[gehört] Zorn 2. Vom Lieben und Sterben von Stephan Ludwig

©Argon Verlag
Vom Lieben und Sterben

Zorn 2
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Autor: Stephan Ludwig
Hörbuch erschienen November 2013
Sprecher: David Nathan
453 Minuten, gekürzte Lesung
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Argon Verlag
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teils spannend, mit Schwächen

Zweiter Band: Die Geschichte der Ermittler geht zwar weiter, die Kriminalfälle haben jedoch nichts miteinander zu tun, so dass man sie auch unabhängig voneinander lesen/hören kann.

Es ist ein schöner, warmer Sommermorgen, der Wald liegt ruhig und idyllisch da – bis es passiert und ein Jugendlicher bei seiner Radtour fast geköpft wird. Kurz danach stirbt der nächste junge Mensch. Die Opfer kennen sich. Kann das ein Zufall sein? Will sich jemand an der Clique rächen oder steckt etwas ganz Anderes dahinter?
Für Claudius Zorn und seinen Partner Schröder bedeutet das reichlich Ermittlungsarbeit. Denn auch als der Weg klar zu sein scheint, gibt es die nächsten Ungereimtheiten, die zum Umdenken und Weitersuchen zwingen.

Den ersten Band der Reihe habe ich vor 9 Jahren gelesen. Ich mochte den Thriller und auch das ziemlich ungleiche Ermittlerduo ganz gern, habe mir die Fortsetzungen auch immer mal angesehen, bin dann aber doch nicht dazu gekommen, es weiter zu verfolgen. Das wollte ich jetzt ändern und habe mir das Hörbuch des zweiten Bandes geschnappt. Allerdings ist es eine gekürzte Version und ich hatte das Gefühl, das merkt man teilweise auch, vielleicht ändert sich aber auch einfach der Geschmack. Mich konnte das Buch auf jeden Fall nicht so packen und mitnehmen, wie es damals der Fall war.

Claudius Zorn ist ein ziemlich mürrischer, oft übel gelaunter Hauptkommissar, der besonders gut Arbeit auf andere abwälzen kann, damit er selbst mehr Ruhe und Freizeit hat. Immer wieder bekommt man den Eindruck, dass er nur wenig Lust auf seinen Job hat und er die Fälle nur halbherzig bearbeitet. Bei Befragungen ist er oft nicht besonders einfühlsam, übt Druck aus und schreckt auch vor Drohungen nicht zurück. Er ist nicht unbedingt ein Kommunikationsgenie, oft fehlen ihm die richtigen Worte, selbst wenn er durchaus das eine oder andere wahrnimmt und beobachtet. Stellenweise tut er es dann ab oder lässt es unter den Tisch fallen, weil er nicht weiß, wie er darauf reagieren soll bzw. was er sagen soll. Das betrifft allerdings eher den privateren Bereich und seinen Kollegen Schröder. Und auch wenn ich Zorn als Figur irgendwie interessant finde und es mal was anderes ist, dass er kein so typischer, hochmotivierter, zuverlässiger Polizist ist und ich es daher auch nicht so schlimm finde, nicht komplett mit ihm warm zu werden, hat mich seine ignorante Art dann doch teilweise gestört. Als ein sehr sensibles Thema auf den Tisch kommt, fehlen ihm mehr oder weniger die Worte und das konnte ich verstehen, er bemüht sich zwar irgendwie auch, irgendwas unbeholfenes dazu zu sagen, dann ist es für ihn aber auch erledigt, obwohl so offensichtlich ist, dass es für den Gegenüber nicht erledigt sein kann und dass es der Person schon länger nicht gut geht. Auch diese Anzeichen hat er, nachdem er sie bemerkt hat, eben einfach ignoriert. Dieses Verhalten passt zwar zu dem Kommissar, aber so bleiben diese Aspekte ziemlich auf der Strecke, was mir bitter aufgestoßen ist. Möglicherweise wird das eine oder andere aber im Verlauf der Reihe noch weiter eine Rolle spielen.
Zweiter Part im Ermittlerduo ist Kommissar Schröder. Er ist so ziemlich das Gegenteil von Zorn, wodurch ein interessantes Team entsteht. Schröder ist meistens fröhlich, aufgeschlossen, zugänglich, aufmerksam, arbeitet vorausschauend und fleißig. Er lässt sich viel von seinem „Chef“, wie er Zorn meistens nennt, gefallen, aber irgendwann kommt dann auch bei ihm der Punkt, an dem er mal seine Meinung sagt, was ich gut fand. Nur leider ändert sich danach nur wenig, was allerdings an Zorn liegt, nicht zwingend nur an Schröder. Er hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, die er nur selten nach außen dringen lässt. Aufgrund der Perspektivwechsel kann man aber auch ein paar mehr Einblicke in sein Leben bekommen, wodurch für den Leser bzw. Hörer schneller klar ist, dass bei ihm nicht alles gut läuft, auch wenn das Umfeld das nicht so wahrnimmt oder die Anzeichen übersehen möchte.

Der Kriminalfall rund um die beiden toten Jugendlichen wird im Verlauf komplexer, als zunächst gedacht. Ich hatte auch eher jemand anderes im Verdacht, den ich für wahrscheinlicher gehalten hatte. Die Auflösung war jetzt aber auch nicht die allergrößte Überraschung, aber insgesamt schon gut gemacht. Da kommt einiges an Grausamkeiten und gruseligen Gedanken zusammen. Gefühlt vergeht allerdings ziemlich viel Zeit bei den Ermittlungen, was ich teilweise schon etwas schade und störend fand. Sollte so ein Mordfall nicht ein bisschen mehr Priorität haben und eben auch nach Feierabend bearbeitet werden, wenn es sein muss? Es passt zwar zur Arbeitsmoral von Zorn, aber so richtig gelungen fand ich das dennoch nicht, da ich immer wieder das Gefühl hatte, es ist nicht so richtig wichtig, ob nun noch jemand stirbt oder nicht.
Einige der Szenen wirkten für mich auch fast etwas aus dem Zusammenhang gerissen, was aber aufgrund der Kürzung passiert sein kann. Manchmal habe ich mir eingebildet, zu merken, dass da rundrum irgendwas fehlt oder es einfach etwas abgehackter war, als es hätte sein sollen.
Die Perspektivwechsel an sich haben mir gut gefallen. So kann man die beiden Ermittler begleiten, aber auch den lebenden Rest der Clique und den Täter in einzelnen Auszügen. So hat man als Zuhörer einen Wissensvorsprung, der jedoch noch nicht jedes Rätsel auflöst, hier und da aber auf jeden Fall auch die Spannung steigert.

Die sprachliche Umsetzung von David Nathan hat mir gut gefallen. Er hat eine angenehme, ausdrucksstarke Stimmung, betont die Passagen passend und durch Anpassungen in der Stimmhöhe und Sprechweise kann man die Charaktere gut auseinanderhalten. Besonders gelungen umgesetzt fand ich Zorn und Schröder. Die unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Ermittler kam dabei sehr gut rüber. Auch die düsteren Abschnitte empfand ich als sehr gelungen gelesen. Durch die raue, leisere Stimme wurde die unheimliche Atmosphäre in diesen Augenblicken verstärkt und gut transportiert. Zwischendurch blieb die Atmosphäre für mich allerdings auch ein wenig auf der Strecke, wobei ich nicht sagen kann, ob es an den Kürzungen oder wirklich an der Umsetzung lag. Manches wirkte eben etwas aus dem Zusammenhang gerissen und als würde rundrum etwas fehlen.

Fazit

Wenn man das ungleiche Ermittlerduo mag, wird man mit dem Buch sicher wieder Freude haben. Es gibt spannende Stellen in der Geschichte, hier und da blieb für mich aber einiges auf der Strecke, was aber auch an den Kürzungen liegen könnte. Auch wenn ich das schräge Team der Kommissare interessant finde, habe ich doch auch einige Male mit Zorn gehadert. An sich ist er in sich schon ziemlich stimmig gezeichnet und bleibt seiner mauligen, teils desinteressierten Art und Weise treu. Aus meiner Sicht gibt es nur eben auch Momente, in denen man dann mal über seinen Schatten springen sollte, vor allem da man in den Passagen, die ihn begleiten, eigentlich auch merkt, dass ihm das eine oder andere durchaus nah geht, er zeigt es eben nur keinem.
Komplett überzeugt hat mich das Buch am Ende leider nicht.

 

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