Rezensionsexemplar
© Hörbuch Hamburg | Where the Roots Grow Stronger Shetland-Love-Reihe 1 Kathinka Engel . gelesen von Karoline Mask & Arne Stephan erschienen im September 2021 733 Minuten . hier geht’s zum Verlag → Hörbuch Hamburg |
leider sehr langatmig
Seit drei Jahren war Fiona nicht mehr in ihrer Heimat. Damals hat sie von jetzt auf gleich alles zurückgelassen: Ihr zuhause, ihre Schwestern und ihren Freund Connal, den sie ohne Erklärung verlassen hat. Nun muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen – und den Gründen, die sie haben flüchten lassen.
Es fällt mir relativ schwer, eine Rezension zu dieser Geschichte zu schreiben.
Ich finde es gut, dass die Autorin dieses eine bestimmte Thema aufgegriffen hat. Fionas Gedanken und Gefühle sind nachvollziehbar dargestellt. Eindringlich werden ihre Sorgen und Beweggründe geschildert – ob man ihr Verhalten deswegen gutheißt, ist dabei noch eine andere Frage.
Gesellschaftlich bleibt diese Thematik viel zu oft unerwähnt, während sich die Betroffenen damit quälen. Auch das wird deutlich. Und ich kann auch total verstehen, warum Fiona es selbst in Gedanken zunächst nicht ausspricht. Das passt dazu, dass halt auch gesellschaftlich geschwiegen wird.
Doch genau dieser Punkt hat mich letztlich auch gestört. Nach spätestens 20% des Hörbuchs ist aufgrund zahlreicher Andeutungen klar, welche Sorgen Fiona mit sich herumträgt. Es dauert aber noch etliche weitere Hörminuten bis Fiona es zumindest in Gedanken klar benennt.
Und es dauert nahezu das ganze Buch, bis sie bereit ist, darüber zu reden.
Und selbst das kann ich ja im Prinzip total verstehen, weil es sie große Überwindung kostet, es zuzugeben. Aus Angst vor den Reaktionen. Vor den gesellschaftlichen Erwartungen.
Aber dadurch passiert über weite Strecken einfach so gut wie gar nichts.
Fiona grübelt. Hadert mit sich selbst. Hadert mit dem Leben. Macht auch anderen Leuten gegenüber nur Andeutungen. Dadurch gibt es Streit. Mal wieder. Sie grübelt wieder. Sie geht spazieren und denkt nach. Und dreht sich im Kreis. Sie bemitleidet sich selbst. Für ihre Sorgen und die Folgen. Und auch das kann ich verstehen. Ich kann wirklich verstehen, warum sie sich so fühlt, aber auf die Dauer des Hörbuchs wurde es einfach anstrengend, zuzuhören. Weil es letztlich doch immer das gleiche war, während die Handlung nicht vorankommt.
Und wenn sie halt einfach mal früher mit jemandem geredet hätte, hätte die ganze Story mindestens 6 Stunden kürzer sein können. Dummerweise habe ich erst hinterher herausgefunden, dass man mit 1,5facher Geschwindigkeit auch ziemlich gut zuhören kann.
Was ich wirklich, wirklich toll fand, waren die Naturbeschreibungen. Ich habe richtig Fernweh bekommen. Die Shetland Inseln mit ihrer rauen Landschaft, den vielen Schafen und dem ungemütlichen Wetter in der kalten Jahreszeit werden immer wieder sehr bildhaft geschildert.
Zwischen den langen Passagen von Ich-Erzählerin Fiona gibt es hin und wieder kurze Gedichte von Connal, die von Sprecher Arne Stephan ansprechend vorgetragen werden. Mit der Betonung der Fiona-Sprecherin habe ich hingegen hin und wieder gehadert, da die Art, wie direkte Rede dargestellt wird, für mich nicht immer zur jeweils beschriebenen Stimmung passte.
Fazit
Das Buch greift ein wichtiges Thema auf. Sehr intensiv und emotionsgeladen werden Fionas Sorgen geschildert, die ich weitgehend nachvollziehbar fand, auch wenn ich ihr daraus resultierendes Verhalten nicht immer ok fand. Gestört hat mich allerdings, dass Fiona so lange damit zögert, die Wahrheit zu sagen, dass über weite Strecken der Geschichte im Grunde nichts weiter passiert, als dass Fiona sich gedanklich im Kreis dreht…
Ich danke dem Verlag sowie NetGalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.