© Impress (Carlsen) | Last Chance – Vom Schatten ins Licht Band 2 Autor: Mara Breiter erschienen Dezember 2015 hier geht’s zum Verlag: Impress (Carlsen) |
emotional, bewegend – eine tolle Fortsetzung
Dieses Buch ist die Fortsetzung von „Last Chance“, meine Rezension kann daher kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Teil haben. Einige Dinge werden noch einmal aufgegriffen, so dass man auch ohne den ersten Band zu kennen, einen guten Überblick erhalten würde. Ich empfehle trotzdem, die Reihe von Beginn an zu lesen, da einem sonst ein wunderschönes, berührendes Buch entgehen würde.
Antonia ist in ihr eigenes Leben gestartet, raus aus dem Elternhaus, endlich ganz auf eigenen Beinen stehen. Doch so einfach, wie sie sich das vielleicht vorgestellt hat, ist es leider nicht. Wie gut, dass es da nette Nachbarn gibt, die einen den neuen Weg erleichtern. Matze und Antonia haben bereits im letzten Buch zueinander gefunden, allerdings ist ihr gemeinsamer Weg alles andere als einfach. Dunkle Geheimnisse und prägende Erlebnisse führen immer wieder zu schwierigen Situationen, zu Rückzug und Verschlossenheit. Nur wenn sie bereit sind, auf den anderen zuzugehen, sich zu öffnen und ihre eigenen Schatten zu bekämpfen, haben sie eine Chance. Doch das ist alles viel leichter gesagt, als umgesetzt. Eine harte Zeit mit vielen Tiefschlägen rollt auf die beiden zu…
Die Geschichte beginnt ohne große Vorgeschichte, man ist gleich wieder drin in der Handlung. Die Rückblenden sind im Verlauf der Handlung schön eingebunden. Antonia berichtet zum Beispiel einigen Leuten, die bisher nicht Bescheid wissen, was ihr wiederfahren ist oder es wird in anderen Situationen daran erinnert, so dass man noch mal einen Überblick bekommt, was im ersten Buch passiert ist. Auch wenn ich mich gut an den ersten Band erinnern konnte, haben mich die Hinweise nicht gelangweilt. Wodurch man neben den Rückblenden gleich auch neue Informationen erhält, entsteht eine schöne Mischung aus bereits bekanntem und neuem Wissen, wodurch die Handlung zusätzlich voran gebracht wird.
Der Schreibstil ist wieder sehr emotional und mitreißend. Es gab reichlich stellen, an denen ich mit den Tränen gekämpft habe. Man wird direkt in die Geschichte gezogen und fühlt sich, als wäre man hautnah dabei. Ich habe mit Antonia und Matze gefühlt, mit ihnen gelitten, mich mit ihnen gefreut, gehofft und gebangt.
Es gab im ersten Buch bereits Einblicke in die dunkle Vergangenheit der Protagonisten. Besonders Matze hat einiges mitmachen müssen. Doch in diesem Band taucht man noch tiefer in sein Leben ein, all die Schrecken und Ängste werden zu Tage gefördert. Es ist erschreckend, berührend und einfach irgendwie unglaublich. Seine Erlebnisse beeinflussen sein Handeln und Denken immer wieder und durch das Wissen um seine Kindheit, fällt es leichter, es zu verstehen und einzuordnen.
Aber auch Antonia hat es wahrlich nicht leicht. Während sie versucht für Matze da zu sein und ihm bei zu stehen, wird auch sie von schlimmen Erinnerungen eingeholt. Die Tiefschläge scheinen gar nicht wieder aufzuhören und es ist wirklich bemerkenswert, wie viel Kraft und Mut die beiden haben, es anzugehen und sich nicht unter kriegen zu lassen. Dabei wirken die Figuren jedoch nicht wie Superhelden, die einfach alles wegstecken und weiter machen – ganz im Gegenteil. Sie sind sehr authentisch und das macht sie erst recht sympathisch. Nichts von dem, was sie überlebt haben und überwinden müssen, ist leicht. Sie haben zu kämpfen, sie halten dem Druck nicht immer stand und sind auch einfach mal schwach. Das macht die Geschichte sehr ehrlich und ist mir besonders unter die Haut gegangen. Matze und Antonia könnten wirklich zwei junge Menschen von nebenan sein.
Neben den düsteren Geheimnissen gibt es auch immer wieder kleine erfreuliche Wendungen und schöne, bewegende Momente, in denen die beiden einfach genießen können, Zeit miteinander zu verbringen. Es wird immer wieder deutlich, wie verschieden die Welten sind, aus denen sie kommen und doch harmonieren die beiden auf eine ganz eigene, besondere Weise miteinander, die ihnen wohl viele nicht zutrauen würden.
Wie auch im ersten Band ist der Hauptteil der Handlung aus der Ich-Perspektive von Antonia geschrieben. Dadurch bekommt man wieder einen sehr intensiven Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. So manches Mal wollte ich sie gern in den Arm nehmen und ein bisschen Trost spenden.
Immer wieder gibt es kleine Einschübe, die aus der Sicht von Matze berichten. Zwar gibt es hier einen personalen Erzähler, die Einblicke, die man erhält, sind aber ebenso tiefgreifend und emotional. Die beiden Protagonisten dürfen nicht viel vor dem Leser verbergen.
Neben dem sehr präsenten Thema der Liebe, mit all ihren Höhen, Tiefen, Schwierigkeiten und schönen Momenten, geht es auch viel um Familie und Freundschaft, die persönliche Entwicklung, Träume und Ziele. Eben um die Dinge, die einfach jeden beschäftigen und bewegen. Dadurch bringt einen das Buch gleichzeitig auch noch reichlich zum Nachdenken.
Fazit
Eine wundervolle, gefühlvolle Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen hat. Bewegende Momente, aufwühlende Geheimnisse, authentische, sympathische Figuren und ein unglaublich schöner Schreibstil machen dieses Buch zu einem besonderen Erlebnis.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.