[gelesen] Svea Tornow – EXXIT – Band 1

© LYX (Egmont)
 EXXIT – Band 1
 Autor: Svea Tornow
erschienen März 2015
Verlag: LYX (Egmont)
ISBN: 978-3-8025-9592-9  

finde deinen Ausweg – spannend, aber mit kleinen Schwächen

Was für die einen die schönste Nebensache der Welt ist,
ist für die anderen der Job zum Überleben. Die Hamburger Reeperbahn ist bekannt
für die Etablissements, in die uns das Buch führt. Wie alles hat auch dieser
Job vermutlich seine guten Seiten, manchmal ist es aber auch knallhart, eklig
und gefährlich.
Als die junge Fleur tot im Bordell aufgefunden wird, wird
schnell deutlich, dass es sich nicht um einen Sexunfall handelt. Um Unruhe zu
Vermeiden, würde der Besitzer des Ladens eigentlich gern alles unter den Tisch
kehren. Doch da hat er seine Rechnung ohne Michelle, die Freundin der Toten,
und den Polizisten Paul gemacht. Und ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt:
der Täter.

Michelle ist eine sehr sympathische, junge Frau, die in
ihrem Leben schon einiges mitgemacht hat. Obwohl sie durch ihre Erfahrungen
verbittert, unfreundlich oder abgebrüht sein könnte, hat sie sich ihre
menschliche, warmherzige Seite erhalten. Es ist zwar nicht unbedingt leicht,
hinter ihre Mauern zu blicken, aber durch ihre Hartnäckigkeit, um den Fall der
toten Fleur aufzuklären, wird schnell deutlich, wie wichtig ihr die Menschen
sind, die sie näher an sich heranlässt und an denen ihr etwas liegt.
Neben Michelle gibt es sehr viele, unterschiedliche
Charaktere, die die Geschichte sehr abwechslungsreich machen. Neben den
Polizisten und weiteren Prostituierten, lernt man auch Personen kennen, von
denen man zu Beginn der Geschichte nicht vermutet hätte, in welchem Zusammenhang
mit dem Fall sie am Ende stehen. Die ganzen Verstrickungen aufzuklären ist auf
jeden Fall spannend.
Zahlreiche Perspektivwechsel ermöglichen es, bei all den
parallel laufenden Handlungen, einen guten Überblick über Zusammenhänge,
Beziehungen und Verknüpfungen zu bekommen. Da so viel an unterschiedlichen
Orten geschieht, ist es auf jeden Fall sinnvoll, immer wieder an die
unterschiedlichen Schauplätze zu wechseln. Zu Beginn des Buches waren mir die
Kapitel jedoch etwas zu kurz. Die Umbrüche erfolgten so rasch aufeinander, dass
es fast hektisch wirkte. Man konnte sich irgendwie auf keinen Abschnitt so ganz
einlassen und kontrollieren, weil prompt wieder neue Eindrücke auf einen
eingeprasselt sind, die häufig erst später in einem richtigen Zusammenhang zu
der Ausgangssituation gebracht wurden. Im Verlauf der Geschichte wurden die
einzelnen Abschnitte dann länger, was mir persönlich besser gefallen hat. Trotz
der teilweise dramatischen Ereignisse und den unglaublichen Entdeckungen, hat
es ein wenig mehr Ruhe in die Handlung gebracht.
Gut gefallen hat mir, dass die Ermittlungsarbeit nicht so
klassisch verlief. Die Polizeiarbeit ist zwar immer wieder Thema und wird in
unterschiedlichen Weisen aufgegriffen, aber sowohl Paul, als auch seine Kollegin
Svenja halten sich nicht immer ganz an alle Regeln und Vorschriften. Beide sind
nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herz bei der Arbeit, was in
einigen Situationen wirklich nicht schaden kann.
Beschreibungen von Orten und Personen sind mal etwas
detaillierter, mal wird dem Leser nur genau so viel verraten, wie er benötigt,
um eventuelle Zusammenhänge zu erkennen. In den meisten Situationen bekommt man
ein sehr anschauliches Bild, einige Szenen sind auch recht heftig ausgeschmückt,
was nichts für schwache Nerven ist. Die Spannung wird dadurch auf jeden Fall
erhöht, da man nicht nur liest, sondern mit den Personen mit fiebert, ihre
Angst und Verzweiflung greifbar werden.
Wenn ich nicht wüsste, dass dieses Buch als „Band 1“
geschrieben ist, würde ich am Ende sagen, dass mir etwas fehlt. Am Ende geht es
doch recht schnell, viele Dinge bleiben ungeklärt und werden nicht aufgelöst.
Im Falle einer Fortsetzung natürlich sinnvoll, ich frage mich im Moment jedoch,
ob nicht vielleicht 20-30 Seiten mehr ausgereicht hätten, oder ob es wirklich
genug Handlung für ein vollständiges weiteres Buch gibt. Ich lasse mich da gern
überraschen und bin neugierig, wie es mit Michelle und den anderen wohl weiter
gehen wird.
Eine spannende Geschichte, die für mich vom Stil ein paar
kleinere Schwächen hatte, sich insgesamt aber gut lesen lässt.

3 Gedanken zu „[gelesen] Svea Tornow – EXXIT – Band 1“

  1. Oh, das klingt wirklich nach einem guten Buch 😀 Vor allem für mich als Fast-Hamburgerin 😉
    Ich werde es mal auf meine Wunschliste packen… zu den anderen dreihundert Leichen *g*

    Liebe Grüße
    Sas

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