[gelesen] Matthias Ernst – Die Spur des Jägers

© Midnight (Ullstein)
  Inge-Vill-Krimi 1
 Die Spur des Jägers

Autor: Matthias Ernst
erschienen November 2015
ISBN: 978-3-95819-053-5  

spannend, blutig, überraschend – toller Krimi

Wenn die Ermittlungen plötzlich sehr persönlich werden,
kann das eigene Leben schnell mal Kopf stehen. Ein brutaler Serienmörder treibt
sein Unwesen und niemand in dem kleinen Ort kann sich so recht vorstellen, wer
der Täter sein soll.
Inge und ihr Team ermitteln auf Hochtouren, doch haben
sie keine brauchbare Spur und der Mörder schlägt immer wieder zu. Beim Wettlauf
gegen die Zeit ahnt allerdings noch niemand, wie schnell sich das Blatt wenden
und man selbst mit drin stecken kann.

Matthias Ernst gelingt es mit einem spannenden, flüssigen
Schreibstil den Leser direkt in die Handlung hinein zu ziehen. Ich habe die
gesamte Zeit mit gerätselt, geraten und gegrübelt, mich in die Irre führen
lassen, die Falschen verdächtigt und meine Idee wie eine Seifenblase zerplatzen
sehen.
Durch die Ich-Perspektive erfährt man sehr viel über die
Kriminalpolizistin Inge, ihre Gedanken, ihre Herangehensweise, den Druck, der
auf ihr Lastet und auch aus ihrem Privatleben, das aufgrund des anstrengenden
Falls ein wenig kurz kommt, aber trotzdem allerhand aufgewirbelte Gefühle mit
sich bringt. Sehr ans Herz gewachsen ist mir beim Lesen Inges beste Freundin
Anja. Sie ist einfach eine gute Seele und ein toller Ausgleich, bei all den
schlimmen Dingen, die passieren.
Die Handlung ist in drei Stränge untergliedert, die
getrennt voneinander erzählt werden. Diese Passagen nähern sich im Verlauf des
Buches jedoch immer weiter an, verflechten und vereinigen sich. Auch wenn schon
frühzeitig klar ist, dass es Berührungspunkte gibt, da es sich größtenteils um
die gleichen Personen dreht, so weiß man doch bis kurz vor Schluss nicht,
welches Element das gemeinsame Bindeglied sein wird.
Besonders erschütternd waren die Auszüge aus dem Tagebuch
des Mörders, die immer wieder eingebunden sind. Dabei wird zwar deutlich, dass
er in seiner Vergangenheit einiges einstecken musste, man spürt jedoch auch
gleich, dass in seinem Kopf so einiges nicht rund läuft. Seine Einstellungen
und Gedanken sind gruselig, seine Taten sind es noch viel mehr. Die Brutalität
scheint keine Grenzen zu kennen und von Mord zu Mord noch zuzunehmen. Es wird
ziemlich blutig – das Kopfkino sollte besser ausgestellt bleiben.
In den anderen Abschnitten ist Inge wortführend und man
erlebt sie von sehr unterschiedlichen Seiten. Genau zu beschreiben, wieso das
so ist, würde an dieser Stelle zu weit führen, da ich nicht zu viel von der
Handlung verraten möchte.
Die Passagen, die im Sommer spielen, fand ich durchweg
spannend, besonders mit Voranschreiten der Geschichte nimmt die Handlung
ordentlich an Fahrt auf, es wird immer dramatischer und den Ermittlern läuft
die Zeit davon, besonders wenn man bedenkt, in welcher schnellen Abfolge der
Täter zuschlägt.
Die Abschnitte aus dem Herbst fand ich größtenteils auch
interessant und wichtig. Einige, kleine Passagen waren mir persönlich fast etwas
lang. Vielleicht lag es auch daran, weil ich die Auflösung kaum erwarten konnte.
Insgesamt ist es aber eine gelungene Mischung, die deutlich macht, wie schnell und
gravierend sich manche Dinge verändern können.
Es gibt immer wieder kleine Auflockerungen durch
sarkastische oder ironische Aussagen und Sprüchen, die vor schwarzem Humor
triefen. Ich mag die Kombination des Ermittlerteams sehr gern, da jeder seine
eigene Persönlichkeit mit einbringen kann. Und neben dem Beruf sind es eben
auch einfach nur Menschen, die alle ihre Ecken und Kanten, ihre Eigenheiten,
Besonderheiten, liebenswerte und weniger liebenswerte Eigenschaften mit
bringen. Es wirkt nichts gestelzt oder aufgesetzt, die Figuren sind authentisch
und das macht es auch so leicht, der Handlung zu folgen und sich darauf einzulassen.
Ein toller, spannender Kriminalroman, der durch seine
Komplexität, den gelungenen Aufbau und interessante, facettenreiche Personen
punkten kann. Ich freu mich schon auf einen weiteren Fall von Inge Vill.

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