verfolgen. Was zunächst als Nahrung dienen sollte, hat schon bald einen ganz anderen Stellenwert, auch wenn es das Rudel in Gefahr bringt. Gemeinsam vergessen die beiden gern mal die Welt um sich herum, versinken ganz in sich und genießen die wenigen ruhigen Momente, die ihnen zugestanden werden. Obwohl so viel passiert, es Überraschungen und Wendungen gibt, kehrt der Fokus immer wieder auf die beiden Männer zurück, die die Wolfswelt ziemlich durcheinander wirbeln.

Fazit

Ein sehr schöner Auftakt, der einen gut in die Welt einführt, viele Fragen aufwirft und neugierig macht auf die Fortsetzung. Spannung, Nervenkitzel und viel Gefühl warten hier auf den Leser. Ein wenig Blut sollte man aber „sehen“ können, denn zwischendurch wird es wirklich heftig und derb.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Alegra Cassano – Blutzoll der Wölfe 1“

  1. Hallo, Anja!
    Das Buch hatte ich schon mal auf einer Messe in der Hand. Die Flyer dazu sind echt der Hammer. Da kommt das Cover richtig gut zur Geltung. Weil düstere Geschichten aber nicht so ganz meins sind, habe ich es wieder zurückgelegt. Ich bin ja etwas zart besaitet, was viel Blut und beängstigende Szenarien angeht. Trotzdem macht dieses Buch wirklich neugierig. Schöne Rezension, auch wenn sie mir geholfen hat, zu sagen: nein, das Buch ist wirklich nicht ganz meine Welt. Die Geschichte an sich klingt aber toll.
    Viele Grüße, Liane

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