Rezensionsexemplar | Werbung
![]() © Fischer | All better now All now #1 . Neal Shusterman erschienen im Juli 2025 576 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Fischer Sauerländer |
… zäh …
Von Neal Shusterman habe ich bereits einige Bücher gelesen, die mir gut gefallen haben, vor allem die Scythe-Reihe.
All better now kommt mit einem dystopischen Setting daher. Es wird kein genaues Jahr genannt, aber die Handlung scheint in der nahen Zukunft zu spielen, da auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen Bezug genommen wird. Gleichzeitig gibt es ein paar technische Entwicklungen, die eher futuristisch wirken.
Eine neue Corona-Mutation, Crown Royale, bedroht die Menschheit. Erneut sterben Menschen. Diejenigen, die überleben, sind danach verändert. Die Menschen haben neue Lebensziele. Sie sehen in allem das Positive und sind einfach nur glücklich.
Für manch einen Charakter ist genau das ein Grund, sich absichtlich mit dem Virus anzustecken. Was könnte besser sein, als sorglos durchs Leben zu gehen? Besonders wenn man von schweren Verlusten geprägt ist oder gegen Depressionen kämpft.
Und so entwickeln sich zwei Lager: Die einen wollen das Virus vermeiden oder bekämpfen, sie schotten sich ab, haben Angst vor einer Wesensveränderungen und all ihren Folgen – den privaten aber auch den wirtschaftlichen. Die anderen setzen auf eine gezielte Verbreitung – denn wenn alle Menschen glücklich sind, verschwinden doch auch alle Konflikte und Sorgen von der Erde!? Dafür nehmen sie auch in Kauf, dass ein kleiner Prozentsatz aller Infizierten nicht überleben wird.
Das Szenario an sich ist super spannend und die gegensätzlichen Sichtweisen regen zum Nachdenken an. Dennoch fand ich das Buch langatmig und teils auch nervig. Die zwei Extreme predigen immer wieder ihre Ansichten. Völlig überzeugt davon, dass sie im Recht sind, gibt es seitenlange Beschreibungen, warum ausschließlich ihre Meinung stimmen kann und warum nur so die Menschheit gerettet werden kann. Es gibt nur schwarz oder weiß, kein vernünftiges Abwägen. Entschieden wird über den Kopf aller anderen Menschen hinweg.
Der ganze Schreibstil ist anstrengend. Einerseits philosophisch langatmig, andererseits extrem belehrend. Und einfach wenig flüssig oder emotional.
Zudem sieht sich auch die Handlung in die Länge, da beide Seiten nur schwer nennenswerte Fortschritte erzielen können. Erst zum Ende hin wird das Geschehen dann deutlich spannender – aber auch dies natürlich mit ordentlichen Extremen und Übertreibungen.
Für mich gab es keine Figur, mit der ich wirklich mitfiebern wollte. Durch ihre Haltungen und Taten ist niemand wirklich sympathisch. Einzig Mariel zeigt eine etwas ausgewogenere Sichtweise und denkt (manchmal) über Dinge nach, bevor sie handelt.
Geschildert wird das Geschehen um einen kleinen Kreis von Personen. Allerdings gibt es immer wieder Blicke rund um die Welt zu Ereignissen und Personen, zu Erkrankten, die ihr Leben ändern. Diese wirken erst mal völlig zusammenhanglos, wie es der „Zufall“ so will, entwickeln die meisten dieser Figuren aber doch noch einen Bezug zum Hauptstrang. Dem Lesefluss haben all diese – letztlich doch eher belanglosen – Nebencharaktere eher nicht gut getan und ihre Einbindung in die Geschichte wirkt, wie vieles in dem Buch, sehr konstruiert.
Ich war ehrlich gesagt froh, als ich mit dem Buch durch war und kann mir aktuell nicht vorstellen, auch noch den zweiten Teil zu lesen, auch wenn das Ende ein wenig neugierig darauf macht.
Fazit
Was nach einem spannenden Szenario klang, entwickelt sich für mich leider zu einem zähen Leseerlebnis. Die Handlung kommt nicht voran, die extremen Positionen werden immer wieder unnötig ausführlich wiederholt und zu den Charakteren habe ich keinen Zugang gefunden…
Ich danke dem Verlag und netgalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.